Die Detailauswertung der Datensätze zeigte jüngst, dass sich der Klimawandel deutlich auf die Bergwälder auswirkt und diese darauf reagieren. Die Bäume wachsen schneller als früher und werden dicker, die Wälder werden dichter, allerdings gibt es auch mehr Lücken. Die verursachen laut Dr. Rupert Seidl Störungen aufgrund des Klimawandels, die sich bis zum Ende des Jahrhunderts sogar verdreifachen könnten, etwa Windwurf und Borkenkäfer.
Letzterer gilt als Profiteur des Klimawandels und setzt vor allem Fichten zu. Die wachsen vorwiegend in kühl-gemäßigten Zonen, im Nationalpark Berchtesgaden in mittleren und hohen Seehöhen. Fichten werden es im Nationalpark Berchtesgaden, auch dort, wo sie von Windwurf und Borkenkäfer verschont bleiben, nicht leicht haben. Vor allem in mittleren Lagen kämpfen sie mit der Konkurrenz von Laubbäumen wie Buchen. Daher ändert sich den Erkenntnissen der Untersuchung zufolge die Zusammensetzung der Bergwälder. Laut Dr. Rupert Seidl sinkt der Anteil der Fichten und anderer Nadelbäume, der Anteil der Laubbäume steigt. Das ist schon jetzt ersichtlich. »Beispiele für naturnahe Laub- und Laubmischwälder gibt es im Nationalpark zum Beispiel, wenn man von St. Bartholomä aus entlang des Eisgrabens in Richtung Watzmann-Ostwand wandert oder am Ostufer des Königssees«, weiß der Forschungsleiter.

Die Walddynamik erhöht sich im Zuge des Klimawandels. Während sich früher Wälder sehr langsam veränderten, also Bäume abgestorben und neue nachgewachsen sind, wird das in Bergwäldern künftig schneller vonstatten gehen, insbesondere in jungen Wäldern. »Unsere Analysen zeigen, dass sich alte, komplex aufgebaute Wälder weniger stark verändern, zum Beispiel nach einer Störung«, erklärt Dr. Rupert Seidl. Der Forschungsleiter, der auch Professor für Ökosystemdynamik und Waldmanagement an der Technischen Universität München ist, stellt aber auch klar, dass die Zukunft der Wälder sehr stark davon abhängt, wie ernst die Gesellschaft den Klimaschutz nimmt. In der Untersuchung wurde die Zukunft der Wälder am Computer unter verschiedenen Klimaszenarien simuliert. Es zeigte sich, dass es unter einem moderaten Erwärmungsszenario künftig gut aussieht für vielfältige Bergmischwälder. »Doch wenn wir weitermachen wie bisher und die Erwärmung weiter fortschreitet, wird vor allem der Fichtenanteil in tiefen und mittleren Lagen des Nationalparks sehr stark zurückgehen«, prognostiziert der Forschungsleiter.
li