Froh sind erst einmal wieder alle, dass das zum vierten Mal von der Gebirgsjägerbrigade 23 zusammen mit der Alpenvereinssektion Berchtesgaden durchgeführte 24-Stunden-Spektakel in der DAV-Kletterhalle ohne Unfälle über die Bühne ging. Schließlich ist es eine Herausforderung für Sichernde und Kletterer, 24 Stunden lang die Konzentration zu bewahren. Freilich durften die Teams auch ausgewechselt werden, sodass sich viele zwischendurch die verdiente Schlafpause holten. Die Ehrgeizigen aber legten sich lediglich ein oder zwei Stunden in eine ruhige Ecke, um sich danach gleich wieder einzubinden und in die Wand zu stürzen.
So einer war Sepp Pfnür, der heuer Seriensieger Christian Schlesener klar in die Schranken verwies. Während der »Schlesi« mit seinen starken 140 Routen im letzten Jahr noch gewonnen hätte, reichte es heuer gegen Sepp Pfnür nicht. Der spulte seine Routen maschinenmäßig herunter und hatte am Ende über 3 000 Höhenmeter in Armen und Beinen – das ist über eineinhalb Mal die Höhe der Watzmann-Ostwand. Und das alles in Schwierigkeitsgraden von mindestens 5, meist deutlich höher. Die stellten für die zahlreichen jugendlichen Teilnehmer aus dem hiesigen Stützpunktkader ebenso wenig ein Problem dar wie für die teilnehmenden Senioren. Denn das Altersspektrum reichte diesmal von gerade mal zehn Jahren bis zu 65 Jahren.
Dass in diesem Jahr mit 9 834 Routen nicht ganz so viele geklettert wurden wie im letzten Jahr, als es noch über 10 000 waren, liegt an den reduzierten Teams. Statt 14 Mannschaften stellten sich heuer nur zwölf der Herausforderung, was DAV-Geschäftsführer Bernhard Kühnhauser aber sogar positiv sieht, weil die größere Bewegungsfreiheit in der Halle zu einer entspannteren Atmosphäre beitrug.
Knapp 300 Teilnehmer kletterten von Freitag, 16 Uhr, bis Samstag, 16 Uhr, im Schichtbetrieb. Immer nach 25 Minuten gab es eine fünfminütige Pause zum Wechseln der Kletterzone – dann wartete eine neue Route. Die von der Bundeswehr gestellten Kampfrichter sorgten dafür, dass richtig gezählt wurde und auch sonst alles seine Ordnung hatte. Überhaupt stellte die Bundeswehr wieder ein großes Helferkontingent, das für den reibungslosen Ablauf des Spendenkletterns sorgte.
Den Sieg holten sich heuer die »Nobodys« mit 1 125 gekletterten Routen. Deren Sponsoren – die Alpstation Salzburg, die Firma Quittenbaum GmbH, die Bäckerei Niedermayer und der Gasthof »Waldquelle« – spenden dieselbe Summe an die Bergwacht Ramsau. Auf Rang 2 folgte die Steuerkanzlei Martin Schwab mit 964 Routen. Die von der gleichnamigen Firma zur Verfügung gestellte Summe geht an den Bergrettungsverein Berchtesgaden. Auf Rang 3 folgte schließlich mit dem Gebirgspionierbataillon 8 eine Mannschaft der Bundeswehr. 849 Routen konnte sie klettern und genauso viele Euros verdienen. Das Geld spenden die Sparkasse Bad Reichenhall, das Autohaus Bachfrieder, das Autohaus Färber und die BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH an das Jugendamt Berchtesgadener Land (alle weiteren Ergebnisse siehe Kasten).
»Es ist super gelaufen«, konstatierte DAV-Geschäftsführer Bernhard Kühnhauser nach dem Schlusspfiff des Spendenkletterns. Die Teilnehmer hatten nicht nur jede Menge Gaudi, sondern auch das gute Gefühl, sich für eine gute Sache eingesetzt zu haben. Denn die Gelder gehen überwiegend an regionale Einrichtungen. Und zusätzlich zu den 9 834 Euros aus den gekletterten Routen kam noch eine schöne Summe aus dem Kuchenverkauf der Sektion zusammen. Das Geld wird der Familie des kürzlich beim Klettern schwer verunglückten Großgmainers Stefan Rass zur Verfügung gestellt. Der Familienvater liegt seit seinem 25-Meter-Absturz im Koma. Ulli Kastner