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Kooperieren eng bei den Belangen der Behinderten im südlichen Landkreis (v.l.): Josef Landthaler, 2. Vorsitzender der Lebenshilfe Berchtesgadener Land, Sven Hosse, Vorsitzender der Behinderten-Integration Berchtesgaden, und Marie-Therese Roozen von der Selbsthilfekontaktstelle. Foto: privat

Stolpersteine aus dem Weg räumen

Berchtesgaden (bib) - Behinderte Menschen in allen Bereichen des Lebens in die Gesellschaft zu integrieren, lautet das erklärte Ziel des Vereins »Behinderten-Integration Berchtesgaden«. Im vergangenen Jahr ist man in einigen Punkten wieder ein Stück vorangekommen, bei anderen Anliegen treten die engagierten Streiter aber weiterhin auf der Stelle, wie auf der kürzlich stattgefundenen Jahreshauptversammlung klar wurde.


Die Hauptversammlung begann mit erfreulichen Nachrichten: Die Zahl der Mitglieder ist im vergangenen Jahr auf 153 Mitglieder gestiegen. Die neu gestaltete Homepage kommt gut an, da sie interaktiver ist und man die Beiträge jederzeit kommentieren kann. Zudem ist der Verein jetzt auch auf Facebook präsent.

Für Familien mit behinderten Kindern konnte - in enger Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe - ein umfangreiches Betreuungsangebot aufgebaut werden. »Dadurch werden die Familien merklich entlastet«, unterstreicht der Vereinsvorsitzende Sven Hosse. Die Behinderten-Integration Berchtesgaden darf in Kooperation mit der Lebenshilfe die Räume des Horts in Schönau am Königssee bereits seit drei Jahren unentgeltlich für die Betreuung nutzen. Das Angebot ist offen für alle Interessenten mit behinderten Kindern.

Als großen Schritt nach vorne betrachtet die Behinderten-Integration Berchtesgaden (BIB) die Tatsache, dass nun ein Heim für Behinderte im südlichen Landkreis entstehen wird. Sven Hosse: »Nahezu alle Behinderten-Einrichtungen finden sich derzeit im nördlichen Landkreis. Bereits seit Jahren ist unser Verein die treibende Kraft, dass auch im Berchtesgadener Talkessel etwas vorangeht.« Jetzt hat die Lebenshilfe ein Grundstück im hinteren Bereich des Triftplatzes erworben und den Bedarf gemeinsam mit der BIB analysiert.

Dementsprechend sollen voraussichtlich Räumlichkeiten für zwei Wohngruppen für jeweils acht Personen, zwei Wohnungen für teilbetreutes Wohnen und drei Plätze für die Kurzzeitpflege entstehen. »Wir stecken derzeit erst in der groben Planungsphase und haben uns beispielsweise auch Einrichtungen angeschaut, in denen Behindertenheime in Wohneinheiten für ältere Menschen integriert waren«, erläutert Josef Landthaler, BIB-Mitglied und gleichzeitig 2. Vorsitzender der Lebenshilfe. Da der Bedarf im südlichen Landkreis erst für in etwa zwei bis fünf Jahren angemeldet wurde, will sich die Lebenshilfe umfassend orientieren, um bedarfsgerechte und zukunftsfähige Wohnkonzepte zu verwirklichen.

Die Behinderten-Integration Berchtesgaden kämpft auch dafür, dass Wege und öffentliche Bauten zunehmend behindertengerecht gestaltet werden. Kurzerhand spendierte der Verein aus seiner Vereinskasse dem neuen Mehrgenerationenhaus an der Bergwerkstraße die fehlenden Halterungen für die behindertengerechte Toilette. In der Watzmann Therme haben die Eigentümer endlich einen Beckenlifter eingebaut, sodass nicht nur der Weg bis zum Wasser, sondern auch ins Wasser behindertengerecht ist. An der Gmundbrücke wurden die Bürgersteige teilweise abgesenkt, sodass dort jetzt auch Rollstuhlfahrer die Straße queren können. Doch bleibt immer noch vieles unbefriedigend: Die Situation am Bahnhof ließ sich nur vorübergehend verbessern, die Behinderten-Parkplätze vor dem Kongresshaus werden regelmäßig bei Veranstaltungen gesperrt. Der Vereinsvorsitzende Sven Hosse beklagt zudem: »Wir würden gerne enger mit den Behinderten-Beauftragten der Gemeinden zusammenarbeiten, doch finden wir nur selten Gehör.«

Nachdem die Mitglieder sich über die ordnungsgemäß geführte und erfreulich gefüllte Vereinskasse informiert und sowohl der Kassenführerin Margret Wagner als auch dem Vereinsvorstand die Entlastung ausgesprochen hatten, kam Marie-Therese Roozen zu Wort. Sie leitet seit 2007 die Selbsthilfekontaktstelle des Landkreises, die Selbsthilfegruppen bei der Gründung, bei Fortbildungen, beim Beantragen von Fördermitteln und auch bei der Pressearbeit unterstützt.

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