So viele Besucher. Und das an einem Samstag: Michael Koller, selbst Realschullehrer, konnte es kaum glauben. Tatsächlich war die Abschlussveranstaltung des Camps, bei der die Schüler ihre Ergebnisse der Projektwoche vorstellten, mit rund 80 Teilnehmern gut besucht. Erschienen waren auch der Freilassinger Unternehmer Max Aicher, selbst Förderer des Schülerforschungszentrums, sowie Engelbert Sellmaier. Dieser führt zwei weltweit tätige Unternehmen aus dem Feinmechanik- und Messwerk-Bereich in Bischofswiesen. Seit zehn Jahren unterstützt Sellmaier die Einrichtung in den Räumlichkeiten des ehemaligen Berchtesgadener Gymnasiums finanziell. Er sagte: »Wir tun alles dafür, um den Nachwuchs für Technik zu begeistern.« Dem Fachkräftemangel, der im Landkreis massiv spürbar sei, könne man entgegenwirken, wenn man junge Leute für eine Sache motivieren kann. Denn: »Nicht jeder braucht Abitur oder muss studieren, um beruflich erfolgreich zu sein.«
17.500 Euro – so viel kostet der neue 3 D-Drucker, den das Schülerforschungszentrum erst kürzlich von seinem Förderverein spendiert bekommen hat. Darauf machte gleich zu Beginn Christoph Geistlinger, Geschäftsführer des Schülerforschungszentrums, aufmerksam. Er zeigte sich erfreut. Es ist nicht die erste finanzielle Unterstützung, die die Bildungseinrichtung zugesprochen bekommt: Seit 2013 ist ein »guter sechsstelliger Betrag« investiert worden.
Die Teilnehmer des Technik-Camps mussten dieses Mal nicht nur ihre Kreativität unter Beweis stellen, sondern auch Minicomputer programmieren und alle Teile für die Bewegungsmaschine selbst herstellen. Zusätzlich gab es ein professionelles Coaching, um die Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dass das alles viel Zeit in Anspruch nimmt, ist klar, hinderte aber Chloe Klenet und Linda Fraaz von der Realschule in Reichenhall nicht daran, an der Projektwoche teilzunehmen. »Wir hatten in der Schule schon mit Lego-Robotern zu tun«, sagt die 13-jährige Linda. Weil das Spaß gemacht habe und den beiden das Technische zusagt, haben sie sich beim Technik-Camp angemeldet.
Dabei konnten sie Einblicke in moderne Produktionsverfahren gewinnen. Das war notwendig, um die Bewegungsmaschine zu kreieren, die im ersten Moment an einen Lüfter erinnert.
Das Schülerforschungszentrum hat einen hauseigenen Laser-Cutter, bietet 3D-Drucker zur Produktion der Bauteile. Jeder der Schüler bekam einen »Arduino« geschenkt, einen Minicomputer ohne Betriebssystem, der den Anschluss von Sensoren und Motoren erlaubt, wie Amar Jashari erklärte. Der Schüler aus Traunstein hat sich mit dem Computer und dessen Programmierung beschäftigt. Die Achtklässler bekamen Einblicke in die Programmiersprache C++, schrieben einen Quellcode, der in Maschinencode übersetzt und auf den Arduino-Computer übertragen wurde. Der Minicomputer treibt zwei Motoren an. Die Scheiben gestalteten die Schüler selbst, zeichneten Wunschvorlagen. Der Laser-Cutter schnitt die Formen aus Holz aus.
Die Antriebseinheiten wurden mit einem 3D-Programm auf dem Computer erstellt. Mithilfe eines 3 D-Druckers nahmen sie Gestalt an. »Jeder Schüler darf am Ende die Bewegungsmaschine mit nach Hause nehmen«, sagte Gymnasiallehrer Martin Hofreiter.
All die Technik inklusive Motoren, Antriebseinheiten und Prozessor verbauten die Teilnehmer in ein Plexiglasgestell, selbst konstruiert und mit dem Cutter gelasert. Wie das alles funktioniert, darüber informierten die Schüler während der Abschlussveranstaltung an einzelnen Stationen im Schülerforschungszentrum. Ob sie wieder mitmachen würden? »Klar«, sagen Linda und Chloe. Immerhin hätten sie jede Menge Neues gelernt.
Kilian Pfeiffer