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Viele Freunde und Mitarbeiter aus der Berchtesgadener Heimat begleiteten Pfarrer Dr. Thomas Frauenlob (M.) zur Aufnahme in das Domkapitel nach München. (Foto: privat)

Zeichen der Wertschätzung für das Stiftsland Berchtesgaden

Berchtesgaden/München – In der Karwoche war nach der Missa chrismatis die Aufnahme des Leiters des Pfarrverbandes Stiftsland Berchtesgaden, Dr. Thomas Frauenlob, in das Münchner Domkapitel von Kardinal Reinhard Marx bekannt gegeben worden. Nun erfolgte am Dienstag, 27. Juni, die feierliche Aufnahme in das Metropolitankapitel von München und Freising, Investitur genannt, in Rahmen des Morgengebets im Liebfrauendom.


Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, hatte bereits bei der Ankündigung im April seine Gründe für die Ernennung des Berchtesgadener Pfarrers und Dekans benannt: Neben der Wertschätzung für einen Priester seiner Erzdiözese möchte er durch diesen Akt auch die fruchtbare Arbeit vieler Haupt- und Ehrenamtlicher im Pfarrverband Stiftsland Berchtesgaden würdigen und ein Zeichen setzen, dass dieses von der Zentrale geografisch weit entfernte Dekanat Berchtesgaden mit dem Erzbistum des hl. Korbinian fest verbunden ist.

In seiner spontanen Ansprache zeigte sich Kardinal Marx davon beeindruckt, dass eine so stattliche Zahl von Berchtesgadenern – deutlich erkennbar an der Kleidung – und persönlicher Freunde den Pfarrer zu diesem Anlass begleitet und ihm so den Rücken stärkt. Es war ihm ein Anliegen, in Erinnerung zu rufen, dass ein Domkapitel zuallererst eine Gemeinschaft des Gebetes sei. Aus dieser offenen Haltung Gott gegenüber könnten dann die aufgetragene Mitverantwortung in der Leitung Diözese und neue Ideen und Initiativen erwachsen, die der Lauf der Zeit erfordert. Marx betonte, dass im und mit dem Domkapitel – ganz im Sinne von Synodalität – auch kontroverse Diskussion möglich seien und auch sein müssten, gelte es doch, die verschiedenen Perspektiven einzubringen und abzuwägen, um zu guten Ergebnissen zu kommen. Gegen Ende der Laudes (kirchliches Morgengebet) erfolgten dann die feierliche Installierung von Weihbischof Bischof zum neuen Dompropst sowie die Investitur zweier neuer Domkapitulare und vier neuer Domvikare. Das Ritual ist von großer Ernsthaftigkeit geprägt und mutet etwas mittelalterlich an. Dies ist kaum verwunderlich, kommt es doch aus jahrhundertealter Tradition: Der Sekretär des Domkapitels verliest zunächst laut die Ernennungsurkunden. Die Kandidaten treten vor den Erzbischof und sprechen gemeinsam das apostolische Glaubensbekenntnis – mit einigen Ergänzungen, die die Treue zum Lehramt des Papstes und des Bischofskollegiums betrifft. Danach gelobt jeder einzeln, kniend und mit den Händen auf dem Evangelium, dem Bischof und seinen Nachfolgern »Treue und Ehrfurcht«, sowie die Ausübung der mit dem Amt verbundenen Pflichten – soweit es neben der Arbeit als Seelsorger möglich ist. Danach überreicht der Kardinal das Kapitelkreuz, das eine Darstellung der Gottesmutter Maria und den hl. Korbinian zeigt, und setzt dem neuen Domkapitular das Birett auf, ein weithin sichtbares Zeichen seiner neuen Aufgabe. Pfarrer Frauenlob wurde auf das zehnte Kanonikat des Kapitels »investiert«.

Das Domkapitel ist neben dem Bischof einer Diözese eine durchaus selbstständige Institution. Dies wird im Moment der Neuaufnahme insofern deutlich, als der Domdekan – mit dem Dompropst der Leiter des Kapitels – seinerseits zum Treueversprechen gegenüber der Kapitelsgemeinschaft, zur Einhaltung der geltenden Statuten und der Pflege des guten Miteinanders auffordert. Sodann begrüßen die Mitglieder des Domkapitels die Neuen und gratulieren mit einem Friedensgruß. Aber auch alle Anwesenden werden eingeladen, den Neuen ihre Glückwünsche auszusprechen, was Michael Koller stellvertretend für die ganze Berchtesgadener Gruppe tat. Danach führt der Domdekan den neuen Kapitular zu seinem künftigen Platz im Chorgestühl des Domes.

In Bayern gehören Leib und Seele bekanntlich zusammen, so waren anschließend alle Teilnehmer der Investitur zum gemütlichen Beisammensein im nahe liegenden »Klosterwirt« eingeladen. Da die Berchtesgadener schon eine weite Anfahrt hatten, war dies ein besonders willkommener Moment. Nach der Stärkung war die Gruppe noch zu einer fachkundigen Domführung eingeladen, bei der der neue Domkapitular zeigen konnte, dass ihm nun ein bisschen die Rolle des Hausherrn in der Kathedrale zukommt, hat er doch mit Amtsantritt auch für den Liebfrauendom einen Hausschlüssel. fb

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