Die bemerkenswerte und unbedingt sehenswerte Ausstellung der in den Schweizer Bergen lebenden und aus dem hügeligen Sachsen stammenden Künstlerin bietet noch einige Tage die Möglichkeit für einen Rundgang durch die Kunstwelt von Ela Schwarz. Besucher können die Bekanntschaft mit Blüemli VI, Jockeli oder Frieda machen und anschließend, eine Treppe höher, eintauchen in die mystische Welt der Fabelwesen.
Die Kuhwelt von Ela Schwarz passe ganz ausgezeichnet in das Hotel auf dem Obersalzberg, betonte Werner Müller, Chef des »Kempinski« in Berchtesgaden, und ganz sicher auch in die Region. Zwar fand die Malerin »ihre« erwachsenen Rindviecher und auch die »Halbstarken« auf den saftigen Bergwiesen des Appenzeller Landes, doch die Parallelen zu den Berchtesgadener Bergen lassen sich leicht finden. Denn Ela Schwarz liebt die Berge. Und sie liebt das ländliche Leben, zu dem natürlich Tiere gehören. Ihre Großeltern hatten in der Gegend um Dresden einen Bauernhof, auf dem sie bereits als Kind viel Zeit verbrachte. Die Liebe zu den Tieren und insbesondere zu den Kühen hat sie sich bewahren können. Und als sie in die Schweiz kam, ohne den Vorsatz dort auch zu bleiben, hat sie als Malerin in der neuen Umgebung sofort ihre Motive gefunden. Eigentlich sollte das eine Episode im geplanten Künstlerleben bleiben, aber es sei im Gegenteil immer extremer geworden. Sie habe immer wieder einmal das Gefühl, sagte Ela Schwarz lächelnd, sie sei mit dem Thema noch nicht ganz fertig. Ela Schwarz, so sagte es der Laudator Dr. Hermann Amann zur Vernissage, trage die Faszination Kuh in die Ausstellung, zumal sie zu der Ansicht gekommen sei, dass jedes Tier eine individuelle Persönlichkeit besitze. Von beiden Aspekten kann sich der Betrachter problemlos selbst überzeugen.
Ganz andere Stimmungen eröffnen sich diesem, wenn er die Herde passiert hat und in die Welt der Fabelwesen von Ela Schwarz eintaucht. Der bayerische Wolpertinger hat es ihr besonders angetan. In ihrer Schweizer Wahlheimat findet man ein ähnliches Wesen unter dem Begriff »Dahu«.
Nicht nur die großformatigen, expressiven Kuhbilder, auch die geheimnisvollen Objekte, die beispielsweise aus der Sagenwelt stammen, faszinieren und laden zum Weiterträumen ein. So beim grimmig dreinblickenden »Friedrich«, den die Raben umkreisen wie diese am Untersberg den nach einer Version der Sage dort schlummernden Staufer-Kaiser Barbarossa.
Bei Ela Schwarz aber mischt sich unter die düstere schwarze Federvieh-Armada eine einzelne weiße Taube als Friedenszeichen.
Dieter Meister