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Übung in steiler Felswand. (Foto: Christian Wechslinger)

Die letzte Übung des Ehrenkommandanten: Ex-Kommandant Stefan Lochner nimmt Abschied von der aktiven Truppe

Schönau am Königssee – 22 Jahre leitete Stefan Lochner als erster Kommandant mit großem Wissen und fundierter Umsicht die Geschicke der Königsseer Feuerwehr. Der »Laxerer« lebte seinen Feuerwehrleuten den Dienst am Nächsten nicht nur vor, er war vor allem Kamerad und immer höchst zuverlässig. Am letzten Dienstag leitete der Ehrenkommandant am Klettersteig Hanauerstein zum letzten Mal eine große Übung, bevor er am 11. Februar des nächsten Jahres die Altersgrenze von 65 Jahren erreicht und aus Versicherungsgründen nicht mehr aktiven Dienst leisten darf. 


Die Königsseer Wehr war mit drei Fahrzeugen, die Berchtesgadener Feuerwehr mit der Drehleiter sowie einer Feuerwehrfrau und zwei Feuerwehrmännern dabei, die Bergwacht Berchtesgaden war ebenfalls mit acht Kräften präsent, obwohl sie während des Tages schon zu vier Einsätzen gerufen worden waren. Insgesamt übten 40 Kräfte der Feuerwehren und der Bergwacht. Unter den interessierten Zuschauern waren auch der Bürgermeister und erste Feuerwehrmann Hannes Rasp sowie der Kommandant der Bischofswieser Feuerwehr, Georg Graßl.

Angenommen war ein Brand durch Blitzeinschlag in den bewachsenen Felsen des Hanauersteins über dem Klettersteig. Die Anfahrt zum Brandort erfolgte mit Sondersignal und war die erste Stresssituation für Fahrer und Gruppenführer. Lochner hatte das Motto ausgegeben: »Obwohl es pressiert, muss langsam und aufmerksam angefahren werden«. Weil für die Drehleiter viel Wasser nötig war, holte man das Nass aus dem Hydranten beim Kriegerdenkmal und so sorgten Kräfte der Königsseer Wehr für die Verkehrssicherung der Straße.

Durch den Erdbrand entwickelte sich am Hanauerstein viel Rauch. Die Drehleiter bildete von unten mit einem Wenderohr eine Widerstandslinie, indem Wasser in die Wandbereiche gespritzt wurde. Mehrere Feuerwehrleute wurden jeweils mit einem Bergwachtmann abgeseilt, was für die jungen Kräfte eine völlig neue Situation darstellte, aber perfekt gelöst wurde. Die Bergwacht hatte für eine doppelte Seilsicherheit gesorgt, sodass immer Sicherheit vorhanden war. Bergwachtmann Sepp Bernegger erklärte später, dass in einem Ernstfall aus Altötting Spezialseile angefordert würden, die nicht verschmoren.

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Schwebten zumindest für kurze Zeit über den Dingen (v.l.): Bürgermeister Hannes Rasp, Armin Irlinger vom Drehleiterteam und Ehrenkommandant Stefan Lochner. (Foto: privat)

Die Königsseer Feuerwehrleute griffen die Brandherde gezielt mit Rückenspritzen an. Überwacht wurde die interessante Übung von einer Drohne mit Wärmebildkamera, um gezielt unterirdische Glutnester ausfindig zu machen. Bei der Manöverkritik sprach Ehrenkommandant Stefan Lochner die durchgeführten Aktionen an und lobte die Zusammenarbeit und die gezeigten Maßnahmen der eingesetzten Feuerwehrmänner und den Spezialisten der Bergwacht.

Bei einer Brotzeit im neu geschaffenen Haus der Königsseer Feuerwehr sprach Ehrenkommandant Stefan Lochner noch einmal zu seinen Wehrmännern und dankte allen für die jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wenngleich sich der »Laxerer« im Februar aus dem aktiven Feuerwehrdienst verabschiedet, so steht er seiner Feuerwehr auch danach noch zur Verfügung. Schließlich ist er seit seinem 16. Lebensjahr fast ein halbes Jahrhundert engagierter Feuerwehrmann. Früh absolvierte er Lehrgänge, unter anderen die Atemschutzausbildung und bald schon war Lochner junger Gruppenführer, Zugführer und sodann im Jahr 1986 erster Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Königssee. In Lochners Kommandantenzeit wurden Fahrzeuge angeschafft, er war Gründungsmitglied des Trommlerzuges und Mitinitiator des Jugendzuges.

In seiner Zeit gab es auch Bestrebungen, die beiden Feuerwehren in der Gemeinde Schönau am Königssee zusammenzulegen. Das ließ jedoch die bayerische Regierung nicht zu, weil bei einer räumlichen Veränderung die gesetzlich geforderte Zehn-Minuten-Frist nicht einzuhalten gewesen wäre. Und so mussten der Kommandant und seine Mannschaft lange warten, bis endlich das neue Königsseer Feuerwehrhaus gebaut wurde. »Ich bin sehr froh, dass ich den Bau des neuen sehr gelungenen Feuerwehrhauses noch erleben durfte«, erklärte Lochner und erinnerte sich an schöne Einsätze, aber auch an dramatische.

So sei er bei mehreren Unfällen auf der Bundesstraße im Einsatz gewesen, die in seiner Kommandantenzeit nicht weniger als 18 Todesopfer forderten. Besonders belastend sei gewesen, dass er von den Verunglückten auch viele persönlich kannte. Dies sei schlimm gewesen, denn das Kriseninterventionsteam sei erst später gekommen und so hätten die Feuerwehrleute die traumatischen Erlebnisse nach den Einsätzen im Feuerwehrhaus verarbeiten müssen, erinnerte sich Lochner und leitete auf schönere Erinnerungen über.

So habe man Katzen von Bäumen geholt, die aus Angst immer weiter hinauf geklettert seien. Ein anderes Mal war ein Papagei einzufangen. Damit der Vogel nicht wieder wegfliegen konnte, wurde er mittels der Drehleiter angespritzt. Dramatisch, aber mit einem guten Ausgang sei die Bergung von zwei Verunglückten mit dem Auto bei einer Faschingsfeier am Vorderbrand gewesen. Nachdem Lochner selbst als Boandl­kramer und Sepp Bernegger als Engel Aloisius verkleidet waren, kamen sie nach der Einsatzmeldung als Erste zum Auto, das über die Böschung abgerutscht war. Als sie mit ihren Taschenlampen ins Auto leuchteten, wimmerte einer der beiden: »Lenzi, jetzt müssen wir sterben, ein Engel und der Tod schauen herein.« Schöne Einsätze habe es auch in Südtirol und Österreich bei den Leistungsprüfungen gegeben. Aber auch die Mitarbeit bei internationalen Veranstaltungen an der Kunsteisbahn und anderen großen Sportveranstaltungen hätten zu den angenehmen Einsätzen gehört, erinnerte sich Lochner.

Viel herumgekommen sei er auch bei Leistungsvergleichen als internationaler Feuerwehr-Schiedsrichter. Dabei habe er viele Landespolitiker und Honoratioren kennengelernt. Nachdem Stefan Lochner auch dienstältester Gemeinderat ist, war er sehr viel unterwegs. Von seinen vielen Ehrungen und Auszeichnungen freute sich Stefan Lochner besonders über den Goldenen Ehrenring der Gemeinde Schönau am Königssee.

Sowohl Bürgermeister Hannes Rasp als auch Feuerwehr-Vereinsvorstand Franz Graßl drückten ihre Hoffnung aus, dass Lochner auch nach seinem Abschied als Aktiver der Feuerwehr weiterhin eng verbunden bleibt.

Christian Wechslinger