Der LBV fordert die Gemeinde Schönau am Königssee laut Pressemitteilung nachdrücklich auf, »ihre Entscheidung rückgängig zu machen und die Weichen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Einklang mit den ökologischen Erfordernissen zu stellen«. Darüber hinaus kritisiert der Naturschutzverband LBV im Rahmen seiner Kampagne #Zukunftsperspektiven, dass der Freistaat Bayern immer noch Skigebiete mit Steuergeldern über die »Seilbahnförderrichtlinie« subventioniert.
Weiterer Kostenanstieg befürchtet
In kurzer Zeit sind die Kosten für die Pistenpflege der Jennerbahn von 70 000 auf 300 000 Euro pro Winter angestiegen und der LBV befürchtet möglicherweise einen weiteren Anstieg. »Es ist alarmierend, dass sich die angekündigte finanzielle Unterstützung der Gemeinde mit öffentlichen Geldern über einen angekündigten Zeitraum von drei bis zehn Jahren leicht bis auf drei Millionen Euro summieren könnte, während die Betreiber der Jennerbahn selbst bereits Zweifel an der Zukunftsfähigkeit ihres Winterbetriebs hegen«, so Helmut Beran. Gleichzeitig arbeite die Bahn bereits intensiv an Alternativen wie Winterwandern und Rodelbetrieb, die besser mit den absehbaren ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft vereinbar seien. »Die Entscheidung der Gemeinde Schönau am Königssee steht im klaren Kontrast zur aktuellen Entwicklung, in der der bewusste Schutz der Natur und ein nachhaltiger Tourismus immer mehr an Bedeutung gewinnen«, so Toni Wegscheider, der LBV-Kreisvorsitzende im Berchtesgadener Land.
Die Bilder von künstlich erzeugten Schneebändern inmitten grüner Landschaften sind aus Sicht des LBV »längst zu Symbolen für die kurzfristige Denkweise der bayerischen Skitourismusindustrie geworden«. Es sei unverkennbar, »dass sich unsere Gesellschaft im Wandel befindet. Der herkömmliche Alpinskibetrieb und die flächenintensive Beschneiung verlieren auch in Bayern zunehmend an Akzeptanz und bieten keine Perspektiven für die Zukunft. Dies spiegelt sich auch deutlich in den rückläufigen Skifahrerzahlen der Jennerbahn wider«, sagt Helmut Beran.
Keine klimaschädlichen Skisubventionen mehr
Der Großteil der bayerischen Skigebiete hat Anspruch auf Subventionen durch die 2009 vom Bayerischen Wirtschaftsministerium eingeführte »Seilbahnförderrichtlinie«. Mit ihr werden zum Beispiel auch Beschneiungsanlagen gefördert. Auch bei der Erneuerung der Jennerbahn kamen solche öffentlichen Gelder zum Einsatz. »Die Modernisierung von Skigebieten mit Steuergeldern zu subventionieren, ist in Zeiten des Klimawandels ein völlig aus der Zeit gefallenes System«, sagt der LBV-Geschäftsführer. Aus Sicht des LBV sind die klimaschädlichen Skisubventionen auf Landesebene sofort abzuschaffen. »Heute noch öffentliche Gelder für eine Sportart auszugeben, die in Bayern mittelfristig keine Zukunft hat, ist verantwortungslos und geht auf Kosten kommender Generationen«, so Beran weiter.
Der LBV ruft auch die Gemeinde Schönau am Königssee dazu auf, die Chance für einen aktiven Imagewandel und eine nachhaltige Positionierung im Tourismus zu nutzen, »statt öffentliche Gelder einer veralteten Nutzungsweise hinterherzuwerfen«. Selbst der Bürgermeister von Schönau am Königssee habe eingestanden, dass für die Subventionierung der Jennerbahn Kürzungen an anderer Stelle im Gemeindehaushalt vorgenommen werden müssten.
»Es ist ermutigend zu sehen, dass einige Vertreter des Gemeinderats die überzogenen Dimensionen der Jennerbahn seit ihrer mit 10,5 Millionen Steuergeldern geförderten Rundumerneuerung erkennen, ebenso wie das nicht mehr tragfähige Geschäftsmodell der Pistenbeschneiung in Zeiten der Klimakrise«, sagt Toni Wegscheider. Bereits bei der Eröffnung der modernisierten Bahn 2018 hatte der LBV öffentlich auf diese Sackgasse hingewiesen. »Schluss mit den schädlichen Ski-Subventionen. Keine öffentlichen Gelder für die Naturzerstörung in den Alpen. Es ist an der Zeit, verantwortungsbewusst mit der Natur in den Alpen umzugehen und den Wandel aktiv zu gestalten. Nur so hat Bayern eine echte Zukunftsperspektive«, so Helmut Beran. fb