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Freuten sich über das gelungene Rätselheft vom Projektteam »Schönau am Königssee« (v.l.): Franz Punz, Leiter der Tourist-Information Schönau am Königssee, Dr. Bartl Wimmer, Vorsitzender des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden, Azubi Paula Rinck, Thomas Öllinger, Abteilungsleiter Tourismus, und Berufsschulleiter Hermann Kunkel. (Fotos: Karin Kleinert)
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In dem von den Azubis schön gestalteten Heft nimmt das Maskottchen »Mankei Maxl« die Kinder mit auf eine Rätselreise rund um das Rathaus von Schönau am Königssee.

Ein Rätselheft für Schönau am Königssee

Freilassing – Bei einer zweitägigen Projektpräsentation von Auszubildenden der Tourismusberufe in der Aula der Staatlichen Berufsschule Berchtesgadener Land in Freilassing wurde es wieder sehr deutlich, wie vielseitig der touristische Bereich ist. Die Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen hatten seit vergangenem Sommer mit Engagement an spannenden Projekten gearbeitet, jetzt war der große Moment gekommen, die Resultate den Ausbildern, einigen Lehrern und den Mitschülern vorzustellen.


Digitaler Adventskalender

Die Projektarbeit habe sich in den letzten Jahren in der dualen Berufsausbildung ausgesprochen bewährt, so Schulleiter Hermann Kunkel. Der Ansatz, die touristischen Betriebe als Auftraggeber mit ins Boot zu holen und nicht wie bisher die Schule, ist hingegen neu. Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt, die Ergebnisse, eine geschichtsträchtige Wanderung, ein lustiges Rätselheft, eine abwechslungsreiche Radtour, ein digitaler Adventskalender und ansprechende Werbefilme, können sich sehen lassen und sind eine Bereicherung für das Portfolio der Auftraggeber.

Im Folgenden gab Thomas Öllinger, der Abteilungsleiter an der Berufsschule für den Bereich Tourismus, ein paar Hintergrundinformationen. Er berichtete, dass man sich in der letzten Ausbilderversammlung im Mai 2020 vorgenommen habe, die Schüler sollten bei Projekten eng mit touristischen Ausbildungsbetrieben zusammenarbeiten. Nachdem einige organisatorische Hürden, etwa in versicherungstechnischer Hinsicht, genommen waren, sei es letzten Sommer erfreulicherweise losgegangen. Die theoretischen Grundlagen lernen die Schüler im Fach »Projektmanagement«. »Nichts ist so, wie es einmal war, auch im Tourismus nicht. Man muss sich auf Neues einstellen und neue Wege bestreiten«, so Öllinger. Die Schüler hätten die Ideen zu den Projekten entwickelt, umgesetzt und sehr viel Zeit investiert, wofür sie Respekt verdienten, wie der Abteilungsleiter anerkennend sagte.

Nun gehörte die Bühne der Aula den Schülerinnen und Schülern, die ihre Projekte in rund 30-minütigen Vorträgen detailliert, selbstbewusst und mit viel Freude vorstellten. Die Projektteams bestanden aus zwei bis sechs Schülern, je nachdem, woher die Schüler stammen. Denn dazu muss man wissen, dass das Einzugsgebiet der Berufsschule Berchtesgadener Land beim Tourismus ein ziemlich großes ist: Die Auszubildenden der Kaufleute für Tourismus und Freizeit, die in Freilassing beschult werden, kommen aus fast ganz Ober- und Niederbayern, die nächsten Schulen wären in Nürnberg und Füssen.

Das Einzugsgebiet für die Tourismuskaufleute für Privat- und Geschäftsreisen sind die Landkreise Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting und Mühldorf. Die nächste Schule ist in München. Da es für die jungen Menschen während des Blockunterrichts in Freilassing keine adäquate Übernachtungsmöglichkeit gibt, sind die Azubis in Teisendorf im Kolping-Familienhotel untergebracht.

Zwei Projektgruppen hatten Kinder, Jugendliche und Familien im Blick, also die künftigen Zielgruppen. Das Team »Schliersee« entwickelte für die Gäste-Information Schliersee einen anderthalbstündigen Spazierweg unter dem Motto »Die Schlierseer Sagen und Märchen für Kinder«. Die Schüler hatten sich von einer professionellen Geschichtenerzählerin Unterstützung geholt und zeigten dies in einem lustigen Video. Dem Auftraggeber gefiel es, er hat die »sagenhafte« Wanderung in sein Gästeprogramm aufgenommen.

Eine Entdeckungstour

Zu einer tollen Entdeckungstour lud das Team »Schönau am Königsee« ein. Eine nette Idee war, dass Projektleiterin Paula Rinck den Werdegang der Unternehmung als Geschichtenerzählerin begleitete. Dank des Budgets vom Auftraggeber, der Gemeinde Schönau am Königssee, und mithilfe einiger Sponsoren ließ die Gruppe ein 18-seitiges, ebenso professionell wie liebevoll gestaltetes Rätselheft drucken. Mit diesem können die Kinder auf Spurensuche mit dem tierischen Maskottchen »Mankei Maxl« gehen und das Areal rund um das Rathaus erkunden. Wer alle Fragen beantwortet, bekommt in der Tourist-Info im Rathaus eine kleine Überraschung. Vor allem das Finden der Fragen habe der Gruppe großen Spaß gemacht, weil sie sich dabei so richtig kreativ ausleben konnten, wie die sechs einhellig verrieten. Wie unsere Zeitung von TI-Leiter Franz Punz erfahren hat, ist die neue Attraktion nicht nur für Urlaubsgäste zu haben, sondern auch für hiesige Kinder, die es sich ab sofort holen dürfen. Für Franz Punz steht fest: Mit einem Produkt, das man in den Händen halten kann, ist das Projekt eine Super-Nachwuchsförderung.

Mit so einem gedruckten »Produkt« konnte auch ein niederbayerisches Projektteam überzeugen. Zwei junge Frauen, die im Landratsamt Rottal-Inn und bei der Stadt Straubing ausgebildet werden, haben eine neue Radtour vom Unteren Inn bis nach Straubing entwickelt. Die 145 Kilometer lange Tour quer durch Niederbayern heißt »Wilde Flüsse – Sanfte Hügel« und ist unter www.outdooractive.com bereits veröffentlicht.

Eindrucksvolle »bewegte« Bilder lieferten zwei Teams der Tourismuskaufleute. Das Filmprojekt »Mexiko« war von einem auf Geschäftsreisen spezialisierten Traunsteiner Reisebüro in Auftrag gegeben worden. In zwei sehr professionell erstellten Filmen zeigten die Schülerinnen den Arbeitsablauf im Reisebüro sowie die herrlichen Urlaubsmöglichkeiten, die sich dem Kunden im Anschluss an seine Geschäftsreise bieten.

Das zweite Projektteam hatte nicht nur einen Werbefilm geplant, sondern auch noch eine Premium-Busbesichtigung für die Kollegen des Fridolfinger Busunternehmens. Doch Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung: anstelle der Werksbesichtigung mit vielen in Neu-Ulm wurde es eine Bus-Abholung zu dritt – die beiden jungen Damen und der Busfahrer. Den Werbefilm haben sie trotzdem gedreht und den schicken neuen Bus mit der exklusiven »2 + 1-Bestuhlung« gekonnt in Szene gesetzt.

Ein ganz besonderes Projekt war ein »Digitaler Adventskalender«, den zwei Schülerinnen für das Traunsteiner Reisebüro »Ticket easy« kreierten. Sie zeigten zunächst ein Video, in dem ein Bub seine Schätze aus einem Adventskalender teilt, weil sie mit dem Kalender nicht nur Werbung für das Unternehmen machen, sondern auch gesellschaftliche Botschaften verteilen wollten.

700 Kunden und Interessenten

So öffnete sich zum Beispiel ein Türchen, in dem über den Chiemgauer Verein »Vergissmeinnicht« informiert wurde, der in Not geratenen Menschen hilft. Bei einem nächsten Türchen waren hundert Quadratmeter Tropenwald zu gewinnen. Die beiden Auszubildenden konnten bis zu 700 Kunden und Interessenten zum Mitmachen bewegen. Organisiert und verteilt wurde der »Digitale Adventskalender« über die sozialen Medien. Nicht nur die Chefin der beiden war begeistert von dieser Idee.

Wie der »Berchtesgadener Anzeiger« nach den Vorträgen erfahren hat, werden die Azubis der Tourismuskaufleute gut zur Hälfte im Tourismus bleiben, von den Azubis der Kaufleute für Tourismus und Freizeit wollen fast alle in diesem Berufsfeld weiter arbeiten.

Karin Kleinert