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Keine Notaufnahme mehr in Berchtesgaden: Das neue Klinikenkonzept erhitzt die Gemüter. (Foto: Lisa Schuhegger)

Neues Konzept der KSOB: Marktgemeinderat kann Kreistag-Beschluss nicht nachvollziehen

Marktschellenberg – Das neue Konzept der Kreiskliniken Südostbayern (KSOB) erhitzt die Gemüter. Auch die der Marktgemeinderäte von Marktschellenberg. In der Sitzung am Dienstag kritisierten die meisten Räte die vorgesehene Zentralisierung und Spezialisierung der KSOB. Das Thema kam auf, als Volkhard Geiger (FWG) Marktbürgermeister Michael Ernst fragte, ob die Bürgermeister des Landkreises tatsächlich eine Stimme hatten abgeben dürfen. Er bezog sich auf den Leserbrief von Gerhard Schuster, der geschrieben hatte: »Es ist sehr bedenklich und erschütternd, wie die gewählten Bürgermeister und Kreisräte sämtlicher Parteien des inneren Landkreises für das langsame Dahinsiechen des Berchtesgadener Krankenhauses gestimmt haben.« 


Michael Ernst stellte klar, das nur die Kreisräte über das Klinikkonzept hatten abstimmen dürfen. »Vielleicht wäre es nicht schlecht gewesen, wenn die Bürgermeister und Gemeinderäte gefragt worden wären«, ergänzte er.

Nikolaus Rußegger überlegte laut: »Ist den Kreisräten das Konzept tatsächlich einfach vorgelegt worden und sie haben dafür oder dagegen stimmen können?« Michael Ernst erteilte Kreis- und Marktgemeinderat Wolfgang Lochner (CSU) das Wort.

Er erklärte, dass der Vorstandsvorsitzende der KSOB, Dr. Uwe Gretscher, als Experte den Kreisräten klar gemacht habe, dass die Klinikstandorte Berchtesgaden und Freilassing nur gehalten werden könnten, wenn sich die kleinen Häuser spezialisierten (Fachklinik Berchtesgaden: Fachklinik für Orthopädie, Altersmedizin, Ästhetische Chirurgie, Gesundheitscampus Freilassing: Ambulante und tagesklinische Versorgung) und es nur mehr zentral im neuen Haus, das in Bad Reichenhall vorgesehen ist, eine Notfallversorgung gebe.

Es habe wohl auch im Raum gestanden, berichtete Wolfgang Lochner, dass es nur mehr in Traunstein eine Notfallambulanz gebe. »Das wäre für uns Kreisräte absolut nicht in Frage gekommen«, schob der Kreis- und Gemeinderat ein. Er berichtete, dass nach KSOB, die Notfallversorgung der Bürger auch über Hausärzte, das Uniklinikum Salzburg oder die Landesklinik Hallein abgedeckt sei.

Wolfgang Lochner versuchte deutlich zu machen, dass sich die Mehrheit der Kreisräte für das kleinere Übel ausgesprochen und dem Klinikkonzept zugestimmt hätte. »Dr. Reinhard Reichelt nicht«, schob Franz Kranawetvogl (LWG) ein. Er kritisierte, dass die Aussage von Dr. Uwe Gretscher, dass die KSOB nur mit dem neuen Konzept in die Zukunft geführt werden könne, nicht hinterfragt und kein externer Expertenrat eingeholt worden war. »Dr. Uwe Gretscher ist Mediziner und Experte«, hielt Wolfgang Lochner dagegen. »Und Wirtschaftler«, ergänzte Franz Kranawetvogl. Parteikollege Toni Angerer (LWG) sagte: »Bei dem ist halt die Frage, wo seine Priorität liegt.« Er spielte darauf an, dass der Vorstandsvorsitzende der KSOB wohl die Wirtschaftlichkeit der Kliniken fokussiere, wohingegen Mediziner und Kreisrat, Dr. Reinhard Reichelt (Grüne), den Fokus auf eine stabile Gesundheitsversorgung für die Bürger setze.

»Ja«, stimmte Franz Kranawetvogl zu, der noch loswerden wollte, dass er sich nicht vorstellen könne, wie die Notaufnahme in der Kreisklinik Bad Reichenhall noch mehr Patienten versorgen könne. »Die haben ja jetzt schon Schwierigkeiten.« Er wusste von Personalproblemen und Problemen beim Datenschutz.

Vor allem Toni Angerer und er machten deutlich, dass sie nicht so recht verstehen können, dass Wolfgang Lochner dem Klinikenkonzept zugestimmt hatte. Der einzige Kreisrat aus dem Marktschellenberger Gremium sagte: »Ich will mit euch jetzt keine Entscheidungen des Kreistages diskutieren.«

Michael Ernst wollte das Gespräch beenden. Das Klinikenkonzept erhitze die Gemüter. »Da entwickelt sich gerade eine Debatte«, sagte er und prophezeite: »Sie wird im Sommer noch heißer«. Er lud die Gemeinderäte ein, bei der Infoveranstaltung am Montag, 19. September, im Gymnasium Berchtesgaden Kritik zu üben.

Lisa Schuhegger