Rund viereinhalb Stunden dauert die Veranstaltung, zwei Busse stehen für die Personen am Bahnhof bereit, alle Teilnehmer haben sich fein heraus geputzt, die meisten tragen Tracht, nur zwei Holländer sind in voller Bergmontur inklusive Rucksack und Bergschuhen gekommen. Nicht minder schick sind die beiden Busfahrer der RVO, in Hemd und Lederhose kutschieren sie die Teilnehmer zur Buswendeplatte.
Eine Männerstimme sollte über Band während der Busfahrt Wissenswertes preisgeben, über die Berge, die Geschichte des Kehlsteinhauses und den Arbeitsaufwand zur damaligen Zeit. Aber: Das Band funktioniert nicht. Ann-Kathrin Helbig von der BGLT muss einspringen. Helbig zeigt auf Hochthron, Göll und in Richtung Purtschellerhaus. Die Situation ist bizarr, sind doch die meisten Gäste Einheimische, sie kennen die Berge, die Geschichten – den Erläuterungen schenken sie kaum Aufmerksamkeit. Stille herrscht erst, als Helbig enthüllt, welche Speisen beim Menü gereicht werden.
Mit dem Lift geht es schließlich zum Haus, auf der Terrasse empfangen Kellner die Gäste mit Sektgläsern. Helle Wolken zieren den Himmel, einzelne Sonnenstrahlen blitzen durch. Die Gäste genießen die Aussicht auf Schönau und Salzburg. Auf einer Anhöhe rechts neben dem Weg zum Gipfelkreuz stehen vier Weisenbläser der »Drogzapfn Buam«, sie sorgen mit ruhigen Tönen für eine gelassene Atmosphäre.

Frohe Weihnachten
Später bittet Sepp Höllbacher von den Musikern zu Tisch. Die ersten Speisen werden serviert, es gibt Maisschaumsuppe mit gebratener Garnele und Speck. »Ich gratuliere allen nachträglich zum Geburtstag und natürlich auch noch ›Frohe Weihnachten‹«, sagt Höllbacher, »die meisten von euch werden dieses Essen ja geschenkt bekommen haben«. Einheimische hätten so die Möglichkeit, den Kehlstein in einer »kleineren« Gruppe auf eine besondere Art zu erleben.
»Es gibt einige, die nehmen regelmäßig teil«, so Karin Mergner von der BGLT. Einheimische und Touristen würden die Veranstaltung zu gleichen Teilen buchen – an diesem Mittwoch waren Erstere in der Überzahl. Höllbacher erzählt immer wieder Geschichten, mal derb, mal lustig, dann spielen die Musikanten. Draußen dämmert es, Abendrot schmückt den Himmel. Die Sonne scheint zu brennen.
Nur wenige Minuten nach der Vorspeise tragen die Kellner große Tabletts mit den Hauptspeisen herein. Sowohl der gebratene Hirschrücken mit Kartoffel-Wirsingpüree als auch der Spanferkelrollbraten mit Serviettenknödel kommen gut an, die Teller sind im Nu leer gegessen. Vor dem Dessert wird dem holländischen Touristen eine besondere Ehre zuteil: Mit der Trompete darf er die »Drogzapfn Buam« bei einem Stück begleiten. Im Anschluss wird Cremé Brulee serviert, auch der ein oder andere Schnaps darf nicht fehlen.

Gute Nacht
Gegen 22 Uhr bringt der Lift die Gäste 124 Meter tiefer. Die letzten Meter zu den wartenden Bussen führen durch den Tunnel, davor haben sich die Weisenbläser positioniert, sie spielen zum Abschied. Am Tunneleingang brennen Fackeln, inzwischen ist es stockfinster. Bis die Busse wieder ins Tal fahren bleiben noch einige Minuten. Ein letzter Blick auf das hell erleuchtete Salzburg, dann geht es zurück ins Tal. Lena Klein