Noch Ende Juni hatte es im Kreisausschuss Aufregung wegen des von der DB Netz AG geplanten Gleisabbaus gegeben. Da wurde deutlich, dass auch Landrat Bernhard Kern und die Bundeswehr in Strub einen Abbau ablehnen. Der Kreisausschuss fasste eine einstimmige Resolution zum Erhalt der Anlage.
Kern hatte zuvor bereits in einem Telefonat mit Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter für den Freistaat Bayern, den Erhalt der Anlage empfohlen. Dabei verwies er auf das Mobilitätskonzept des Landkreises und den Klimaschutz.
Und Bischofswiesens Bürgermeister Thomas Weber hatte zu bedenken gegeben, dass die Kaserne in der Strub doch ihre Fahrzeuge und Großgeräte über Berchtesgaden verladen könnte. Weber hatte damals von einer optimalen Chance gesprochen, Bahninfrastruktur nicht abzubauen, sondern zu ertüchtigen. Seit Langem verlegen die Struber Jager allerdings bei Übungen nicht über den Berchtesgadener Bahnhof, sondern über Bad Reichenhall.

Das wird nun erst einmal so bleiben, nachdem die Anlage am Berchtesgadener Bahnhof in den letzten Tagen bereits abgebaut wurden. Die DB Netz AG hatte bereits nach der Stilllegung des Gleises im Mai auf den bevorstehenden Abbau im August verwiesen. Allerdings ließ die Bahn damals auch wissen, dass ein Abbau im rechtlichen Sinne bislang nicht im Raum stehe, es handele sich nur um die Entfernung der Gleise. Gemeint ist damit, dass das Gütergleis 22 nicht entwidmet wird. Zwar sei das Gleis entfernt worden, um einen neuen Kabelkanal für ein neues elektronisches Stellwerk zu verlegen, der geschottete Bahnkörper könne aber bei Bedarf reaktiviert werden.
Angeblich nicht geplant ist ein Verkauf des Grundstücks. Vielmehr ging es bei Stilllegung und Abbau um die hohen Unterhaltskosten. Rund 190.000 Euro hätte man investieren müssen, um das etwa 200 bis 300 Meter lange Stück Gütergleis am Bahnhof Berchtesgaden wieder auf Dauer betriebsfähig zu machen. Ohne entsprechende Nachfrage sei es der Bahn weder wirtschaftlich noch betrieblich möglich, die Infrastruktur vorzuhalten, so Josel. Immerhin sei die Gleisanlage seit zehn Jahren nicht mehr genutzt worden. Die Fläche könne im Bedarfsfall aber wieder mit einer neuen Gleisanlage ausgestattet werden. Allerdings wäre dann ein Planfeststellungsverfahren notwendig.

Während das Gütergleis 22 bereits Geschichte ist, gehen die Arbeiten in puncto Stellwerksumstellung am Bahnhof weiter. Die Stellwerke in Berchtesgaden, Bischofswiesen, Hallthurm, Bad Reichenhall und Piding werden auf eine elektronische Stellwerkstechnik (ESTW) umgestellt. Der Zugverkehr zwischen diesen Bahnhöfen wird zukünftig per Mausklick von einem Fahrdienstleiter in Freilassing gesteuert. Dazu müssen unter anderem auf der gesamten 34 Kilometer langen Strecke zwischen Freilassing und Berchtesgaden Lichtwellenleiter in sogenannten Kabeltrögen verlegt werden.
Ulli Kastner