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Toni Grassl (v.l.), Philipp Däuber und Wolfgang Kinz beim Durchschneiden des Startbandes am Samstag.

Qualmende Socken und Mundschutz-Gesichter

Berchtesgaden – Vier wunderschöne Wandervarianten des beliebten Wanderfestivals standen den Tourengängern heuer in der Jubiläumsausgabe der »Biolectra 24h-Trophy« zur Auswahl. Die geführten Routen wurden für Einsteiger und Wanderprofis konzipiert, wobei es die eigenen körperlichen Grenzen kennenzulernen galt. Auch die neuterminierte »Biolectra 24h-Trophy« unterlag streng den Covid-19-Präventionsmaßnahmen der Politik.


Für das Veranstaltungsteam um Toni Grassl war das eine immense Herausforderung. So sollte der Auflagenkatalog einerseits streng eingehalten werden, andererseits galt es die Stimmung dadurch nicht zu stark in Mitleidenschaft zu ziehen. Das erforderte viel Fingerspitzengefühl und Konzentration. Der »Berchtesgadener Anzeiger« war bei allen vier Starts und den Zieleinläufen vor Ort und fing Impressionen ein.

Da lagen sie nun auf dem Rasen, 12 oder sogar 24 Stunden Wandern waren geschafft. Wie herrlich kann da ein kühlender Kurgartenrasen sein. Die Bergstiefel ausgezogen und sich wenigstens untenrum Luft verschafft. Wanderstöcke, Rucksäcke und Wasserflaschen waren am AlpenCongress verstreut und somit ebenfalls »coronakompatibel« abgelegt. Auch die »Rundum-Sorglos-Pakete« waren längst weggenascht, und letzte glänzende Schweißperlen tropften am Samstagabend noch in die Gesichtsmasken. Dennoch strahlten alle 200 Gipfelstürmer um die Wette, waren sie doch teilweise bis an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit gegangen.

»Im Frühtau zu Berge«

Kurzer Rückblick: Auch bei den Starts am Freitagabend und Samstagfrüh waren die Wandergesellen lustig gestimmt. Obgleich über der ganzen sonnenverwöhnten Veranstaltung ein unsichtbarer »Corona-Nebel« waberte.

Für Veranstaltungsmoderator Bernd Cernin hatte die diesjährige Ausgabe einen ganz eigenen Charakter. Galt es doch sonst eine ausgelassene Stimmung zu verbreiten, fungierte er heuer eher als sachlicher Informator. Statt lauter Musik und »Ramba-Zamba« hieß es für Cernin, dem Publikum Neuigkeiten über den Ablauf mitzuteilen und gleichzeitig immer wieder einfühlsam an die Einhaltung der Hygienemaßnahmen zu erinnern. Schließlich seien alle froh und glücklich darüber, dass die Veranstaltung überhaupt durchgezogen werden konnte. So fiel der Stimmungspegel manchmal schon fast in nachdenkliche und ehrfürchtige Stimmung.

Doch die Worte zeigten Wirkung. Alle trugen Masken und auch bei Gruppenfotos achteten Organisationschef Toni Grassl und sein Team von »Event & Promotion Service GmbH« darauf, dass Grüppchen ja nicht zu dicht zusammen standen. Hier galt es mit großer Sensibilität zu entscheiden, denn das stetige Kontrollieren hätte die Stimmung kippen können. Besonders »tricky« wurde die Lage bei den vier Starts. Toni Grassl appellierte mehrmals höflich an die Teilnehmer, hier bitte besonders auf den erforderlichen Mindestabstand zu achten, was die Wanderer auch befolgten.

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Die Wanderer mussten in diesem Jahr mit Mundschutz und Abstand starten. (Fotos: Jörg Tessnow)

Von Bremen über Bochum nach Kenia

Erfreut konnte der Veranstalter feststellen, dass die »Biolectra 24h-Throphy« mittlerweile sogar auf einen festen Stamm treuer Teilnehmer blicken kann. Einige hatten sich zum wiederholten Mal akkreditieren lassen und zusätzlich an ergänzenden Terminen der Veranstaltungsreihe in Österreich oder der Schweiz teilgenommen. Auch ein treues Team aus Thüringen mit seinen zwei Hunden war wieder am Start. Ein Teilnehmer davon sogar zum 9. Mal. Zwei dynamische Norddeutsche wollten sich von den Berchtesgadener Alpen verzaubern lassen und war dafür aus Bremen angereist. »Wandern für ein besseres Wir« hatte sich eine 25-köpfige Truppe aus Bochum auf die T-Shirts drucken lassen. Im Hintergrund stand dabei ein karitativer Zweck, Bildung und Schulwesen in Kenia voranzutreiben. Auch heimische Wanderfreunde aus dem Landkreis meldeten sich an, die Anmeldezahl von ausländischen Gästen war pandemiebedingt gesunken.

Zum Ausklang des Wanderfestivals trafen sich dann alle Teilnehmer zur sogenannten »Finisher Party«. Wurde diese in den letzten Jahren mit DJ und ausführlicher Urkundenverleihung zelebriert, musste das Rahmenprogramm abgespeckt beziehungsweise gestrichen werden. Urkunden gab es dennoch. Ohne großes Bühnen-Trara und Vollversammlung davor wurden den Wanderern ihre Auszeichnungen einzeln überreicht. Nach dem Zieleinlauf klang der Abend mit einem schmucken Jubiläumsband um den Hals an der »Snack-Street« und auf dem Kurgartenrasen aus. Bei gekühlten Bieren fiel das Resümee der Teilnehmer über die Veranstaltung durchweg positiv aus. Von »schön«, »gigantisch« bis »geil« kommentierten sie das Wanderfestival. Veranstaltungschef Toni Grassl zeigte sich ebenfalls sehr zufrieden. »Es hat alles geklappt, das Wetter war passend und die Leute haben sich durch die eingehaltenen Auflagen nicht stören lassen.« Alles sei gut gegangen.

Jörg Tessnow

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