Während in den Spitzenjahren 76 000 Gäste ihren Urlaub im Bergsteigerdorf verbrachten, waren es im Jahr 2022 schon wieder 67 000. Ein ähnliches Bild bei den Übernachtungen: In Spitzenjahren waren es 360 000, 2022 335 000 Übernachtungen. Über das Informations- und Reservierungssystem (IRS) sind in Ramsau 60 Prozent der 257 Vermieterbetriebe online buchbar und 14 Betriebe verfügen über eine eigene Ladesäule für Elektro-Autos. Die Entwicklung der Gäste- und Übernachtungszahlen ist ähnlich wie die des Zweckverbandes Bergerlebnis Berchtesgaden. In Spitzenjahren besuchten 580 000 Gäste den südlichen Landkreis und brachten es auf 2,4 Millionen Übernachtungen, im Jahr 2022 waren es 520 000 Gäste und knapp 2,3 Millionen Übernachtungen.
Es zählten aber nicht alleine die Übernachtungszahlen, betonte Birgit Gschoßmann, sondern auch die Qualität des Angebotes.
Ramsau habe schon früh daran gearbeitet. Mit der Auszeichnung und dem Prädikat »Erstes Bergsteigerdorf in Deutschland« im Jahr 2015 entwickelte sich Ramsau.
Marke geschaffen
Die Gemeinde verstand das Prädikat als Auftrag, um »modellhaft und aus der Perspektive der Bevölkerung nachhaltige Gemeindeentwicklung zu betreiben.« So entlockte die Vorstellung des vom Zweckverband erarbeiteten Papieres »Strategie 2030« Birgit Gschoßmann ein Lächeln, wie sie sagte. »Wir in der Ramsau waren viel früher dran. Wir haben eine eigenständige Marke geschaffen und sie mit Leben und Werten gefüllt, ja ausgefüllt. Qualität und Nachhaltigkeit stehen und standen von Anfang an im Vordergrund«, erklärte sie. Sie bedankte sich für diesen touristischen Weitblick bei Fritz Rasp, der bis 2021 Leiter der Touristinformation war und gemeinhin als »Vater des Bergsteigerdorfes Ramsau« bekannt ist. Sie informierte, dass es für die Vermieterbetriebe und ihre Gäste diesen Sommer wieder eine tägliche Morgenpost, QR-Code und Briefpapier für den Ausdruck gibt. Die Betriebe können den Gästen auch ein »Vitalfrühstück im Geschenkkörberl« mit Butter, Milch, Brot, Käse, Speck, Marmelade und anderen Köstlichkeiten servieren, erinnerte Birgit Gschoßmann. »Vor allem für Ferienwohnungen ist das ein wunderbares Welcome«, sagte sie. Birgit Gschoßmann sprach auch die Internetseite des Bergsteigerdorfes (www.ramsau.de) an. Um Pflege, Wartung und Aufbau kümmert sich ein eigener Arbeitskreis, dem Theresia Irlinger und Thomas Bönsch vorsitzen. Birgit Gschoßmann bezeichnete die Internetseite als »wichtigen Entscheidungsträger« für den Gast. Eine gute Internetseite mache Lust auf den Urlaub und vermittele Informationen. Birgit Gschoßmann wertet es als Erfolg, dass am Online-Adventsrätsel etwa 55 000 Besucher teilnahmen, auf das Foto der Ramsauer Kirche 760 000 Mal zugegriffen wurde und die Internetseite monatlich bis zu 135 000 Aufrufe zählt.
Der Hauptverein (Tourismusverein Ramsau) ist gemeinnützig und hat zwei wirtschaftliche Zweige (Vital- und Erlebnisgastgeber, Arbeitskreis Tourismus). Entsprechend wurde auf der Jahresversammlung für alle drei Bereiche ein Geschäftsbericht abgegeben. Es folgte eine einstimmige Entlastung des Vorstandes.
Für den Zweckverband war Destinationsmanagement-Leiterin Teresa Hallinger zugegen. Sie informierte über den neuen digitalen Urlaubsbegleiter, der über die Region, Freizeitmöglichkeiten, Routen und Touren sowie Aktuelles informiert. Zudem stellte sie die »Strategie 2030« vor.
Angelika Mielsch und Vroni Schäfer vom Meldewesen des Zweckverbandes erläuterten die Umstellungen beim Meldewesen, insbesondere bei den Gästekarten. Man habe zunächst von Plastik auf Papier gewechselt und befinde sich aktuell in einer Übergangsphase bevor die digitale Gästekarte eingeführt wird, erklärten die beiden.
Dann kam eine Diskussion zur Erhöhung des Kurbeitrages auf. Die erfolgte aus Sicht der meisten Gastgeber zu kurzfristig und sei auf den gängigen Buchungsplattformen nicht eingepflegt. »2 000 Gäste haben bereits zu den Konditionen des alten Kurbeitrages von 2,60 Euro pro Nacht und Person gebucht«, sagte Birgit Gschoßmann und fragte: »Wer soll jetzt die Differenz von 50 Cent tragen, wir Vermieter?« Einzelne Gäste seien kein Problem, aber in Summe käme »doch was zusammen«. Ein anderer Vermieter äußerte die Befürchtung, dass Gäste verärgert sein könnten, »wenn man nachkassiert.«
Zweckverband-Geschäftsführer Michael Wendl war auch zugegen und erläuterte die Hintergründe: »Die Explosion von Energiekosten im Herbst haben zunächst das Schlimmste befürchten lassen, eine Erhöhung auf 4 Euro hat intern bereits im Raum gestanden. Glücklicherweise hat sich die Situation im Herbst entspannt, wir haben aber trotzdem reagieren müssen und letztlich nur um 50 Cent erhöht. Wir machen das auch nicht nach Lust und Laune, sondern nach engen Vorgaben.«
Als größten Kostenfaktor für die Energie nannte er ÖPNV, Watzmanntherme und AlpenCongress. Die Mehrkosten übrigens müsse der Gast in jedem Falle tragen. Michael Wendl sagte, dass die Watzmanntherme in den letzten Jahren 1 Million Euro Verlust mit Abschreibungen gemacht hat. Durch die Erhöhung des Kurbeitrages auf 3,10 Euro erwartet der Zweckverband 2023 Einnahmen daraus von 4,6 Millionen Euro, darin inkludiert ist die knapp 20-prozentige Beitragssteigerung, also rund 760 000 Euro. Michael Wendl verteidigte die Kurbeitragserhöhung: »Wir haben um nur 50 Cent erhöht, das sind bei der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 5 Tagen gerade einmal 2,50 Euro je Gast. Das ist ein minimaler Beitrag.«
Birgit GschoßmannEhrenvorsitzende
Dann stand die Verabschiedung der scheidenden Vorsitzenden an. Birgit Gschoßmann sagte ihrer »touristischen Familie«: »Die neuen Konzepte dürfen nicht in der Schublade verschwinden, die Arbeit geht jetzt erst los und wir müssen uns auf die eigenen Stärken besinnen.«
Auch Fritz Rasp und Bürgermeister-Stellvertreter Rudi Fendt ließen es sich nicht nehmen, ein paar Worte zum Abschied von Birgit Gschoßmann aus dem Vorstand zu sagen und ihr langjähriges Engagement zu würdigen. Fritz Rasp erinnerte an die vielen Initiativen für das Programm »Vital, Natur, Erlebnis«. Birgit Gschoßmann war bei Almwanderungen, Qi-Gong und Atemübungen, Radtouren sowie auf Messen dabei und brachte sich bei der Verschönerung des Bergkurgartens ein. Sie half mit bei der Einkaufsgenossenschaft und bei Arbeitskreisen.
Rudi Fendt buchstabierte Birgit Gschoßmanns Lieblingszitat »rührig sein« und nannte zu den Anfangsbuchstaben persönliche Attribute. Damit Birgit Gschoßmann dem Verein erhalten bleibt, wurde sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt.
Die anschließende Wahl des neuen Vorstandes erfolgte einstimmig.
Gerd Spranger