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Die 800 Jahre alte Mauer zieht sich durch den Wald auf dem Grund des Forstbetriebes Berchtesgaden. (Foto: Kilian Pfeiffer)

Über 800 Jahre alte Mauer soll gesichert werden

Bischofswiesen – Die über 800 Jahre alte Befestigungsmauer am Hallthurm soll gesichert werden. Der Forstbetrieb Berchtesgaden, auf dessen Grund das historische Bauwerk steht, will bis 2022 mit der Umsetzung der Maßnahme beginnen, wie Dr. Daniel Müller, Leiter des Forstbetriebs Berchtesgaden, auf Nachfrage bestätigte. Eine Wiederherstellung der Mauer, die zu den ältesten erhaltenen Bauwerke im Landkreis zählt, sei hingegen nicht geplant.


Kürzlich hatte die Gemeinde Bischofswiesen für eine bauhistorische Untersuchung der Befestigungsmauer am Hallthurm 1700 Euro vom Kulturausschuss des oberbayerischen Bezirkstags für die Denkmalpflege zugesprochen bekommen. Die Summe deckt nur einen kleinen Teil dessen, was die geplante Sicherung kostet.

Rund 300 Meter von der B 20 entfernt, auf Höhe der Bahnschranken am Hall-thurmer Berg, liegt die Mauer. Sie ist über einen Forstweg zu erreichen. Sperrbänder sind um das Mauerwerk gespannt, auf kleinen Schildern steht »Lebensgefahr«. Das Mauerwerk mutet brüchig an. Teile der Befestigungsmauer, die im zwölften Jahrhundert angrenzend an den Hallthurm errichtet worden war und östlich in Richtung Untersberg verläuft, werden von dicken Holzpfählen gestützt. Ohne diese würden die teils lockeren Steine zusammenstürzen.

Die Sicherung der Mauer ist seit Jahren geplant: Bereits 2015 hatte der Forstbetrieb Berchtesgaden ein für denkmalgeschützte Bauwerke spezialisiertes Ingenieurbüro mit einer statisch-konstruktiven Voruntersuchung beauftragt, nachdem das Landesamt für Denkmalschutz, die Denkmalschutzbehörde und die Gemeinde Bischofswiesen Handlungsbedarf festgestellt hatten. Erstmals wurde die Grenzbefestigung Hallthurm in einer Urkunde von Kaiser Heinrich VI. (1165 bis 1197) erwähnt. Hallthurm und Mauer befinden sich an der engsten Stelle zwischen dem Untersberg und dem Lattengebirge. In einer Voruntersuchung mit Kartierung wurden 2015 bereits die Schäden analysiert. Im Juli 2018 war nach Abstimmung mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ein Investitionsvolumen von 152.500 Euro beantragt worden, um die akut einsturzgefährdeten Teile des Bauwerks zu sichern. Zudem wurde eine chemisch-mineralogische Untersuchung des Mauerwerks sowie der Fugen in Auftrag gegeben. Aufgrund von »Mittelknappheit« sei das Investitionsbudget dann auf das Jahr 2020 übertragen worden, so Dr. Daniel Müller.

Basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung des Bauwerks beauftragten die Bayerischen Staatsforsten die Umsetzung von sogenannten Musterachsen. Diese dient unter anderem dazu, den Gesamtpreis für eine Sanierung zu ermitteln – und zur abschließenden Auswahl des Materials für eine denkmalgeschützte Sicherung, die mit rund 6000 Euro beziffert wird. Laut Müller sei eine abschließende Beurteilung samt Bewertung erst im Herbst dieses Jahres geplant. Im Vorfeld wurde das Investitionsbudget auf 160 000 Euro erhöht, die Restmittel auf das Geschäftsjahr 2022 übertragen. Mittlerweile hat die Gemeinde Bischofswiesen eine bauforscherische Untersuchung und eine Dokumentation der Befestigungsmauer in Auftrag gegeben. Noch in diesem oder spätestens im kommenden Jahr sollen die Maßnahmen zur Sicherung der einsturzgefährdeten Bauwerksteile ausgeschrieben und umgesetzt werden. »Eine Wiederherstellung der Mauer ist nicht geplant«, sagt Dr. Daniel Müller. An der Substanz der Wehranlage Hallthurm hätte sich seit dem Jahr 2015, als die Planungen zur Sicherung begannen, keine erkennbare Veränderung ergeben. Die Bayerischen Staatsforste, so Müller, würden ihre Verantwortung im Bereich des Denkmalschutzes aber ernst nehmen.

Vor neun Jahren hatten die Staatsforsten bereits die Burgruine Karlstein als bislang teuerste Einzelmaßnahme saniert. Damals investierte das Unternehmen 360.000 Euro. Finanzielle Mittel flossen auch in die Theresienklause in Maria Gern und in die Beckinger Klause in Weißbach sowie in ein Schindeldach am Wachterl in Ramsau.

Kilian Pfeiffer