Berchtesgaden: Zuchtwart befürwortet Hundeführerschein für Besitzer | Bischofswiesen
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Die Mitglieder des Schäferhundevereins Berchtesgaden legen viel Wert auf eine gute Erziehung ihres Vierbeiners. Deshalb trainierten einige Besitzer mit ihren Hunden auf dem Übungsplatz in Loipl. Mit dabei waren (v.l.): Hans Neumayer, Michael Schröer (zweiter Vorstand und Ausbildungswart), Annelise Grill, Evi Wust, Iris Burkhartswieser, Luise Rannetsberger und Hans Walch (Zuchtwart und erster Vorsitzender). (Foto: Patrick Vietze)

»Hunde brauchen Auslauf« – Zuchtwart befürwortet Hundeführerschein für Besitzer

Berchtesgaden – Die ausgedehnte Leinenpflicht für große Hunde und Kampfhunde in Bischofswiesen hat im Gemeinderat eine Debatte ausgelöst. Ist ein verpflichtender Hundeführerschein sinnvoll? Warum werden frei umherlaufende Hunde aggressiv? Hans Walch, Zuchtwart und Vorsitzender des Schäferhundevereins Berchtesgaden, kennt die Antworten. Der Experte hat auch einen Tipp, wie sich Radfahrer gegenüber frei laufenden Hunden richtig verhalten.


Die Gemeinden können zur »Verhütung von Gefahren für Leben, Gesundheit, Eigentum oder die öffentliche Reinlichkeit«, so das Landesstraf- und Verordnungsgesetz, eine Leinenpflicht für Kampfhunde und alle großen Hunde vorschreiben. Als »groß« gilt ein Vierbeiner mit einer Schulterhöhe ab einem halben Meter aufwärts. Kleinere Hunde dürfen nicht generell an die Leine gezwungen werden.

Bei dieser Regelung sieht der Vereinsvorsitzende Hans Walch ein Problem: »Die gesetzliche Situation ist unübersichtlich. Jede Gemeinde entscheidet selbst.« Das heißt, jede Gemeinde kann diese Verordnung unterschiedlich auslegen. Deshalb rät Walch jedem Hundehalter, sich direkt bei der jeweiligen Gemeinde zu erkundigen.

Ziel dieser Verordnung ist es, den Tierschutz an den Ort anpassen zu können. Aus diesem Grund hat man zuletzt im Bischofswieser Gemeinderat die Leinenpflicht um vier Wanderwege erweitert. Laut Geschäftsleiter Rupert Walch hat es in den vergangenen Jahren zu viele Vorfälle mit frei umherlaufenden Hunden gegeben, die aggressiv geworden sind.

Hans Walch begründet solche Vorfälle mit der falschen Erziehung: »Es gibt keine gefährliche Hunderasse, es gibt gefährliche Hundeindividuen.« Der Mensch beeinflusse jedes Verhalten des Vierbeiners und könne überwiegend die gestörten Beziehungen zum Tier verursachen. Es seien die Züchter, insbesondere Massenzuchten, Besitzer sowie das gesamte Umfeld, das Hunde gefährlich werden lässt. »Die mangelnde Aufsicht und Verantwortung des Hundehalters sowie das mangelnde Wissen sind die häufigsten Gründe für Beißattacken.«

Dennoch sei es dem Zuchtwart wichtig, dass die Hunde frei umherlaufen können. Sie bräuchten ausreichend Bewegung. Dies funktioniere durch eine zu kurze Leine nicht. Allerdings dürfe der Hund keine Gefahr für das Umfeld darstellen, wenn er frei umherläuft. So müsse der Vierbeiner auf jeden Rückruf durch den Hundehalter reagieren können. »Dazu bedarf es eines Trainings, das unter professioneller Anleitung zu absolvieren ist«, erläuterte Walch. Darum pochten die Lokalpolitiker Wolfgang Fegg und Anna-Julia Stumvoll in der Bischofswieser Gemeinderatssitzung auf einen verpflichtenden Hundeführerschein.

Er wird vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) propagiert und kann freiwillig absolviert werden. Mit dem Ziel, dass der Vierbeiner gehorsam wird. Die Prüfung beinhaltet drei Teile: Sachkunde des Hundehalters, Gehorsamkeit und die Sozialverträglichkeiten des Hundes. Hans Walch fordert ebenfalls, den Hundeführschein verpflichtend einzuführen: »Er ist unserer Ansicht nach sinnvoll.«

Der Hundeführerschein bescheinigt, dass der Halter seinen Vierbeiner unter Kontrolle hat. Diese Maßnahme kann derzeit nur auf Landes- beziehungsweise Bundesebene rechtskräftig werden. »Dennoch könnte man ein Zeichen an die Regierung setzen«, so Walch. Ortsansässige Hundesportvereine könnten die Gemeinden unterstützen. Der Schäferhundeverein oder der VDH könnten die Landes- oder Bundesebene beeinflussen.

Aktuell bietet der Schäferhundeverein, Ortsgruppe Berchtesgaden, eine Begleithundeausbildung an. Dabei lernt der Hundehalter, wie sein Vierbeiner auf die Kommandos »Sitz«, »Platz«, »Fuß« und »Herankommen« hört. Diese Kurse werden von zertifizierten Ausbildern durchgeführt. Dadurch lerne der Hund Gehorsamkeit.

Walch rät jedem Hundebesitzer zu solchen Kursen: »Jeder Besitzer sollte sich ernsthafte Gedanken über eine Ausbildung und die Erziehung seines Hundes machen. Er trägt eine hohe Verantwortung für sein Tier.« Erst über ein vernünftiges Training könne der Hundebesitzer ein Vertrauen zu seinem Tier aufbauen und den Hund von der Leine lassen. Darüber hinaus rät er jedem Hundebesitzer, eine Tierversicherung wie die Hundehalterhaftpflichtversicherung abzuschließen. Dadurch könne man finanzielle Folgen im Falle eines Unfalls absichern.

»Hunde brauchen Auslauf«, fordern jedenfalls alle Mitglieder des Schäferhundevereins in Berchtesgaden. Aber Fußgänger und Radfahrer fürchten, von frei laufenden Hunden angesprungen oder umgerannt zu werden. Radfahrer könnten schon frühzeitig diese gefährliche Situation entschärfen. Sollten sie einen Halter mit seinem frei umherlaufenden Hund begegnen, müssten sie nur die Fahrradklingel betätigen. Auf der Gegenseite muss der Besitzer seinen Vierbeiner rechtzeitig zurückrufen und an die Leine nehmen. Somit könnte man Unfälle vermeiden. »Der Hundehalter wird dankbar sein.« Patrick Vietze

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