Gemeinsam bringen es die drei Betriebe auf etwas über 200 Betten und sind im Bereich 3-Sterne-Superior einzuordnen. Wie Linnberg mit der aktuellen Krise umgeht, erfuhr der »Berchtesgadener Anzeiger« bei einem Besuch.
»Der zweite Lockdown hat uns völlig überrascht«
»Ich habe die Häuser nicht zertifizieren lassen, von den Gästen und über die Buchungsplattformen aber durchwegs sehr gute Bewertungen erhalten«, freut sich Olya Linnberg. »Das positive Feedback ist mir wichtiger als eine kostenaufwendige Bewertung durch einen Verband«, ergänzt sie.
Mit der Sommersaison war die Unternehmerin sehr zufrieden. »Wir hatten nahezu Vollbelegung und waren hoffnungsvoll, die durch die Regierung verhängten coronabedingten Schließungen von Ostern und Pfingsten weitgehend wieder aufzuholen. Der jetzige zweite Lockdown, in Berchtesgaden 14 Tage früher als in Restdeutschland, hat uns und unsere Gäste völlig überrascht.«
Dabei hatte die Unternehmerin bereits der erste Lockdown hart getroffen, als er ab 21. März 2020 mit dem Vollzug des Infektionsschutzgesetzes in Kraft trat. »Ich vergab gerade die Aufträge für die Renovierung unseres neu erworbenen Hotels ›Salzberg‹, da erwischte uns der Lockdown mit der Schließung aller drei Hotels kalt. Natürlich wussten wir die Zeit zu nutzen und waren im Juni mit allen Handwerksarbeiten fertig.«

20 Angestellte aber mussten in Kurzarbeit wechseln und so erhebliche Einkommenseinbußen verkraften. »Sie sind die Leidtragenden, denn trotz eines reduzierten Einkommens laufen die Kosten für Miete, Auto und Lebenshaltung ja voll weiter. Und in Berchtesgaden sind die Mieten nicht ganz billig. Die Programme der Regierung greifen auch hier viel zu kurz«, mahnt Olya Linnberg.
»Uns fehlt die Planungssicherheit«
Sie wünscht sich für die Branche mehr Planungssicherheit mit einer Vorlaufzeit von mindestens zehn Tagen. »Hier im Berchtesgadener Land mussten wir die Gäste aufgrund einer Allgemeinverfügung des Landratsamtes zum 20. Oktober über Nacht nach Hause schicken. Das kann man so nicht machen«, ereifert sich die Hoteliersfrau. »Die Gastronomie traf es dabei noch härter, denn sie hatten die Lebensmittel für die nächsten Tage ja bereits eingekauft.« Selbst betreibt Olya Linnberg kein Restaurant, sondern bietet den Gästen ein großes Frühstücksbuffet an. Aber selbst das ist in Coronazeiten nur mehr sehr eingeschränkt möglich.
Keine Sicherheit für die Planung gibt es auch für den Dezember. »Niemand kann sagen, ob wir zum Advent die Betriebe wieder komplett aufsperren dürfen. Dann aber soll ebenfalls über Nacht wieder alles laufen, vom Personal bis über die Zimmer und sämtliche Serviceleistungen. Das ist schlichtweg ein unhaltbarer Zustand, der die gesamte Branche belastet.
Die Weihnachtsfeiern sind bereits alle abgesagt und selbst der über die Jahre so gut angenommene Berchtesgadener Christkindlmarkt.« Das stößt bei ihr auf besonderes Unverständnis. »Es gab bereits ein gutes Konzept mit Einlasskontrollen. Die Menschen bewegen sich an der frischen Luft, wie kann man so eine traditionsreiche und positive Veranstaltung für den Markt Berchtesgaden absagen? Das ist extrem traurig und ein großer Schaden für Berchtesgaden.«
Mit 20 Jahren erstes Hotel gekauft
Als Unternehmerin und gelernte Betriebswirtin schaut Olya Linnberg aber immer nach vorne und lässt sich ihren Optimismus nicht nehmen. Geboren wurde Olya Linnberg in Moskau, ihre Eltern betreiben dort bis heute einen Lebensmittelhandel.
Mit 20 Jahren ist sie mit dem Flugzeug nach München gereist und von dort mit einem Koffer nach Berchtesgaden, um 2010 ihren ersten Betrieb, das Hotel »Brennerbascht« in Bischofswiesen, zu kaufen. Heute ist sie mit ganzer Seele in Berchtesgaden zu Hause, liebt die Berge, die Natur und die Ruhe und Beschaulichkeit der Region. Mit den Menschen kommt sie gut aus, freut sich über das gute Einvernehmen mit den Handwerksbetrieben wie Hölzl, Hummer, Koll, Lochner, Stangassinger, Rath und anderen.
Investitionen im Wellnessbereich
Selbst sagt Olya Linnberg von sich, dass sie ein unruhiger Geist sei, aber dennoch in sich selbst ruhe. Immer wieder möchte sie neue Ideen und Projekte verwirklichen. In die Häuser investiert sie jährlich fünf- oder sechsstellige Beträge. Demnächst soll auch das »Brennerbascht« eine eigene kleine Wellnessabteilung bekommen, wie sie die beiden anderen Häusern bereits haben. »Unterschätzt habe ich in den ersten Jahren den Arbeitsaufwand, das eigene betriebswirtschaftliche Konzept stand natürlich von Anfang an fest«, gesteht sie. Zeit findet sie aber immer wieder für ihren zweijährigen Sohn Emanuel.
Hält die Regierung, was sie verspricht?
Das aktuelle »Rettungsprogramm« der Regierung für die Hotellerie und Gastronomie mit dem Versprechen einer 75-prozentigen Entschädigung, gemessen am letztjährigen Novemberumsatz, hinterfragt Olya Linnberg kritisch. »In Abzug gebracht werden angeblich Wareneinsatz und Personalkosten, sodass bei mir höchstens zehn Prozent ankommen, hat mein Steuerberater errechnet. Da habe ich entschieden, das ›AlpinaRos‹ offen zu halten, zumal der November traditionell einer der schwachen Monate ist.«
Gerd Spranger