Ganz aktuell scheint sich der Planungsstab nach Informationen des »Berchtesgadener Anzeigers« nun für ein Modell zu begeistern, das einen längeren Neubautrakt vorsieht und den alten Grundschulbau gar nicht mehr berührt. Die neue gemeinsame Mittelschule könnte dann im September 2024 in Betrieb gehen – zwei Jahre später als ursprünglich geplant.
In der öffentlichen Diskussion ist es still geworden um die Aufrüstung der Mittelschule Bischofswiesen zur gemeinsamen Mittelschule aller fünf Gemeinden. Dafür hatte sich der Mittelschulverband bereits im Jahr 2016 entschieden und der Gemeinderat Bischofswiesen nahm die Herausforderung dankend an.
Allerdings steht die Gemeinde vor der schwierigen Aufgabe, in ihren Räumlichkeiten Platz für weitere rund 200 Mädchen und Buben zu schaffen. Auf 500 bis 550 schätzt man die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die künftig in Bischofswiesen an Grund- und Mittelschule unterrichtet werden sollen.
Doch Kommunalpolitiker und Planer zeigten sich von Anfang an zuversichtlich, das Raumprogramm für Mittel- und Grundschule realisieren zu können. Das Ausschreibungsverfahren für die Planungsleistungen zur Schulerweiterung hatte das einheimische Büro Schulze Dinter Architekten gewonnen. Die daraufhin gebildete Planungsgruppe, bestehend aus Schulleitung, Gemeindevertretern, Gemeinderat und Architekten, entschied sich schließlich für einen Neubau eines viergeschoßigen Anbautrakts etwa im Hangbereich zwischen Turnhalle und großem Schulhof.
Enthalten soll der Neubau eine Mensa und Küche für die Verpflegung von 80 Kindern, eine Aula für Veranstaltungen mit bis zu 200 Besuchern, einen Pausenkiosk, drei Fachunterrichtsräume, drei Klassenzimmer für die Mittelschule, einen Unterrichtsbereich für die Berufsfachschule für Kinderpflege mit drei Klassenzimmern, einen großen Multifunktionsraum im Obergeschoß mit rund 100 Quadratmetern sowie Nebenräume für Lehrer und Schüler.

Erst nach Fertigstellung dieses Gebäudes sollte es auch im Altbau Erweiterungsmaßnahmen für die Grundschule geben. Geplant war bislang eine Abflachung des Daches, sodass das Obergeschoß künftig vollständig genutzt werden könnte. Doch hier kamen die Planer nicht weiter, denn nach Informationen des »Berchtesgadener Anzeigers« lässt sich der Ausbau des Obergeschoßes nicht umsetzen, weil dafür die Statik des Gebäudes nicht ausgelegt ist.
Nicht nur, dass man dadurch die erforderlichen Räume, wie drei weitere Klassenzimmer für die Grundschule sowie Räume für die offene Ganztagsschule und verschiedene Gemeinschaftsräume, nicht bekommt. Vor allem die erforderlichen Fluchtwege können dadurch nicht geschaffen werden, sodass es enorme Probleme mit dem Brandschutz gibt.
Es musste also teilweise neu geplant werden. Die neue Variante sah statt der Aufstockung den Komplettabriss und anschließenden Neubau des Altbautraktes vor. Die Vorstellung dieser Variante stand eigentlich am Dienstag auf der Tagesordnung im Gemeinderat Bischofswiesen. Doch der Punkt wurde kurzfristig gestrichen, weil das Planungsbüro nach Informationen des »Berchtesgadener Anzeigers« ganz aktuell eine bessere Lösung gefunden hatte. Angeblich ist vorgesehen, dass der Altbautrakt unangetastet bleibt. Dafür soll der Neubautrakt zwischen Schulhof und Turnhalle nach Osten hin verlängert werden. Ein ohnehin sanierungsbedürftiger Teil des bestehenden Verwaltungstraktes zwischen Hartmannbau und Kellnbergerbau müsste dafür abgebrochen werden.
Die in nicht öffentlicher Sitzung präsentierte Variante soll bei den Gemeinderäten zumindest grundsätzlich auf Zustimmung gestoßen sein. Bürgermeister Thomas Weber wollte diese Variante auf Anfrage des »Anzeigers« nicht bestätigen und bat um Verständnis, dass er keine Informationen aus nicht öffentlicher Sitzung weitergeben dürfe. Er betonte aber, dass es noch erheblichen Diskussionsbedarf gebe. »Hier wird es noch viele Veränderungen geben«, sagte der Rathauschef und verwies auf die Gemeinderatssitzung am 13. Oktober. Da soll möglichst die endgültige Planung präsentiert werden.
Und noch etwas betonte der Bürgermeister: »Es geht hier ausschließlich um weitere Räume der Grundschule, die Planung für die Mittelschule steht seit Langem.« Weber geht davon aus, dass die erweiterte Mittelschule für den gesamten Berchtesgadener Talkessel im September 2024 in Betrieb gehen kann. Spannend bleibt, wie sich die Kosten für die neue Bauvariante entwickeln werden. Laut Ausschreibung hatte die Gemeinde die Nettokosten für die erste Planungsvariante auf etwa 2,75 Millionen Euro geschätzt.
Dabei geht man davon aus, dass der Großteil der Kosten durch Zuschüsse gedeckt sein wird. Das Angebot der Gemeinde Bischofswiesen an die anderen Gemeinden beruhte auf dieser Kostenschätzung. Franz Rasp, Vorsitzender des Mittelschulverbandes, machte auf Nachfrage der Lokalzeitung schon einmal klar: »Wir haben einen Vertrag mit der Gemeinde Bischofswiesen. Und ich gehe davon aus, dass der auch fix ist.«
Der Berchtesgadener Bürgermeister wolle sich in diesen Tagen in einem persönlichen Gespräch von seinem Bischofswieser Amtskollegen über den aktuellen Sachstand informieren lassen. Für die Mittelschule Berchtesgaden sieht der Rathauschef durch die entstehende Zeitverzögerung bis zum Umzug keine Probleme. »Wir haben an unserer Schule erst einmal alles, was wir brauchen, deshalb ist der Umzug nicht so dringend.« Ulli Kastner