Auf den ersten Blick scheint es unmöglich, dass der rund 50 mal 25 Zentimeter große Stahlkasten mehrere Pakete aufnehmen kann. Doch »Mein Paketsack« fasst 220 Liter. So sollen auch unförmige Lieferungen zugestellt werden können – ganz ohne das persönliche Antreffen des Empfängers.
Simon Baier ist Elektroingenieur, wie viele andere Berufstätige hatte er das Problem, dass er online bestellt hat, aber bei der Zustellung nicht zu Hause war. Baier hat zu diesem Zeitpunkt in der Nähe von Frankfurt am Main gewohnt, »da musste ich mein Paket in einem Waschsalon abholen«. Die Geschäftszeiten der Depots hätten sich oft mit seinen Arbeitszeiten überschnitten.
Tüftelei im Keller
Eine Lösung musste her. Zusammen mit seiner Frau Roxanne tüftelte Simon Baier anfangs im Keller. »Wir haben Blech gebogen und Säcke selber genäht«, erzählt Roxanne. Prototypen hätten sie schließlich an Freunde und Familie verteilt. Weil das Produkt gut ankam, ließen sie es schließlich nach knapp einem Jahr Entwicklungszeit produzieren. »Im November 2018 haben wir 600 Stück aus China geliefert bekommen«, ergänzt Bruno Glaentzer, Vater von Roxanne und Geschäftsführer der Simba GmbH.
Hinter dem Paketsack steckt ein ausgeklügeltes System: Er kann sowohl fest an Wohnungs-, als auch an Haustüren montiert werden, hält aber auch an Hauswänden oder Zäunen. Wer in einer Mietwohnung wohnt und keine Schrauben in die Türe bohren darf (oder will), kann den Kasten mit Drahtseilen befestigen. Mit verstellbaren Einsätzen können auch Glaseinsätze ausgeglichen werden«, erklärt Bruno Glaentzer. Dann muss den Zustellungsunternehmen nur noch die Ablage schriftlich erlaubt werden, und die Pakete dürfen in den Sack.
Mehrere Zustellungen an einem Tag möglich
Will ein Zusteller ein Paket abgeben, muss er den Stahldeckel öffnen und das Paket in den darunter liegenden gefalteten Sack legen. Im Anschluss wird der Deckel wieder zu gemacht. Ein Zahlenschloss lässt Unbefugte nicht an das Paket herankommen. »Klar kann theoretisch auch der Sack mit einem Messer aufgeschnitten werden«, gibt Roxanne zu, ergänzt aber auch, dass es eine Variante des Paketsacks gibt, das mit Stahlgeweben gefertigt wurde. »Da bräuchte man dann schon einen Seitenschneider, um den Sack aufzubekommen«, so Simon Baier.
Weil es aber auch Tage gibt, an denen nicht nur ein Paket ankommt, kann der Zahlencode bei Adresszusätzen vermerkt werden, dann kann der Zusteller den Paketsack wieder öffnen und weitere Pakete hineinlegen.
»Das System steht und fällt mit der Akzeptanz der Zusteller«, sagt Bruno Glaentzer. Manchmal würde es ein bisschen dauern, bis die Zusteller das Prinzip Paketsack durchschaut hätten. »Danach nehmen sie es aber gut an.« Auch der Umwelt-Gedanke spielt eine Rolle, denn dadurch wird ein erneuter Zustellversuch vermieden. »Am einfachsten ist es natürlich, dem Zusteller das Prinzip einmal zu erklären«, fügt Simon Baier hinzu. Bei häufigem Zustellerwechsel hilft eine Abbildung auf dem Metallkasten, die erklärt, wie es geht. »Wir haben auch schon mit ›Hermes‹ gesprochen, dort haben sich die Verantwortlichen bereit erklärt, ihre Fahrer zu schulen.«
Die Simba GmbH verkauft nun seit März den Paketsack, über den eigenen Online-Shop und Amazon. »Meine Frau und mein Schwiegervater sind für das Geschäft zuständig, ich war im Prinzip der Ideengeber«, sagt Simon Baier. Das Geschäft läuft langsam an, eine weitere Bestellung haben die Unternehmer beim Produzenten schon aufgegeben. Eine Zielgruppe für »Mein Paketsack« können die Drei aber nicht ausmachen, denn die Bestellungen würden sowohl vom Land als auch aus den Städten kommen.
»Simba« heißt die GmbH im übrigen nicht wegen Simon Baier: »Unsere Katze heißt Simba und ist Namensgeber«, klärt er schmunzelnd auf. Lena Klein