Auch Landrat Georg Grabner, Prof. Heinrich Netz, Leiter der Kinderkardiologie und pädiatrischen Intensivmedizin an der LMU München, und Prof. Dr. Renate Oberhoffer, Leiterin des Lehrstuhls für präventive Pädiatrie an der TU München, nahmen an der Auftaktveranstaltung teil. »Eine Sternstunde für das Schülerforschungszentrum« nannte Landrat Georg Grabner die von langer Hand geplante Kooperation zwischen dem Kinderherzzentrum des Klinikums Großhadern (LMU München), des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie der Fakultät für Sport und Gesundheitswissenschaft (TU München), der Arbeitsgruppe Molekulare Ernährung (LMU München) und der Elterninitiative der Kinderklinik Großhadern mit Unterstützung durch die Aktion »Sternstunden« des Bayerischen Rundfunks.
Das Schülerforschungszentrum, das von Ministerpräsident Horst Seehofer eröffnet worden war, sei ein Novum in ganz Bayern, so Grabner. Mit dem nun eingeläuteten Projekt, das zunächst bis in den April 2013 dauern soll, übernehme man erneut eine Vorreiterrolle. »Es kann nur unser aller Ziel sein, einen durchschlagenden Erfolg zu erreichen«. Schon jetzt kündigte der Landkreischef an, erneut als Kooperationspartner zur Verfügung zu stehen. Weil in Deutschland die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen deutlich zunehme, der Bewegungsmangel fortschreite, müsse man gegensteuern, so der Kinderkardiologe Heinrich Netz.
Nicht nur als Sportregion sei Berchtesgaden prädestiniert für das Projekt »Sternstunden der Gesundheit«. Ob Asthmakranke, adipöse Jugendliche oder Elitesportler - das Schulbild ist breit aufgestellt. Innerhalb des Projekts sollen zunächst Schüler ab acht Jahren aus 15 Landkreisschulen am Schülerforschungszentrum ein besseres Verständnis für gesundheitsförderndes Verhalten vermittelt bekommen.
Die jungen Teilnehmer lernen dabei, wie einfach gesunde Ernährung sein kann, was zu viel und was zu wenig ist. Ziel sei es, daraus langfristig ein bayernweites Projekt zu machen, so Netz. Bei den Schulleitern herrsche große Begeisterung, sagte Landrat Georg Grabner. Alle zeigten sich bereit, mitzuwirken.
Das Projekt ist in mehrere Bereiche untergliedert. Dazu gehört die Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader, um festzustellen, wie gesund die Gefäße der Kinder und Jugendlichen sind. Prof. Robert Della Pozza, Leitender Oberarzt der Abteilung für Kinderkardiologie und pädiatrische Intensivmedizin am Campus Großhadern, sagte, dass selbst bei Kindern feinste Ansätze von Gefäßverkalkungen zu erkennen seien. In diversen Tests, die von angehenden Wissenschaftlern der TU und der LMU an zwei Tagen der Woche in Berchtesgaden durchgeführt werden, sollen Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer der jungen Teilnehmerschaft getestet werden, so TU-Lehrstuhlleiterin Renate Oberhoffer.
Einfache sportliche Übungen wie Liegestütze oder Sit-ups werden geprüft, auch, ob Kinder bei ausgestreckten Beinen ihre Zehenspitzen berühren können oder wie lange sie in der Lage sind, am Stück zu laufen. »Bis die Puste ausgeht«, brachte es ein Verantwortlicher auf den Punkt, während bereits die ersten Kinder die Übungen durchliefen. Das Rahmenprogramm »Bewusste Ernährung« soll klären, welche Lebensmittel gesund sind, was Fette, was Kohlenhydrate und was Proteine überhaupt ausmachen und welche Auswirkungen die Nährstoffe im Körper haben.
Dass Präventionsbedarf in vielerlei Hinsicht besteht, weiß Kinderkardiologe Netz. »Eigentlich ist das ja Aufgabe des Elternhauses«. Dennoch gelinge die Aufklärung bei Weitem nicht in dem Maße, wie sie sollte. »Wir verstehen uns als Anwälte der Kinder«.
Das bestätigte auch »Sternstunden«-Geschäftsführer Thomas Jansing: »Das, was heute in den Schulen geleistet wird, ist schon lange nicht mehr zeitgemäß. Derzeit werden aktuelle Fragestellungen innerhalb von alten Strukturen beantwortet«. Jansing, der einen Scheck in Höhe von 336 000 Euro überreichte, äußerte seinen Traum dahingehend, dass in Zukunft jedes Kind in Bayern einmal pro Jahr auf Auffälligkeiten untersucht werde.
Landrat Georg Grabner zeigte sich zufrieden über den Fortschritt im Schülerforschungszentrum. »Wir sind auf einem guten Weg zum Wissenschaftsstandort«, sagte er. kp