Schon seit mehreren Jahren zeigen sich bei der großen Orgel in der Stiftskirche Mängel. Hinzu kommt die schwierige akustische Gesamtsituation, die in dem mächtigen Kirchenbau Probleme bereitet. Der Ton von der Orgelempore kommt nur mit Zeitverzögerung im Altarraum an. Und die Lautstärke ist in der Nähe der Orgel zwar massiv, im vorderen Kirchenbereich aber meist zu dürftig. In der Stiftskirche war es für viele Gottesdienstbesucher nicht einfach, die Lieder beim Gottesdienst mitzusingen.
Nach Expertise des Orgelbaumeisters Hans-Ulrich Ebslöh und Orgelsachverständigen der Erzdiözese München und Freising , Prof. Friedemann Winkelhofer, und nach gründlicher Abwägung des Für und Wider, versprach die Verlagerung der Musikquelle an die Schnittstelle zwischen Volksraum und Hochchor die einzig realistische Lösung zu bieten. Da die mächtige Orgel der Stiftskirche dort nicht unterzubringen gewesen wäre, entschieden die Verantwortlichen, für die Liedbegleitung bei den Gottesdiensten eine mobile Truhenorgel mit dreieinhalb Register einzusetzen. Die wurde in der darauf spezialisierten und renommierten Orgelwerkstatt Klaus Grüble in Kerpen angefertigt. Beim Festgottesdienst zum Patrozinium der Stiftskirche weihte Pfarrer Monsignore Dr. Thomas Frauenlob das neue Instrument schließlich ein.
In seiner Predigt stellte er die Bedeutung des Zusammenwirkens in den Mittelpunkt. »Die Apostel waren ganz unterschiedliche Typen, hatten ihre Stärken und Schwächen. Aber Miteinander waren sie ein großartiges Team«. Ebenso bestehe eine Orgel aus verschiedenen Pfeifen, wie an dem offenen Prospekt der neuen Orgel deutlich zu sehen ist. Im Zusammenklang sei die Wirkung aber frappierend. »Es ist schön, dass heute der St. Andreas-Chor zusammen mit dem Schulchor des Gymnasiums Berchtesgaden den Gottesdienst mitgestaltet«, freute sich der Pfarrer.
Auch hier könne man es sehen: sehr unterschiedliche Lebensalter, die miteinander Großartiges auf die Beine stellen. »Zu unser aller Freude«, fügte er an. »Unterschiedliche Begabungen bereichern und ergänzen einander. Letztlich führen sie zu einem Ergebnis, das allein nicht möglich wäre«, fasste er zusammen. Dr. Thomas Frauenlob hofft, dass die neue Orgel eine Einladung an alle ist, ihre Stimmen beim Gesang erklingen zu lassen und so die Freude des miteinander Betens und Singens in der Gemeinschaft zu erfahren.
Danach enthüllte Monika Nestle, die das Projekt maßgeblich betreut und vorangetrieben hatte, das Instrument, um es vor dem ersten offiziellen Einsatz segnen zu können.
Die Schönheit und Präzision der handwerklichen Ausführung ganz in Holz beeindruckt auf den ersten Blick. Bei dem vom neuen Instrument begleiteten Credolied »Wer glaubt, ist nie allein« breitete sich der Ton gleichmäßig im hinteren und vorderen Kirchenraum aus und die Lautstärke war moderat, sodass die Gottesdienstbesucher gut mitsingen konnten.
Nach der Messfeier führte Verwaltungsleiter Michael Koller einige Aspekte zum Projekt aus. Das große Ziel, eine Neuanschaffung der Stiftskirchenorgel, hätte viele Jahre in Anspruch genommen. Daher hatten die Verantwortlichen nach einer zeitnah umsetzbaren Lösung in einem überschaubaren finanziellen Rahmen gesucht. Nach Aussage aller einbezogenen Fachleute sei durch die Anschaffung dieser Truhenorgel eine optimale Lösung mit überschaubarem Aufwand erreichbar worden. Michael Koller dankte Monika Nestle für ihr Engagement im Projekt.
Dass die Lösung so schnell umgesetzt werden konnte, ist im Wesentlichen der Spende eines Berchtesgadener Ehepaares, das anonym bleiben möchte, zu verdanken.
Laut Michael Koller gibt es noch einen Fehlbetrag, aber Michael Koller ist sich sicher, dass dieser gewiss bald ausgeglichen werden könne. Schon nach dem Gottesdienst wurde gesammelt.
Der Verwaltungsleiter betonte ausdrücklich, dass die große Stiftskirchenorgel selbstverständlich weiterhin gebraucht wird für feierliche Ein- und Auszüge und große Orchestermessen, bei denen der Chor weiterhin auf der Orgelempore positioniert ist.
Für Konzerte bevorzugten die Interpreten ohnehin die qualitativ hochwertige Klais-Orgel in der akustisch weitaus geeigneteren Pfarrkirche St. Andreas.
Monika Nestle bekam einen bunten Blumenstrauß. Dann zeigte sie mit weiteren Interpreten bei einem kurzen Konzert, wie vielseitig und qualitativ hochwertig die neue Orgel ist. Monika Nestle (Orgel), Bettine Clemen (Flöte), Simone Resch (Violine) und Adrian Suciu (Orgel) spielten einige bekannte Musikstücke. Die Feier wird noch lange in der altehrwürdigen Stiftskirche nachklingen. fb