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Silberaltar, bestehend aus dem Tabernakel mit vier Standfiguren in verzierten Nischen sowie dem dreiteiligen Festantependium. (Fotos: Andreas Pfnür)

Funkelnde Rarität in der Berchtesgadener Stiftskirche

Berchtesgaden – Betritt man die Berchtesgadener Stiftskirche, so wird der Blick unmittelbar von dem frühbarocken Marmor-Hochaltar angezogen, den der Bildhauer Bartholomäus van Opstall 1663-69 in Anlehnung an den Hochaltar des Salzburger Domes geschaffen hat. Beherrscht wird der elegante Altar von dem Bild »Aufnahme Mariens in den Himmel« des aus Ungarn stammenden Wiener Hofmalers Johann von Spillenberger. Künstlerisch nicht weniger bedeutend sind jedoch der Rokoko-Silbertabernakel sowie das prunkvolle Festantepedium, das an hohen Feiertagen dem Altartisch vorgeblendet wird und bei entsprechendem Lichteinfall regelrecht »funkelt«. Dieser sogenannte Silberaltar ist – was seine Abmessungen und seine kunsthistorische Bedeutung anbelangt – eine ausgesprochene Rarität. 


Lebensstationen des Fürstpropstes

1735 hat Fürstpropst Cajetan Anton Notthafft von Weißenstein ihn beim angesehenen Augsburger Silberschmied Franz Thaddäus Lang in Auftrag gegeben. Weniger glanzvoll als der von ihm beschaffte Silberaltar waren einige Punkte im Leben von Fürstpropst Notthafft. Aufgewachsen als jüngster Sohn des Freiherrn Achatz Adam Notthafft auf der Burg Marquartstein, bat er nach seinem Studium in München 1688 um die Aufnahme in das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden.

Bereits im ersten Novizenjahr wäre er wegen »charakterlichen Problemen« fast entlassen worden. 1690 legte er die Profess ab, 1694 wurde er als Chorherr in das Stiftskapitel aufgenommen. Im Spanischen Erbfolgekrieg überfiel er an der Spitze eines bayerischen Fähnleins in der Nähe von Reit im Winkl die kaiserlichen Truppen und versuchte anschließend, sich in die Niederlande abzusetzen, wurde aber verhaftet. Durch die Intervention seines einflussreichen Bruders Marquard Ludwig von Notthafft konnte er in das Stift Berchtesgaden zurückkehren, wo er sich zu einer führenden Persönlichkeit im Kloster entwickelte. 1724 wurde er Stiftsdekan, 1732 schließlich Fürstpropst.

Am Fürstenoratorium über dem Chorgestühl ließ er sein Wappen als kunstvolle Stuckarbeit anbringen. Er erließ ein sogenanntes »Emigrationspatent«, demzufolge alle Protestanten innerhalb von drei Monaten das Land verlassen mussten. In der neu erbauten Wallfahrtskirche Maria Kunterweg ließ er die Vertreibung der Protestanten im Deckengemälde verherrlichen, auch auf seinem Grabstein am linken Chorbogen der Stiftskirche steht: »… Er bekämpfte die Ketzerei und rottete sie aus …«

Andreas Pfnür

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der heutigen Ausgabe (Samstag, 6. August) des Berchtesgadener Anzeigers.

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