Berchtesgaden: AELF berät zur Durchforstung in der Oberau – Immunsystem der Bäume stärken
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Forstwirtschaftsmeister Josef Mörtl (l.) und der Waldbesitzer Florian Fendt besprechen das konkrete Vorgehen bei der Durchforstung. (Foto: AELF Traunstein)

Immunsystem der Bäume stärken

Berchtesgaden – Baumarten mit guter Prognose für den Klimawandel wachsen oftmals langsamer. Ohne steuernde Eingriffe gehen diese Baumarten den Wäldern verloren. Aus diesem Grund berät das AELF im Rahmen der Bergwaldoffensive (BWO) derzeit Waldbesitzer vermehrt zur Pflege und Durchforstung. Zuletzt half man Florian Fendt aus Berchtesgaden, der einen Wald in der Oberau besitzt.


Bei der Beratung war der Forstwirtschaftsmeister Josef Mörtl dabei, der die wichtigsten Informationen zur Arbeitssicherheit vermittelt hat. Damit nicht nur der Wald, sondern auch der Waldbesitzer nach getaner Arbeit sicher und gestärkt für die Zukunft ist. Florian Fendt hat einen rund 50 Jahre alten Wald, der zu 75 Prozent aus Fichten und zu 25 Prozent aus den Mischbaumarten Ahorn, Lärche, Esche, Vogelbeere, Birke, Buche und Kirsche besteht.

Während Fichten durch den Klimawandel ein erhöhtes Ausfallrisiko prognostiziert wird, kommen die selteneren Mischbaumarten mit höheren Temperaturen besser zu Recht. Die derzeitigen Wachstumsverhältnisse unter den Bäumen sind jedoch genau andersrum.

Alle Baumarten kämpfen um das Licht, doch die 50-jährige Fichte überwächst die Mischbaumarten zunehmend und verdrängt diese. Ab diesem Punkt setzt die Durchforstung an: Alle acht bis zwölf Meter wird ein stabiler Baum ausgewählt und in der Krone freigestellt. Dabei achtet man darauf, dass bei diesen sogenannten »Zukunftsbäumen« die selteneren Mischbaumarten überproportional vertreten sind.

Bei Florian Fendt sollte zum Beispiel jeder zweite Zukunftsbaum eine der vorhandenen Mischbaumarten sein. Durch diesen Vorgang bekommen die Bäume eine große und gesunde Baumkrone. Sie sind somit fit für den Klimawandel. Beim Menschen spricht man hier von einem gesunden Immunsystem. Bei Bäumen und Wäldern ist der Fachbegriff die Resilienz, die Widerstandskraft.

Und diese wird gebraucht: Durch die zunehmenden Wetterextreme der vergangenen Jahre kommt der Wald, besonders die Fichte, mehr in Bedrängnis. Ein schleichender negativer Prozess, der mittelfristig große negative Auswirkungen auf den Wald haben wird. Daher raten die Förster des AELF Traunstein seit mehreren Jahren zum Waldumbau.

Neben einer zukunftsfähigen Verjüngung des Waldes mit mehreren Baumarten wie mit Tanne, Buche oder Ahorn geht es auch darum, bereits vorhandene Potenziale zu fördern. Gerade um letzteres geht es bei der Pflege und Durchforstung. Vermutlich ab Herbst 2020 wird die Pflege- und Durchforstung in jüngeren Beständen auch mit 500 bis 1500 Euro pro Hektar je nach Lage und Ausgangssituation gefördert. fb

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