Insgesamt ist aber am bayerischen Immobilienmarkt reichlich Liquidität vorhanden, wobei diese durch niedrige Kapitalmarktzinsen weiterhin beflügelt wird. Daher sind Immobilien aufgrund einer etwas reduzierten Zuversicht in die Finanz- und Aktienmärkte zu einer der gefragtesten Anlageformen aufgestiegen. Es ist daher zu erwarten, dass die Corona-Krise eine Umschichtung von Kapital in Immobilienanlagen weiter verstärkt.
Viele Immobilienbesitzer haben die Niedrigzinsen in den vergangenen Jahren genutzt, um bei Krediten auf Sicherheit zu gehen. Lag die durchschnittliche Zinsbindung 2010 noch bei 11,6 Jahren, waren es 2020 schon 13,7 Jahre. Das zeigt eine neue Studie der Interhyp. In dieser Zinsbindungszeit sind Immobilienkäufer vor Zinssteigerungen geschützt. Zudem profitierten die Menschen vom allgemeinen Zinsverfall: Während 2010 für zehnjährige Darlehen rund 4 Prozent Zins pro Jahr fällig wurden, seien es heute meist weniger als ein Prozent.
Manche Besitzer entscheiden sich in der Krise aus einer Notlage heraus dafür, ihre Objekte zu verkaufen, um finanzielle Mittel freizumachen und beispielsweise eine Privatinsolvenz zu verhindern. »Da ein Verkauf in einer Notsituation oft unter Zeitdruck geschieht, neigen viele Verkäufer dazu, übereilt vorzugehen und die Immobilie möglicherweise unter Wert zu verkaufen«, so Immobilienexperte Armin Nowak.
Die negativen Auswirkungen des Virus zeigen sich dabei über alle Branchen hinweg. Die Hoffnungen auf eine positivere Konjunkturentwicklung, wie sie noch zu Mitte des Jahres herrschte, sind gedämpft. Die mittel- und langfristigen Konsequenzen des Virus für die regionale Wirtschaft im Berchtesgadener Land werden erst mit den Entwicklungen der nächsten Monate, bis ein Impfstoff gefunden wird, genauer abschätzbar werden.
»Besonders die lokalen Händler wird es treffen, einige wird es nach der Corona-Krise nicht mehr geben«, prophezeit Armin Nowak. Die Leerstände im Landkreis sind schon sichtbar. »Der große Gewinner in fast allen Sparten ist der Online-Riese Amazon, der auch schon vor der Corona-Krise den Händlern das Leben schwer gemacht hat. Jetzt wird die fehlende Onlineshop-Tätigkeit einiger Händler sichtbar. Auch Bankfilialen schließen zunehmend, wie zuletzt die HypoVereinsbank in Berchtesgaden.«
Die Corona-Krise könnte in der Immobilienwirtschaft auch als Wendepunkt und Chance genutzt werden. »Die Krise hat dahingehend auch gute Seiten.« Womöglich wird vielen jetzt erst bewusst, wie wichtig das eigene Zuhause ist, in das man sich zurückziehen kann – oder muss, wie es derzeit nötig sein kann. Dies gilt besonders für den Mietwohnungsmarkt.
Spannend ist der Vergleich der Mietpreise pro Quadratmeter mit anderen Gebieten. Auf Platz eins dieser Statistik ist die Stadt München mit 17,26 Euro pro Quadratmeter. Die Stadt Salzburg folgt mit 15,10 Euro/m² auf Platz zwei. Das Berchtesgadener Land liegt auf Platz zwölf. Hier kostet die Miete 8,63 Euro/m². Die Mietbelastungsquote ist ein wichtiger Anhaltspunkt. Sie gibt an, welchen Anteil seines Nettoeinkommens ein Haushalt für die Bruttokaltmiete aufbringen muss.
Im Bundesdurchschnitt waren das nach den letzten erreichbaren Zahlen 2018 gut 27,2 Prozent. Es liegt auf der Hand, dass diese Belastung regional sehr unterschiedlich ist. In München, Salzburg oder dem Berchtesgadener Land mietet es sich teurer als in der Eifel, weil dort viele Menschen gerne wohnen wollen. Der Prozentsatz liegt nach dem statistischen Bundesamt mit rund 27,2 Prozent genau auf dem Bundesdurchschnitt. In Hamburg ist er mit 30,4 Prozent am höchsten.
Die Mieten im Landkreis haben sich auf hohem Niveau eingependelt. »Bezahlbare Wohnungen bleiben aber nach wie vor Mangelware«, so Armin Nowak.
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