Königssee: »Die Natur holt sich alles zurück« – Bernhard Lochner über Projekte des Obst- und Gartenbauvereins Schönau
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Im Herbst wird das Obst, das auf der Streuobstwiese wächst, versaftet.

»Die Natur holt sich alles zurück«

Schönau am Königssee – Es muss im Blut liegen. Damit erklärt Bernhard Lochner aus Schönau am Königssee sich selbst seine Liebe zur Natur. Denn schon seine Eltern sind mit Obstbäumen auf dem heimischen Anwesen aufgewachsen. Der 66-Jährige ist seit 1991 Mitglied beim Obst- und Gartenbauverein Schönau/Königssee und seit 2011 erster Vorstand. Beim Rundgang mit dem »Berchtesgadener Anzeiger« über die vereinseigene Streuobstwiese hat Bernhard Lochner viele gute Gartentipps parat, erzählt aus seinem Leben und berichtet von den Projekten, die die Gartler auf die Beine stellen.


Ein kleines Paradies haben sich Bernhard Lochner und die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Schönau/Königssee geschaffen. Es liegt oberhalb der Waldhauserstraße, neben dem Bauhof der Gemeinde. »Das war nur ein Lagerplatz«, sagt der Schönauer. 2012 hat die Gemeinde dem Verein dieses Grundstück überlassen. Seitdem legten die fleißigen Gartler eine Streuobstwiese und eine Wildblumenwiese an, bauten ein Vereinshäusl und seit Juni dieses Jahres gibt es sogar einen Bienenstand.

»Im Winter bin ich mit den Zuständigen des Vereins »Bienenfreunde unterm Watzmann ins Reden gekommen. Wir hatten uns schon länger überlegt, dass hier Bienen her müssen«, erzählt der Vorstand und schweift mit der Hand über die Streuobstwiese. »Und der Verein hat einen Ort gesucht, wo sie ihre Bienen hinstellen können.« Jetzt summt und brummt es, wo man nur hinsieht. Als nächstes ist an der Wiese ein Lehrbienenstand für junge Imker im Gespräch.

Falsche Vorstellungen von Wildblumenwiese

»Es entwickelt sich alles immer weiter«, so Bernhard Lochner mit freudigem Ton. Von der Wildblumenwiese seien manche Leute aber enttäuscht. »Die stellen sich das irgendwie anders vor.« Die Wiese befindet sich hinter der Hütte, die Blüten sind eher kleiner und gut im Gras verteilt. Viele erwarten sich wahrscheinlich ein wuchtiges Blumenbeet. »Das geht eben nicht von heute auf morgen.« Hilfe und auch Blumensamen bekommt der Verein von der Biosphärenregion Berchtesgadener Land.

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... dank der Bienenfreunde.

Generell ist Bernhard Lochner für einen naturnahen Garten. Man könne nicht immer einen »g'schleckten« Garten haben, ist der Schönauer überzeugt. Dies sei eine Einstellungssache: Manch einer bevorzuge einen englischen Rasen. »Aber mit der Natur zu leben, ist viel schöner – und die Natur holt sich eh alles zurück«, fügt er schmunzelnd hinzu.

»Das Leben spielt sein eigenes Theater«

1983 baute der Schönauer in der Artenreitsiedlung ein Haus, dazu gehörte auch das Anlegen einer großen Gartenfläche. »Ich wollte damals unbedingt Apfelbäume haben.« Schon bei seinen Eltern habe es immer Obstbäume im Garten gegeben, erinnert sich der Rentner. Daher stamme vermutlich auch seine Leidenschaft für das Grüne. 1991 gründete dann Erich Ohnhäuser den Obst- und Gartenbauverein Schönau/Königssee.

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Seit Juni schwirren hier die Bienen umher ...

Bernhard Lochner war eines der Gründungsmitglieder und bis zum Jahre 2011 zweiter Vorstand. Dann wurde er zum Vereinsvorsitzenden gewählt. Beruflich spiegelt sich sein Hobby keineswegs wider. »Ich war Installateur, Spangler, Heizungsbauer, und 40 Jahre im Salzbergwerk«, zählt der Familienvater auf und lacht. Warum ist er bloß kein Gärtner geworden? Oder Bauer? Die Antwort ist ein Schulterzucken. »Ach, das Leben spielt sein eigenes Theater.« Und das, obwohl es ihm im Blut liege: »Meine Mutter und mein Vater sind Bauern.«

Kaiser Wilhelm steht im Garten

Der Vorstand des Gartenbauvereins hat drei Kinder und fünf Enkelkinder. Ihnen gibt er seine Liebe zur Natur weiter und auch sein Wissen. Unter anderem über's Bäumepflanzen. »Viele Leute wissen gar nicht Bescheid darüber, welcher Boden sich für welchen Baum eignet. Man muss die richtige Unterlage haben«, so der Experte mit ernstem Blick. Es spiele auch eine Rolle, ob die Sorte Obstbaum schnellwüchsig ist. »In meinem Garten steht ein Apfelbaum der Sorte Kaiser Wilhelm, aber ich habe ihn veredelt – jetzt wachsen an dem Baum schon vier, fünf Sorten.« Dieser Baum wurzelt in lehmiger Muttererde.

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Die Augen des Schönauers beginnen zu leuchten, als er über seine Familie spricht. »Den Kindern gefällt das Werkeln im Garten sehr«, freut sich Bernhard Lochner. »Der kleinste meiner Enkel ist ein Jahr alt. Den setzt du in den Sand und gibst ihm ein paar Steine zum Spielen – und er hat die größte Freude«, erzählt der begeisterte Opa.

Der Gartler hat auch eine Lieblingspflanze: »Die Rose.« Darum heißt sein Haus ja auch »Haus Rosenblüte.« Natürlich gibt es in seinem Garten auch ein Rosenbeet, aber Achtung: »Der Rose taugt die brutale Südseite nicht, sie verträgt keine Hitze.« Und sie braucht »a bissl Wind«. Auch Tomaten sollte man lieber in den Schatten pflanzen. »Die Tomate ist ja ein Nachtschattengewächs.«

Zum Thema Gemüseanbau hat Lochner noch mehr Tipps parat. In einem Gemüsegarten, in dem die Erde brach liegt, sei zum Beispiel das regelmäßige Durchlöchern und Umackern mit einer Harke sinnvoll. »Das bringt oftmals mehr als das Gießen«, weiß der Fachmann. Das Gießen ist natürlich trotzdem wichtig. Man soll dies am Morgen oder Vormittag erledigen, nicht in der Mittagshitze und auch nicht abends: »Dann bleibt die Feuchtigkeit über Nacht an der Pflanze, so können sich Schimmel und Fäulnis bilden und die Schnecken kommen.«

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Bernhard Lochner ist mit Leib und Seele Gartler – nur nicht beruflich. (Fotos: Annabelle Voss)

Und wenn die Schnecken schon munter durch den Garten kriechen? Dann sollte man Steinmehl auf die Gemüsepflanzen streuen, ist Bernhard Lochner überzeugt. »Das ist ein Bodenverbesserer. Ich streue das Mehl mit einem Sieb über die Salatpflanzen. Dadurch wird die Oberfläche rauer und das bremst die Schnecke ein.« Auf die Methode des Auseinanderschneidens der Tiere mit einer Schere reagiert der Naturfreund mit einem Verziehen des Gesichts. »Das wäre zwar kurz und schmerzlos, aber das geht einem doch gegen den Strich. Es sind ja auch Lebewesen. Eine Kreatur, die dazugehört.« Besser sei es, die Schnecken abzusammeln, in ein Glas zu packen und im Wald wieder auszusetzen. Auch EM, »effektive Mikroorganismen«, seien eine gute Möglichkeit.

An einem Thema kommt niemand vorbei – der Klimawandel hat auch den Talkessel erreicht. Bemerkbar dadurch, dass die »Bodenfeuchte zurückgeht«. »Der Boden trocknet aus, man merkt das besonders an den vergangenen zwei Jahren«, erklärt Lochner. Vor allem für Apfelbäume sei dies problematisch, denn diese sind Flachwurzler. »Man erkennt es an ihren Blättern.« Leider könne man nicht ausreichend nachwässern, da der Gartenbesitzer mit einer Gießkanne schlicht »nicht hinterherkommt«.

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Manch einer findet die Wildblumenwiese noch »zu grün«. Aber hier ist nur Geduld gefragt, weiß der Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Schönau am Königssee.

Die 14 Obstbäume auf der Streuobstwiese sehen noch recht munter aus. Gepflanzt wurden sie von Vereinsmitgliedern und Kindergruppen aus Kindergarten und Schule. Birnen, Äpfel, Zwetschgen und Kirschen wachsen hier. Das Obst wird dann normalerweise im Herbst gemeinsam mit den Kleinen »versaftet«, nur in diesem Jahr ist aufgrund der Pandemie alles anders. »Wir pressen dann eben nur im kleinen Kreis im Verein und geben den Kindern dann den fertigen Saft«, kündigt Bernhard Lochner an. So hätten die Dirndl und Buben was von »ihren« Bäumen.

Der Verein hat derzeit 285 Mitglieder, die keineswegs nur aus Schönau am Königssee kommen. »Sogar aus Cuxhaven und aus anderen Orten in Norddeutschland kommen unsere Mitglieder. Keine Ahnung, wie sie dazu gekommen sind«, lacht Lochner, der sich aber über jedes Mitglied freut. »Wir haben eine gute Mischung aus Alt und Jung im Verein und viele engagierte Leute.« Dies sei im Übrigen seine letzte Amtszeit als erster Vorstand. 2022 tritt er nicht mehr zur Wahl an. »Ich bin aber zuversichtlich, dass es einen guten Nachfolger geben wird.«

Schaufeln und dreckig werden

Eines der engagierten Mitglieder ist Kräuterpäda-gogin Evi Hajek, die die Kindergruppe leitet. »Evi geht mit ihnen oft in den Wald, lässt sie lauschen, schauen, auch mal was schnitzen.« Das mache den Dirndl und Buben richtig Spaß. Bernhard Lochner merkt, wer öfter in der Natur ist: »Manche Kinder bei unseren Projekten kennen sich richtig gut aus. Andere zwar weniger, aber die sind sehr interessiert.«

Wenn dann ein Kind eine Schaufel in die Hand nehmen darf, oder in den Dreck greifen, dann strahlen diese laut Lochner über das ganze Gesicht: »Die sind dann richtig stolz.« Wer sich über die Angebote des Obst- und Gartenbauvereins Schönau/Königssee informieren will, kann dies im Internet unter www.gartenbauverein-schoenau-koenigssee.de.

Annabelle Voss