»Gerade sind nur 15 Leute da«, sagt Kreh, »die meisten kommen immer erst auf 13 Uhr.« Die 59-Jährige erzählt von den Veränderungen des Wetters am Fuße des Watzmannmassivs, von anspruchsvollen Wanderern und wie sich das Team auf der Hütte am liebsten erfrischt.
Frau Kreh, wie warm ist es gerade auf der Wimbachgrieshütte?
Lisbeth Kreh: Wir haben gerade nachgeschaut: 33 Grad Celsius im Schatten hat es.
Auf der Homepage der Naturfreunde steht zu lesen, dass Sie Haustiere haben. Wie geht es denen bei dieser Hitze?
Kreh: Ach, denen geht es gut. Unsere Katze Lina, fünf Jahre alt, liegt den ganzen Tag oben im Zimmer, und unser Golden Retriever Simmerl, sechs Jahre, draußen in der Sonne. Aber der wird sich auch bald in den Schatten verziehen.
Sie und Ihr Mann Bernd sind ja seit 2008 auf der Wimbachgrieshütte. Spüren Sie den Klimawandel?
Kreh: Ja, wir merken, dass es trockener wird. Der letzte Sommer war ja auch schon so trocken. Besonders merkt man ihn auch an den Unwettern, die im Gries wirklich heftig sind. Früher, als wir angefangen haben, gab es schon auch Starkregen. Aber es hat nicht so viel und oft gehagelt wie jetzt. Allerdings sagen die Einheimischen immer wieder, dass das Wetter ganz früher auch schon genauso war. Wir kommen ja aus der Nähe von Altötting.
Wo liegen denn heute die großen Probleme für euch Hüttenwirte?
Kreh: Die Gäste werden immer anspruchsvoller. Wenn man zwei Kuchen zur Auswahl hat, wollen sie am liebsten drei oder vier. Die Unzufriedenheit wird immer größer. Zum Beispiel, wenn wir sagen, dass es in der Hütte keine Dusche gibt. Aber wir haben wenigstens Waschräume und noch unbegrenzt Wasser. Anders wie im Watzmannhaus, wo es nur wenig Wasser gibt und man sparen muss. Natürlich fordern wir unsere Gäste auch auf, zu sparen, denn wir bekommen unser Wasser auch vom Berg. Außerdem muss es mit einem UV-Filter aufwendig gereinigt werden.
Welche Probleme haben die Bergsteiger, besonders bei dieser Hitze?
Kreh: Wenn die vom Watzmann herunterkommen, sind viele total kaputt, total erschöpft. Also ich meine, sie sind fast hinüber, wenn sie bei uns ankommen.
Gibt es da Unterschiede zwischen Gästen und Einheimischen?
Kreh: Ja, die Einheimischen sind fitter. Die sind die Anstrengung gewohnt. Aber manche Gäste unterschätzen die Watzmannüberschreitung. Ab und zu denke ich mir bei Wanderern: »Der gehört nicht auf den Watzmann.« Zum Glück ist uns heuer noch keiner zusammengebrochen. Aber oft schaffen die Leute dann nicht mehr die letzten Stufen zu unserer Schänke hinauf, oder sie müssen sie mühsam rückwärts wieder hinuntersteigen. Momentan sind die Leute auch total aggressiv – also, je fertiger sie sind, desto aggressiver sind sie auch. Dann müssen wir sie erst einmal eine Viertelstunde in Ruhe lassen – aber die werden schon wieder.
Was machen denn viele Bergsteiger falsch?
Kreh: Sie haben viel zu viel Zeug dabei, wie Tablet-PCs, Handys und so weiter, und viel zu wenig zu trinken.
Welche Getränke verkaufen Sie derzeit am häufigsten?
Kreh: Skiwasser und alkoholfreies Weißbier. Das saufen's weg wie nichts – und hier darf man ruhig saufen sagen. Am Tag gehen schon drei Tragerl vom alkoholfreien Weißbier weiter, also rund 60 Flaschen. Aber es ist ja isotonisch.
Gibt es bei Ihnen auf der Hütte auch Eis? Wird das denn verlangt?
Kreh: Nein, Eis bringen wir nicht rauf. Dafür müsste die Kühlkette zu lange unterbrochen werden und das können wir nicht verantworten – nicht, dass es den Leuten dann schlecht wird. Kinder fragen schon öfter danach, aber die sind dann auch mit einem Stück Kuchen zufrieden. Wir versuchen auch immer, es den Gästen zu erklären, warum es kein Eis gibt. Privat essen wir schon Eis heroben, aber bei uns ist es auch nicht so tragisch, wenn es uns mal schlecht wird.
Wie erfrischen Sie sich sonst noch?
Kreh: Einen Eimer voll Wasser hinstellen und die Füße reinhängen. Und wir machen auch regelmäßig Pausen.
Annabelle Voss