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Idyllische Grünoase: der Fischerbichl. Brunnen und Wiese sollen entfernt werden. Der Plan der Gemeinde: eine E-Tankstelle mit zehn Ladesäulen. (Foto: Kilian Pfeiffer)

Widerstand gegen geplante E-Tankstelle am Fischerbichl

Berchtesgaden – Eine der letzten Grünflächen im Zentrum Berchtesgadens soll einer E-Tankstelle mit zehn Ladesäulen weichen. Der Bund Naturschutz beanstandet die Maßnahme und fordert Alternativen. Berchtesgadens Bürgermeister lädt nun zur öffentlichen Diskussionsveranstaltung. 


Eine zentrale Grünfläche betonieren, damit Autos laden können? Für Rita Poser, Kreisvorsitzende des Bund Naturschutzes im Berchtesgadener Land, ist das Vorhaben der Gemeindeverwaltung von Berchtesgaden nicht nachvollziehbar, wie sie kürzlich bei einer Mitgliederversammlung bekräftigte.

Am sogenannten Fischerbichl soll die E-Tankstelle entstehen. »Die E-Ladeinfrastruktur im Markt ist völlig unzureichend«, klagt Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp auf Facebook. Tatsächlich bietet der Ort als touristischer Hotspot kaum Lade-Möglichkeiten für Einheimische und Gäste, die elektrisch mobil sind.

In der Tiefgarage im Herzen des Orts mit mehreren hundert Stellplätzen sehe man sich »nicht in der Lage«, eine ausreichende Ladeinfrastruktur zu installieren - aus Brandschutzgründen, sagt der Bürgermeister. Hinzu kommt: Die in die Jahre gekommene Tiefgarage, in der es tropft und schimmelt, und deren Stellplätze mittlerweile zu knapp bemessen sind, soll in den nächsten Jahren saniert werden.

Die Gemeinde erkennt im Fischerbichl, eine Gehminute von der Tiefgarage entfernt, einen guten Platz für den Startschuss der »Elektro-Offensive«, zu der im Berchtesgadener Talkessel in den kommenden Jahren gemeindeübergreifend geblasen wird. »Wir haben uns bewusst für zusätzliche Plätze entschieden, weil wir im Markt eh schon zu wenige haben«, so der Gemeindechef über die Entscheidung.

Paul Grafwallner vom Bund Naturschutz kritisiert die Absicht des Marktes. »Es gibt Alternativstandorte für Ladesäulen«, sagt er. Darüber müsse nun diskutiert werden, fordern die Mitglieder des Bund Naturschutz. In den sozialen Medien geschieht das bereits intensiv. Dort wird etwa der häufig frequentierte Salinenparkplatz unweit des Bahnhofs als Option vorgeschlagen. »Ich fände das echt schade, eine der letzten grünen Flächen im Ortskern mit diesem Vorhaben zu entstellen«, schreibt ein Facebook-Nutzer. So viel ist klar: Der Grünfleck sowie der vor einigen Jahrzehnten von einem einheimischen Unternehmer gestiftete Brunnen sollen verschwinden. Immerhin: Der Brunnen wird nur verlegt. »40 Meter nach Süden«, sagt der Marktbürgermeister auf Nachfrage. Er soll in den Kurpark von Berchtesgaden kommen.

Vier Sitzbänke, die sogenannten »Schlossbankein«, unter Berchtesgadenern und Urlaubern als beliebte Sitzgelegenheit mit Blick auf das Berchtesgadener Schloss bekannt, dürfen hingegen bleiben, sagt Rasp. Beim Bund Naturschutz erwägt man, sich für den Standort stark zu machen. An Unterstützern dürfte es nicht mangeln, spekuliert Paul Grafwallner.

Die Entscheidung ist zwar gefallen. Der Berchtesgadener Bürgermeister gibt sich dennoch gesprächsbereit. Eine Diskussionsveranstaltung soll es richten: Am Donnerstag, 15. September, 19 Uhr, lädt er nun in die Aula der Grundschule am Bacheifeld ein. Thema ist das Ortsgebiet: Wohnen, Mobilität, Ortsbild, integriertes Stadtentwicklungskonzept.

Kilian Pfeiffer

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