Hans Metzenleitner, Rektor der Mittelschule Bischofswiesen, ist von seinen Schülern begeistert. Sie hätten sich streng an die Maskenpflicht gehalten. Der Unterricht sei alles andere als normal gewesen. Dennoch hätten alle gut mitgearbeitet. »Unsere Schüler sind belastbar«, sagt Metzenleitner. Der Schulleiter freut sich, dass der Unterricht seit Montag ohne Maske abgehalten werden darf.
Bei aller Euphorie will der Schulleiter aber Vorsicht walten lassen. Das heißt, die Vorgaben des Kultusministeriums sollen weiterhin eingehalten werden. Umgesetzt hat er bereits eine feste Sitzordnung. Auch die Klassenverbände sollen sich je nach Möglichkeit nicht vermischen. »Wir wollen den Präsenzunterricht aufrechterhalten.« Neben dem Unterricht hat Metzenleitner zusätzliche Busse für die Schüler organisiert. »Dadurch können wir den Mindestabstand garantieren.«
Wolfgang Greiner, Leiter der CJD-Realschule Schneewinkl, teile Metzenleitners Ansicht: »Die Schüler und Lehrer haben die ersten zwei Wochen tapfer ertragen.« Besonders die Lehrer hätten Verständnis für die Maßnahme gehabt.
Ausbaufähig hingegen sei die allgemeine Maskenpflicht, die auf dem Schulgelände gilt. Die Schüler dürfen zwar zum Essen oder Trinken die Maske abnehmen. »Allerdings nutzen manche diese Gelegenheit zu sehr aus«, bemängelt Greiner. Deshalb will er das Problem diese Woche auf einer Lehrerkonferenz ansprechen.
Ansonsten will der Rektor den Unterricht gemäß dem Drei-Stufen-Plan gestalten (siehe Kasten). Aktuell herrscht Stufe eins. »Wir hatten bisher keine Infizierten. Somit können wir den Unterricht ohne Maske, mit Abstandsregelungen und fester Sitzordnung gestalten«, so Greiner.
Der Direktor des CJD-Gymnasiums am Dürreck, Stefan Kantsperger, lobt die Schüler für ihr diszipliniertes Verhalten. »Es gab nur minimale Beschwerden. Doch eine überwältigende Mehrheit hat die Situation gut gemeistert«, fasst er zusammen. Kantsperger ist auch von seinen Kollegen begeistert, denn alle hätten nicht nur im Unterricht, sondern auch auf den Lehrerkonferenzen eine Maske getragen.
Obwohl die Maskenpflicht im Unterricht nun entfällt, bleiben die Lehrer gefordert: »Schließlich müssen sie auf die Schüler zugehen und dennoch den Mindestabstand wahren können.« Kantsperger habe für alle Szenarien ein Konzept. Die Lehrer könnten sich problemlos dem Drei-Stufen-Plan anpassen. »Wir können von heute auf morgen auf Homeschooling umsteigen«, sagt der Schulleiter. Dennoch bevorzugt er den Präsenzunterricht.
Annette Ritter, Schulleiterin der Mittelschule Berchtesgaden, hält die Maskenpflicht in den ersten zwei Wochen für angemessen: »Sie war notwendig.« Viele Kinder seien kurz vor dem Schulstart aus dem Urlaub zurückgekehrt, manche sogar aus Risikogebieten. Durch den Mund-Nasen-Schutz habe man das Infektionsrisiko im Unterricht deutlich verringern können. Allerdings ist Ritter erleichtert, die Schulstunden nun ohne Maske abzuhalten. »Die Maßnahme hätte auf Dauer nicht funktioniert, auch wenn wir alles gut überstanden haben.« In diesem Zusammenhang lobt sie die Schüler für ihr diszipliniertes Verhalten.
Dennoch müsse man sich stets auf den Distanzunterricht einstellen, wenn Stufe drei ausgerufen wird. Um im Ernstfall darauf vorbereitet zu sein, tüfteln die Lehrkräfte nachmittags an digitalen Varianten eines möglichen Distanzunterrichts. »Sonst haben wir dieselben Maßnahmen wie vor den Ferien.« Wichtig sei ihr vor allem das Stoßlüften vor und nach jeder Unterrichtsstunde. »Es hilft nichts, wenn die Fenster gekippt sind.«
Eine ähnliche Meinung zur Maskenpflicht hat der Schulleiter des Gymnasiums Berchtesgaden, Andreas Schöberl: »Wenn die Maske für den Präsenzunterricht notwendig ist, dann nutze ich sie gerne.« Die überwiegende Mehrheit habe sich mit der Maßnahme abgefunden. Zwar hätten manche Schüler wegen der Maske zunächst Atemprobleme gehabt. »Doch ich bin überrascht, wie diszipliniert sich die Schüler verhalten.« Ebenfalls funktioniere die Einbahnregelung in den Schulgängen, um ein Gedränge zu vermeiden. Das Gymnasium hat laut Schöberl seit dem Lockdown Fortschritte gemacht. Er könne jederzeit zum Distanzunterricht wechseln, da die Lehrkräfte im Präsenzunterricht ohnehin mit vielen Onlineprogrammen arbeiten würden.
Der Schulleiter hofft aber, dass der Präsenzunterunterricht noch lange möglich ist. Momentan zeigt er sich optimistisch: »Wir sind von einer Schulschließung weit entfernt.«
Drei-Stufen-Plan vorgestellt
Um auf Änderungen des Infektionsgeschehens angemessen reagieren zu können, hat das Kultusministerium den Drei-Stufen-Plan entwickelt. Er orientiert sich am Infektionsgeschehen im jeweiligen Kreis. Je nach Szenario gibt es unterschiedliche Maßnahmen.
Stufe 1: Der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert beträgt unter 35 pro 100 000 Einwohner. Es findet ein Regelbetrieb unter Hygieneauflagen statt. Masken sind weiterhin am Schulgelände Pflicht. Der Präsenzunterricht findet ohne Maske statt.
Stufe 2: Der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert liegt zwischen 35 bis unter 50 pro 100.000 Einwohner. Schüler und Lehrer müssen auch im Klassenzimmer und an ihrem Sitzplatz Masken tragen. Das gilt für alle Schüler ab der 5. Klasse. Alternativ kann auf die Maske im Unterricht verzichtet werden, wenn der Mindestabstand möglich ist.
Stufe 3: Der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert liegt über 50 pro 100.000 Einwohner. Der Mindestabstand von eineinhalb Metern muss wieder eingehalten werden und die Maske auch am Sitzplatz im Klassenzimmer getragen werden. Ist das nicht möglich, bedeutet dies eine erneute Teilung der Klassen und einen verbundenen Unterricht der Gruppen im Wechsel von Präsenz- und Distanzunterricht. Das gilt für alle Jahrgangsstufen.
Patrick Vietze