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Feierstunde zu Ehren von Stefan Kurz in Unterstein (v.l.): Laudator Manfred Vonderthann, Ehrenbürger und »Altbürgermeister« Stefan Kurz mit seiner Frau Evi sowie der neue Bürgermeister Hannes Rasp. Weitere Bilder unter www.berchtesgadener-anzeiger.de. Fotos: Anzeiger/Kastner
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Den Dank der Sportler überbrachten dem neuen Ehrenbürger Stefan Kurz (3.v.l.) Tobias Wendl (v.l.), Felix Loch, Hilde Gerg, Markus Zimmermann und Rainer Popp.
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Mit Hingabe dirigierte Stefan Kurz an seinem Ehrentag die Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Königssee, auf die er so stolz ist.

Auszeichnung für die »Eiche vom Königssee«

Schönau am Königssee – Ganz Unterstein war am Dienstagabend zugeparkt. Grund für den großen Andrang von Gästen aus dem ganzen Landkreis im gleichnamigen Gasthof war eine Feier zu Ehren von Stefan Kurz, der 30 Jahre lang Bürgermeister von Schönau am Königssee war. Der 65-Jährige erhielt für sein Lebenswerk zum Wohle der Gemeinde die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde und gleichzeitig den Titel »Altbürgermeister«. Die Feier war aufgrund einer Fußverletzung, die sich Stefan Kurz im Tennisurlaub zugezogen hatte, um drei Monate verschoben worden.


Es war ein riesiges Fest, an dem ehemalige Weggefährten, Mitarbeiter, Ehrengäste und natürlich die gesamte Familie mit Ehefrau Evi Kurz teilnahmen. Und weil man weiß, wie sehr der langjährige Bürgermeister die Musikkapelle der Freiwilligen Feuerwehr Königssee schätzt, führte die Kapelle unter Robert Stelzer nicht nur musikalisch durch den Abend, sondern ließ sich von ihrem Ehrendirigenten Kurz auch leiten. Und das Schülerblasorchester der Gemeinde bewies mit einigen Stückln, dass für musikalischen Nachwuchs in der Gemeinde gesorgt ist. Den Ex-Bürgermeister hat's sichtlich gefreut.

Die Laudatio von Manfred Vonderthann

Gefreut haben Stefan Kurz sicherlich auch die vielen lobenden Worte, die an diesem Abend an ihn gerichtet wurden. Laudator Manfred Vonderthann, der als 2. Bürgermeister lange eng mit Stefan Kurz zusammengearbeitet hatte, ließ das politische Wirken des Ex-Bürgermeisters noch einmal Revue passieren. »Die Verdienste von Stefan Kurz um die Gemeinde sind nicht hoch genug einzuschätzen«, stellte Vonderthann fest und erinnerte daran, dass Kurz seine berufliche Karriere 1969 als Justizbeamter am damaligen Amtsgericht Berchtesgaden begonnen hatte. Ab 1970 arbeitete er in der Verwaltung der damaligen Gemeinde Königssee. Als sich Bürgermeister Georg Eder 1984 aus der Politik zurückzog, kandidierte Stefan Kurz für das Amt des Bürgermeisters von Schönau am Königssee und wurde gewählt.

In den vergangenen 30 Jahren durchlief Stefan Kurz eine beispiellose politische Karriere auf regionaler Ebene mit einer großen Anzahl von Ämtern und Entscheidungen, die das Gesicht der Gemeinde stark veränderten. Ämter bekleidete Kurz unter anderen in folgenden Gremien und Institutionen: Kreistag, Kreisausschuss, Gesundheitsausschuss, Jugendhilfeausschuss, Umweltausschuss, Rechnungsprüfungsausschuss, Aufsichtsrat der Kliniken des Landkreises GmbH, Tourismusverband Oberbayern, Fremdenverkehrsverband und Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden-Königssee (lange 1. Vorsitzender), Berchtesgaden Tourismus GmbH und Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, Bayerischer Gemeindetag (Kreisvorsitzender), Aufsichtsrat Wohnbauwerk, Verwaltungsrat der Sparkasse, Verbandsrat im Sparkassen-Zweckverband, Aufsichtsrat der Watzmann Thermen GmbH, Verein Regionalstadtbahn, UNESCO Biosphärenreservat, Gewerbeflächenmanagement, Zweckverband kommunale Verkehrsüberwachung Südostbayern, Berchtesgadener Bergbahn GmbH (Vorstand). »Außerdem war Stefan Kurz an allen vier Olympiabewerbungsgesellschaften beteiligt«, sagte Manfred Vonderthann.

Projekte in der Gemeinde

Nicht weniger lang ist die Liste der Projekte, die Stefan Kurz in der Gemeinde Schönau am Königssee realisierte: Ausbau der Wasserversorgung und der Kanalisation, Abwasserleitungen zu den Berghäusern und durch den Königssee, Kauf und Sanierung des Gasthofs »Unterstein« mit Saalneubau, Erweiterung der Sportstätten und der Schule im Schneewinkl, Wirtschaftswegebau, Umbau des Alten Bahnhofs Königssee, Aktienkauf von der Berchtesgadener Bergbahn AG, Bau der Jennerbeschneiung und der neuen Sesselbahn am Krautkaser, Ausbau des Ortszentrums Unterstein mit Baumaßnahmen für Rathaus, Haus des Gastes, Solegradierwerk und Kinderspielplatz, Ausweisung von Baugebieten für Einheimische, Errichtung der Schön Klinik, Bau der CJD-Realschule, Neugestaltung der Seestraße, Verkauf des Triftplatzes und Schornbaderneuerung, Realisierung des neuen Bauhofs, Bau des Feuerwehrgerätehauses Schönau, Errichtung des Verkehrsamtes Unterstein und der Touristinfo Königssee, Umbau des Parkplatzes, Ausbau der Parkplätze Hinterbrand und Hammerstiel, Anschub zur Gründung der Musikkapelle. Manfred Vonderthann abschließend: »30 Jahre lang hat Stefan Kurz private Interessen weitgehend vernachlässigt. Seine Frau Evi musste oft auf ihn verzichten und Urlaubsvertretungen waren spärlich«.

Aufgrund seiner Verdienste um die Gemeinde hatte der alte Gemeinderat beschlossen, Stefan Kurz die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Und der neue Gemeinderat entschied dann noch am 1. Juli, dem 65-Jährigen den Titel »Altbürgermeister« zu gewähren. Die entsprechenden Urkunden erhielt Kurz aus den Händen seines Nachfolgers Hannes Rasp. Der wiederum bekam von Stefan Kurz die Bürgermeisterkette umgehängt. »Alle Mitarbeiter haben Stefan Kurz sehr geschätzt und respektiert«, fasste der neue Bürgermeister Hannes Rasp aus Sicht der insgesamt 94 Beschäftigten zusammen. »Vor allem seine Gradlinigkeit und Gerechtigkeit haben alle anerkannt.« Hannes Rasp, langjähriger Geschäftsleiter unter Stefan Kurz, bescheinigte seinem ehemaligen Chef, viel von ihm gelernt zu haben.

»Bürgermeister zu sein, war mein Leben«

In seiner umfassenden Dankesrede räumte Stefan Kurz zunächst ein: »Ich musste schon schlucken, als ich gerade die Auszeichnung bekam. Es ist eine große Ehre für mich«. Dem frisch ernannten »Altbürgermeister« war es ein Bedürfnis, an zahlreiche ehemalige Weggefährten im Gemeinderat zu erinnern, von denen viele zur Feier gekommen waren. So unter anderen Konrad Graßl, der mit fast 95 Jahren aufmerksam den offiziellen Teil verfolgte. Still wurde es im Saal, als Stefan Kurz die Namen derer nannte, die in den vergangenen 30 Jahren für immer Abschied nehmen mussten.

»Ich habe mein Amt stets mit Freude ausgeübt. Bürgermeister zu sein, war mein Leben«, betonte Kurz. Und der 65-Jährige stellte klar, dass ihm im Ruhestand nichts abgeht: »Es geht mir gut, um nicht zu sagen: Es geht mir saugut!«

»Impulsiv, aber authentisch«

Lob gab es an diesem Abend von weiteren Rednern. Landrat Georg Grabner erinnerte an verschiedene Spitznamen, die man für Stefan Kurz gefunden hatte: »König vom Königssee«, »Alpen-Putin«, »Olympia-Bewerbungsweltmeister«. Doch Grabner hatte auch eine eigene Beschreibung für Stefan Kurz: »Er war immer ein Gestalter, ein Macher. Er war manchmal impulsiv, aber immer authentisch«.

Und der Sprecher der Landkreis-Bürgermeister, Hans Eschlberger, bescheinigte der »Eiche vom Königssee« große Standfestigkeit. Die Verdienste des »Alt-Bürgermeisters« von Schönau am Königssee hatte Eschlberger noch einmal in Gedichtform zusammengefasst. Für die ehemaligen und aktuellen Gemeinderäte sprach Stefan Pfnür dem Ex-Bürgermeister seine Anerkennung aus.

Den offiziellen Teil beendeten die Leistungssportler. Hilde Gerg, Felix Loch, Tobias Wendl, Tobias Arlt und Markus Zimmermann überreichten dem Ex-Bürgermeister als Geschenk unter anderem ein Paar Ski. Den Dank formulierte Hilde Gerg: »Du hast immer viel für den Sport getan.« Ulli Kastner