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Tankwagenfahrer Walter Klusmann tankt jeden Morgen 12 000 Liter Heizöl in seinen Wagen. Von dort aus pumpt er es bei den Kunden in die Kellertanks. (Foto: C. Rosenberg)

Verbraucher müssen sich auf ein hohes Preisniveau für Energie einstellen

Berchtesgaden – Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß. Wie werden sich die Energiepreise im Laufe des Herbstes und erst recht im Winter entwickeln? Der russische Krieg gegen die Ukraine hat diese in den vergangenen Monaten rasant ansteigen lassen. Und betroffen sind nicht nur fossile, sondern auch regenerative Energieformen. Aus diesem Grund hat sich der »Berchtesgadener Anzeiger« mit dem Inhaber der Firma Schnurrer Brennstoffe unterhalten und bei Werner Böhnlein nach Prognosen und Erklärungen für diese Entwicklung nachgefragt.


Lag der Ölpreis Anfang 2020 noch bei 40 bis 50 Cent pro Liter, liegt er heute zwischen 150 und 160 Cent. Auch der Preis für Pellets hat sich in den vergangenen Monaten verdreifacht. »Krisen verlaufen immer in Wellen«, erklärt Werner Böhnlein, Inhaber der Firma Schnurrer Brennstoffe. Böhnlein führt den Familienbetrieb bereits in dritter Generation und erinnert an andere kritische Situationen aus vergangenen Zeiten, wie beispielsweise 9/11, den Golfkrieg oder die Finanzkrise. Sie führten ebenfalls zu enormen Preissprüngen. Trotzdem ist dieser Konflikt anders zu sehen, denn er dauert bereits lange und ein Ende ist nicht in Sicht. Aus diesem Grund kann Böhnlein nicht genau sagen, wann die Welle wieder bricht, »deshalb muss sich der Endverbraucher auf ein höheres Preisniveau einstellen«. Für das kommende Jahr zeigt er sich jedoch recht zuversichtlich.

In diesem Zusammenhang erklärt er, dass der Ölpreis im Laufe eines normalen Jahres wellenartig verläuft. Ist er im Januar und Februar noch günstig, steigt er im Laufe des Frühlings langsam, dann kommt ein Sommerloch und im Herbst klettert der Preis kontinuierlich nach oben. Dieser natürliche Preisverlauf wurde jedoch in diesem Jahr außer Kraft gesetzt.

Seit März bemerkt er, dass viele alte Kunden, die zwischenzeitlich anderswo Heizöl gekauft haben, wieder zurückgekommen sind. Grund sind die langen Lieferzeiten bei anderen Ölhändlern. »Momentan werden auf dem Heizölmarkt riesige Mengen nachgefragt«, weiß Böhnlein. Nicht nur Privathaushalte decken sich für den Winter ein, auch Industriefirmen. Diese haben vor Jahren auf Gas gewechselt, befürchten jedoch für den kommenden Winter Gasknappheit und haben nun sicherheitshalber ihre alten Öltanks wieder aufgefüllt. Das führt natürlich zur vermehrten Nachfrage.

»Wir haben aber kein Versorgungsproblem«, beschwichtigt Böhnlein, »höchstens ein Logistikproblem.« Damit spricht er eine Entwicklung an, die ihn in den vergangenen Wochen stark beschäftigt hat. In Bayern gibt es drei Raffinerien. Böhnlein bezieht sein Heizöl und Diesel aus Burghausen. Dort fanden in diesem Jahr turnusgemäß Wartungsarbeiten für zwei Monate statt. Die kleinste Raffinerie Deutschlands wird nämlich aktuell generalüberholt. Normalerweise kein Problem, denn ein Lager stellt die Versorgung sicher. Doch heuer sollte alles anders sein. Aufgrund der unnatürlichen Nachfrage aus dem Industriebereich wurde das Öl knapp und die Verladung musste eingestellt werden. Momentan wird die Anlage wieder angefahren, gegen Ende des Monats soll die Raffinerie wieder im Normalbetrieb laufen. In den vergangenen Wochen kam deshalb das Heizöl und der Diesel aus dem 160 Kilometer entfernte Vorburg an der Donau nach Berchtesgaden.

In den letzten Monaten war deutlich zu erkennen, dass die allgegenwärtigen Preisanstiege auch vor den Holzpellets nicht Halt machen. Die Inflation macht sich bemerkbar und die Nachfrage nach Pellets hat sich deutlich erhöht. »Wir haben momentan Lieferzeiten von bis zu 15 Wochen und müssen die Liefermenge pro Endverbraucher auf drei Tonnen beschränken«, sagt Böhnlein und erklärt weiter, dass die Preise für Heizpellets zwar nicht direkt mit dem Krieg in der Ukraine, aber indirekt zusammenhängen. Warum die Preise für Gas und Öl steigen, das sei logisch, wenn man einen Blick auf die sinkende Liefermenge aus Russland und die hohen Preise auf dem Weltmarkt wirft. Bei den Holzpellets dreht sich alles um Nachfrage und Inflation. Deshalb rät er zu Besonnenheit. Man sollte nur nach Bedarf und nach dem Budget Pellets, Holz oder andere Energieformen kaufen. Denn eine vermehrte Nachfrage führt zu einer künstlichen Verknappung des Angebots.

Zum Schluss rät der erfahrene Brennstoffhändler, momentan nicht den Energieträger zu wechseln. Stattdessen sollte man dafür sorgen, das die Anlagen modern sind, damit sie nicht viel Energie verbrauchen.

Cornelia Rosenberg

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