Laut Michael Wendl haben besonders dieses Jahr die Tagesausflügler gefehlt. »Das hat zu einem massiven Einbruch geführt«, sagt er. Andreas Datz, Niederlassungsleiter des Regionalverkehr Oberbayern (RVO), kann das bestätigen. Heuer wurden nach seinen Angaben rund 153.000 Fahrgäste auf den Kehlstein befördert, zwei Jahre zuvor waren rund 388.000 Personen in den Bus gestiegen.
»Der Betrieb ist mit der Wiedereröffnung im Mai schwach angelaufen. Wir hatten eine gewisse Durststrecke«, so Datz. Grund seien die fehlenden Reisegruppen gewesen. Zu Beginn der Saison waren Gruppenreisen wegen Corona verboten. »Bis Ende Juni war daran nicht zu denken«, ergänzt Wendl. Ab Juli seien dann die Besucherzahlen gestiegen. 2000 Fahrgäste bildeten den Tageshöchstwert dieser Saison, vor zwei Jahren lag er bei 4000. Heuer wurden statt der üblichen 150.000 nur 90.000 Kilometer mit den Bussen zurückgelegt.
Wendl und Datz sehen den Rückgang gelassen. »Wir dürfen nicht nach Rekorden hecheln«, sagt der Niederlassungsleiter. Vielmehr müssten Sicherheit und Qualität stimmen. Wendl wünscht sich künftig sogar 2500 statt 4000 Fahrgäste am Tag, denn dann könne man einen geordneten Ablauf garantieren.
Dazu gehört auch der Schutz der Besucher. Täglich gibt es vor Betriebsaufnahme eine Testfahrt auf der Kehlstehllinie, damit die Gäste gefahrlos transportiert werden können. Ein Mitarbeiter des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden begutachtet die Strecke. Fallen ihm keine Unregelmäßigkeiten auf, gibt er grünes Licht für die Betriebsaufnahme. Die Saison am Kehlsteinhaus beginnt erst dann, wenn es das Wetter zulässt. Im März wird der Schnee von den Straßen geräumt. Sobald die Busse problemlos auf die Strecke dürfen, kann auch das Kehlsteinhaus wieder eröffnet werden.
Um Unfälle zu vermeiden, bekommen die Busfahrer eine konkrete Dienstanweisung für die Kehlsteinlinie. Sie werden unter anderem für das Verhalten in Notfällen sensibilisiert. Andreas Datz teilte in diesem Zusammenhang Erfreuliches mit: Die Busfahrer Dietmar Lechner und Thomasz Aradi verzeichnen jeweils 3000 unfallfreie Fahrten auf den Kehlstein. »Ich kenne kaum eine Straße in Deutschland, die so viel Sicherheit gewährleistet«, freut sich Wendl.
Allerdings wurde der Betrieb durch Corona erschwert. Kontrolliert wurden die Coronatests und die Einhaltung der Hygieneregeln. »Gerade für die Kassenkräfte war das eine extrem anstrengende Saison.« Manche Besucher ignorierten die Maskenpflicht und seien uneinsichtig gewesen.
Trotz des Dämpfers wollen Wendl und Datz den Besucherschutz fortlaufend verbessern. Nächstes Jahr ist eine neue Absturzsicherung entlang der Straße geplant. »Keine Sorge, der Busverkehr wird durch die Arbeiten nie beeinträchtigt werden«, versichert Wendl. Außerdem will man künftig ein Kombi-Ticket anbieten, mit dem man auf den Kehlstein fahren und anschließend die neue Doku am Obersalzberg, sobald sie eröffnet wird, besuchen kann.
Wendl weiß aber auch, dass diese Pläne nur durch den Rückhalt des RVO funktionieren können. Andreas Datz lobt ebenfalls die gute Kooperation: »Zwischen RVO und Zweckverband besteht eine langjährig gute Beziehung. Das ist eine besondere Form der Zusammenarbeit.«
Patrick Vietze