Kehlsteinabschied im Sporthotel »Seimler« – Nächstes Jahr fahren die Busse elektrisch
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Gruppenbild mit Kehlsteinkönig (v.l.): Michael Wendl (Geschäftsführer des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden), Zweckverbandsvorsitzender Dr.Bartl Wimmer, Abteilungsleiter Hans Kogler, Robert Thoms (1 000 unfallfreie Fahrten), Andreas Ruhland (3 000 Fahrten), Bernhard Schübel (12 000 Fahrten) und RVO-Niederlassungsleiter Andreas Datz, (vorn): Georg Winkler (18 000 Fahrten). (Foto: Dieter Meister)

Kehlsteinabschied im Sporthotel »Seimler« – Nächstes Jahr fahren die Busse elektrisch

Berchtesgaden – Der Feierort war perfekt gewählt. Der traditionelle Kehlsteinabschied fand am Freitagabend im Saal »Kehlstein« des Sporthotels »Seimler« statt. Nach zwei Jahren Pandemie-bedingter Pause wurde wie gewohnt Bilanz gezogen über ein erfolgreiches Jahr, das, wie die Redner mehrfach hervorhoben, unfallfrei verlief. Einer der Höhepunkte des Abends, auch das hat Tradition, war die Ehrung der Busfahrer, die in dieser Saison einen unfallfreien »Tausender« verbuchen konnten. Im Mittelpunkt stand dabei wieder einmal Georg Winkler, der nun seine 18 000. Fahrt absolviert hat und als »Kehlsteinkönig« wohl sehr lange auf dem Thron sitzen wird, auch wenn ihm Bernhard Schübel, der diesmal für 12.000 Fahrten geehrt wurde, nahe, aber noch nicht bedrohlich nahe kam. Neben den erfreulichen Bilanzen war die Mitteilung von RVO-Niederlassungsleiter Andreas Datz vermutlich die Herausragende: In der kommenden Saison werden elektrische Busse zur Beförderung der Gäste auf den Kehlstein eingesetzt. 


Der Rahmen und vieles andere war wie immer. Neu in diesem Kreis war Dr. Bartl Wimmer, der als Chef des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden erstmal die Gäste begrüßte und darauf verwies, dass man sich freue, nach zweijähriger Zwangspause wieder den Kehlsteinabschied am Ende einer gelungenen Saison feiern zu können. Von einem schwierigen Jahr berichtete Dr. Wimmer, auch im Hinblick auf die Einschränkungen durch die teilweise schadhafte Straße, aber auch in der Wasser- und Stromversorgung. Auch sei es in der Vergangenheit immer nur möglich gewesen, von einem Jahr zum anderen zu planen. Wenn man nun seitens des Zweckverbandes der RVO einen Zehn-Jahres-Vertrag vorlegen könne, sei dies ein guter Grundstein für die längerfristige Planung. Nach den extremen Einschränkungen in den Jahren 2020 und 2021 habe man nun bauliche Lösungen gefunden, die zwar nicht perfekt seien, aber Stück für Stück zum Ziel führen können. Es sei zumindest die Basis, dass es in den folgenden Jahren besser laufen werde.

Über 271.000 Gäste befördert

Die interessanten Zahlen, die alljährlich für Staunen und für Lockerheit sorgen, hatte sonst immer Niederlassungsleiter Andreas Datz. parat. Diesmal lag dieser Part bei Michael Wendl, Geschäftsführer des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden. Zwischen dem 6. Mai und dem 31. Oktober wurden 271.323 Gäste befördert, führte er aus. Die Tageshöchstzahl wurde am 16. Juli mit 2540 erreicht. Wendl merkte aber auch an, dass man aufgrund der Brandschutzbeschränkungen nie wieder in den Bereich der Zahlen früherer Jahre kommen werde. Die wohl für immer an der Spitze stehende Zahl von 4300 Besuchern an einem Tag liege künftig in weiter Ferne. Allerdings hätten nach Michael Wendls Ansicht die Gäste mit der Besucherbeschränkung individuell mehr von ihrem Besuch. »Es gilt mehr Klasse statt Masse.«

An sechs Tagen musste der Betrieb am Kehlstein eingestellt werden, sagte Michael Wendl. Zweimal schlug der Blitz ein, an vier weiteren Tagen waren es Schneefälle, die alles lahmlegten. Der Aufzug, der im jüngst erschienen Krimi »Mord am Kehlstein« eine durchaus dubiose Rolle spielte, bewegte sich bei 72.870 Fahrten und legte dabei mehr als 9000 Kilometer zurück.

Vorausschauend auf das kommende Jahr, informierte Wendl darüber, dass der Zweckverband die Kassentätigkeit komplett übernehme und die Baumaßnahmen für die Straße fortgeführt würden. Die Arbeiten an der Stützmauer am Recktunnel würden fortgeführt, Bauwerksprüfungen, Asphaltierungsarbeiten im Bereich der Hausrinne und des Recktunnels ebenso. Man werde über 700 000 Euro investieren, um Sicherheit zu garantieren.

Nächstes Jahr elektrisch

Auch RVO-Niederlassungsleiter Andreas Datz freute sich, dass die »Kehlsteinfamilie« nach zwei Jahren Pause wieder zusammenkommen konnte. Die Busse hätten in der Saison rund 118.000 Kilometer bergauf und bergab zurückgelegt. Zusammenarbeit war aber das Hauptmotto seiner kurzen Rede. Wenn man von »Kehlsteinfamilie« spreche, gehe es um Verlässlichkeit, um gegenseitiges Verständnis, was auch bedeute, andere Meinungen zu akzeptieren. »Es darf bei der Arbeit auch mal gelacht werden«, motivierte Datz. Er sage allen Dank, die ihren Teil zur erfolgreichen Saison beigetragen hätten. Vielleicht sollte es gar nicht so kritisch klingen, aber der RVO-Chef empfahl, dass man den anderen so behandeln solle, wie man selbst behandelt werden möchte. Und letztlich gab er offiziell bekannt: »Nächstes Jahr fahren wir elektrisch.« Man müsse noch einige Dinge klären, ausprobieren und er wisse nicht genau, ob es bereits ab Mai klappen könnte, aber die Umorientierung werde kommen. Die Skeptiker an dieser epochalen Veränderung erinnerte er an die Einführung der Automatik-Busse. Da wären viele Stimmen laut geworden, die das für unmöglich hielten. Und sie hätten Unrecht behalten.

Nicht alle Fahrer, die auf eine Ehrung für einen vollendeten unfallfreien »Tausender« hoffen konnten, waren der Einladung von Zweckverband und RVO gefolgt. Vor Ort jedenfalls konnten aus den Händen von Andreas Datz und Michael Wendl Robert Thoms für 1000 Fahren, Andreas Ruhland, der es auf dreimal so viele gebracht hat, Bernhard Schübel für 12.000 Fahrten und natürlich Georg Winkler für eigentlich unglaubliche 18.000 Fahrten geehrt werden. Diese Zahl des inzwischen 74-jährigen »Urgesteins der RVO« werde, wie RVO-Niederlassungsleiter Andreas Datz feststellte, kaum wieder erreicht werden. Das sei dann in etwa so wie bei Queen Elisabeth. Die allerdings hat, wie die Welt weiß, nicht öffentlich musiziert. Georg Winkler allerdings. Und so hat er mit Gitarristin Angelika und Ziach-Spieler Hias wie gewohnt den Kehlsteinabschied musikalisch umrahmt und untermalt. Logisch, dass er auch hierbei auf dem größten Instrument, dem Kontra-Bass, spielte.

Dieter Meister

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