Die Beteiligten Bettina Wembacher und Johann Jehs aus der Stanggaß sowie Christian Erber und Ulrich Scheuerl aus Karlstein seien sich einig: »Wenn man in der Verkehrspolitik etwas erreichen will, dann nur gemeinsam und mit viel Geduld«, schreiben sie in ihrer Mitteilung.
Sowohl in Karlstein als auch in der Stanggaß haben es die Initiativen mit einer Staatsstraße zu tun, die durch ihren Ort führt und als Abkürzung für die Bundesstraße genutzt wird. In Karlstein führt die St 2101 über das Thumseegebiet und das Wohngebiet Karlstein und bietet sich als Abkürzungsstrecke für die B21 an. In der Stanggaß ist es die St 2097, die durch ihr Wohngebiet ins Zentrum von Berchtesgaden führt und eine Abkürzung für die B20 darstellt.
Petition mit 200 Unterschriften eingereicht
Während in Karlstein steigende Verkehrszahlen im Jahr 2018 zur Gründung der Initiative führten, war es für die Initiative Stanggaß eine geplante Änderung der Verkehrslenkung. Gegen die zu erwartende Verkehrszunahme in der Stanggaß wurde bereits eine Petition beim Landratsamt und beim Bauamt Traunstein mit mehr als 200 Unterschriften eingereicht.
Beide Initiativen sind sich darüber einig, dass es mehrere Ursachen für die negative Verkehrsentwicklung in ihren Orten gibt: »Es beginnt bei der Beschilderung durch die Verkehrsbehörden«, schreiben sie. In der Stanggaß soll diese jetzt geändert werden. Nicht mehr nur der Ortsteil Stanggaß, sondern zusätzlich auch Berchtesgaden/Zentrum soll am Ortsende von Bischofswiesen beim neuen Kreisverkehr als Zielort angegeben werden. Und es gibt darüber hinaus auch Überlegungen, die bestehende Lkw-Tonnagebeschränkung für die St 2097 aufzuheben.
»Beides Maßnahmen, die für die Verkehrsentwicklung in der Stanggaß nur negativ sein können«, so die Initiativen. Eine weitere Ursache für Probleme sei oft der Ausbau der Straßen mit dem Ziel der Beschleunigung. Sowohl am Gmundberg in Berchtesgaden als auch in Schneizlreuth beim »Wurznwirt« und an der Wegscheid (Antoniberg) sollen Kreisverkehre gebaut werden, die es den Verkehrsteilnehmern einfacher machen und jeweils zu geringen Beschleunigungen führen. Allerdings könnten solche Beschleunigungen dazu führen, dass die Navis ihre Routenempfehlung ändern, weil die kürzeren Strecken dann auch noch die schnelleren werden. Sowohl in Karlstein als auch in der Stanggaß ist der Zeitbedarf jeweils für die Bundesstraße oder Staatsstraße fast identisch.
Zuletzt beklagen die Bürger »die fehlenden Kontrollen, die negative und auch von den Verkehrsbehörden nicht gewünschte Verkehrsentwicklungen zulassen«, etwa durch Mautausweichverkehr oder das Nichteinhalten von Verkehrsbeschilderung und Geschwindigkeitsbegrenzungen. »Verkehrsregeln, die nicht kontrolliert werden, verlieren aber ihre Wirkung und leider gibt es auch viele Regeln zum Schutz der Anwohner, die wenig kontrolliert werden«, sind sich die Initiativen einig. Ihnen sei klar, »dass Verkehrsinitiativen angesichts der Bedeutung des Kraftfahrzeugverkehrs von vorn herein einen schweren Stand haben«. Sie wünschen sich »eine Politik, die den Anwohnerschutz dem ungehinderten Verkehr voranstellt«.
Hoffen auf weitere Unterstützer
Mehr Radverkehr, ein attraktiver ÖPNV, das Nachtfahrverbot durchzusetzen und den Transitverkehr auf die A8 zu verlagern, seien ehrgeizige Ziele. Um dies mit Nachdruck einzufordern, sei es erforderlich, sich zusammenzuschließen. »Die Ini-tiativen Karlstein und Stanggaß hoffen, dass sie noch weitere Unterstützung von belasteten Anwohnern und eventuell weiteren Verkehrsinitiativen erhalten«, heißt es in der Presseaussendung.
Als vorbildliche Beispiele werden Österreich und »fast alle Länder Europas« genannt, wo bei unerwünschten Belastungen der Anwohner die Verkehrslenkung geändert oder der Lkw-Verkehr ganz ausgesperrt werde. Im Berchtesgadener Land dagegen, so finden sie, haben »Menschen mit dem Wunsch nach Sicherheit, sauberer Luft und erholsamer Ruhe das Nachsehen«. fb