Der Unternehmer und Vorsitzende des WSV Bischofswiesen ist Eigentümer der Lifte am Götschen. Dort will die Gemeinde Bischofswiesen ihre Beschneiungsanlage ertüchtigen. Das Landratsamt hat im Juni eine Teilgenehmigung erteilt. Und dagegen hat der Bund Naturschutz Klage eingereicht (siehe eigener Bericht). Weil diese eine aufschiebende Wirkung hat, kommt dies einem Baustopp gleich – wie am Watzmannhaus in der Ramsau.
»Wir sind schon fast verzweifelt. Das ist Willkür von Einzelpersonen mit Hilfe von Spendengeldern«, sagte Heitauer im Ausschuss. »Sehr bedenklich« findet es auch Landrat Bernhard Kern, »dass wir als Kommunen, Unternehmer und Vereinsvorsitzende nicht weiterkommen«. Er sei »traurig, ja gerade entsetzt über die Situation«, so Kern.
Hintergrund ist laut Bernhard Heitauer eine Gesetzesänderung, die 2014 aus einem Beteiligungsrecht für Naturschutzverbände ein Klagerecht machte. Im vorangegangenen Umweltausschuss hatte der langgediente Bischofsweiser Gemeinderat – Heitauer schied heuer nach 30 Jahren Mandat aus – die Gelegenheit des Besuchs von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber genutzt und das Problem angesprochen. »Ich habe ihn gefragt, ob der Staatsregierung bewusst sei, welche Waffe damit einzelne Personen in der Hand haben, aber bislang keine Antwort bekommen«, schildert Heitauer gegenüber der Lokalzeitung.
Der Fuhrunternehmer sieht die Wurzeln des Konfliktes zum einen in den heftigen Auseinandersetzungen bereits vor 20 Jahren, als es ebenfalls um die Beschneiungsanlagen ging. Zum anderen sei er »eine Zielperson der beiden«, nennt er konkret BN-Kreisvorsitzende Rita Poser und Paul Grafwallner beim Namen. Beide hätten es sich »zur Lebensaufgabe gemacht, mich als Unternehmer zu bekämpfen«. Heitauer steht dazu, sich stets für die Ansiedelung von Gewerbe starkgemacht zu haben.
Die Klage gegen die Maßnahmen der Gemeinde am Götschen sei nicht nur »Willkür«, sondern auch »hinterfotzig«. Nur ein kleiner Termin im Zusammenhang mit Bäumen sei übersehen worden – »Es wird keine Rodung« – und hier hake der BN ein.
Grafwallner hätte ihm gegenüber auch schon mehrfach mit einem Bürgerentscheid gedroht. »Mach es Paul, habe ich ihm gesagt, aber das traut er sich nicht«, erzählt Heitauer von persönlichen Gesprächen. Er ist sich sicher, dass die Bevölkerung, die aktuell ja gar nicht wisse, was da vor sich geht, aufseiten des Skibetriebs stünde. »Wir sind sehr beliebt«, so Heitauer, der mit seinem Team auch ein offenes Herz für Tourengeher beweist: »Bereits im November präparieren wir die Waldabfahrt, wo wir auch eine eigene Aufsteigerspur haben. Parkgebühren verlangen wir keine, nur einen freiwilligen Obolus, aber das bringt kaum was ein.«
Ohne funktionstüchtige Beschneiungsanlage geht ein Betrieb aber nur mit einem schneereichen Winter wie 2019. »Ansprüche und Material haben sich geändert. Wir sind früher mit Holzlatten gefahren, ohne scharfe Kanten wie heute. Deshalb braucht es heute einen anderen Untergrund.« Der Götschen ist Bundesleistungszentrum und Heimat des Wintersportvereins Bischofswiesen mit seinen 450 Mitgliedern und Aushängeschildern wie Riesenslalom-Weltmeisterin Kathrin Hölzl und Snowboard Weltcupsiegerin Ramona Hofmeister. Für viele Kindergärten im Berchtesgadener Land ist der Hang erste Wahl für die ersten Rutschversuche auf zwei Brettern oder auch einem.
Mit der Gemeinde Bischofswiesen gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Namen »Sport nach 1«. Sechs bis acht Wochen lang werden Schulkinder im Winter nach Unterrichtsende betreut. Die Gemeinde stellt den Transport sicher, der WSV die Skilehrer zur Verfügung.
Schulen und Sportvereine tragen auf der FIS-Abfahrt ebenso ihre Wettbewerbe aus wie Städte und Deutschlands Apotheker. Auch internationale Wettkämpfe finden immer wieder in dem kleinen, überschaubaren Skigebiet statt. Aktuell laufen die Anfragen wieder ein. »Und ich weiß nicht, was ich antworten soll«, sagt Heitauer. »So wie es ausschaut, haben wir heuer keinen Skibetrieb.«
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Sabine Zehringer