Die Nachfrage nach Urlaub und Aktivitäten in der Natur steigt, regionale Kultur und Köstlichkeiten sind gefragt. Das Berchtesgadener Land als UNESCO-Biosphärenregion mit dem einzig alpinem Nationalpark Deutschlands ist klassische Tourismusregion und bietet für diese Zielgruppe ideale Voraussetzungen. Wie die Chancen in Form eines nachhaltigen Tourismus genutzt werden können, darüber machen sich heimische Akteure schon seit Jahren viele Gedanken, es gibt zahlreiche Aktivitäten und umgesetzte Projekte. Das Bundesprojekt über die »Tourismusperspektiven in ländlichen Räumen« bietet nun einen zusätzlichen Fundus an Impulsen und Ideen.
Laut Walter Krombach, Projektkoordinator Deutscher ReiseVerband (DRV), seien von 2011 bis 2013 in eineinhalb Jahren von der Nordseeküste bis zu den Alpen quer durch ganz Deutschland 450 Tourismusregionen begutachtet worden.
Bei der Analyse ging es darum Fragen zu beantworten, wie etwa: Wie können touristische Potenziale ländlicher Räume besser inszeniert werden? Welche Wege in der Vermarktung sind zu beschreiten? Wie können die Macher vor Ort übergreifende Herausforderungen meistern? Gemeinsam mit Experten aus Branche und Wissenschaft erörterte der DRV im Auftrag des Ministeriums Schlüsselstrategien, untersuchte Best Practise Beispiele und entwickelte zehn Handlungsfelder mit Empfehlungen in einer Checkliste.
Der Leitfaden ist unter www.tourismus-fuers-land.de nachzulesen. Dort können vertiefende Kurzreports zu jedem der zehn Handlungsfelder eingesehen beziehungsweise als Broschüre bestellt werden. Auf dieser Internetseite ist zudem nach Schlagworten übersichtlich aufgelistet, welche Ideen an anderen Orten in Deutschland diskutiert und umgesetzt wurden, Protokolle der einzelnen Workshops können nachgelesen werden. Schließlich müsse »man das Rad nicht immer wieder neu erfinden«, so Krombach. Bad Reichenhall ist die vorletzte Station der insgesamt 20 Roadshows, es folgt nächste Woche nur noch eine in Blieskastel im Saarland.
Krombach betonte, dass jede Region unterschiedliche Voraussetzungen mitbringt, strukturell als auch politisch. »Nicht jeder kann sich alles leisten.« Wichtig sei die Zusammenarbeit zwischen Politik und Tourismus. Und er betonte: »Touristische Entwicklung kann nur dann funktionieren, wenn die Bevölkerung mitgenommen und ein lebenswerter Raum geschaffen wird.«
Andreas Lorenz von der Tourismusberatungsfirma Projekt M bezeichnete den Leitfaden als »Managementbaukasten«. Jede Region fischt sich das Thema heraus, das für sie von Bedeutung ist. Bad Reichenhalls Kurdirektorin Gabriella Squarra erklärte, dass im Berchtesgadener Land verschiedene Prozesse im Gange seien. Namentlich nannte sie unter anderem den LEADER-Prozess, ein EU-Projekt, das ebenfalls ländliche Regionen dabei unterstützen will, sich zu stärken.
Dr. Peter Loreth, Leiter der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, betonte: »Wir unterstützen und begleiten nachhaltigen Tourismus.« Er sprach von der Wichtigkeit von Netzwerken und von einem Weg zu einer »authentischen Regionalität«, den die Verwaltungsstelle, die im Landratsamt angesiedelt ist, gerne begleite: »Ein Tourismus, der sich an dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung orientiert, bietet maßgebende Zukunftschancen für die Region.«
BGLT-Geschäftsführer Stephan Köhl freute sich über die weiteren Impulse aus dem Bundesprojekt: »Mit der Biosphärenregion und dem Nationalpark Berchtesgaden, die unsere natürlichen Ressourcen schützen, mit Brauchtum und Salz haben wir beste Voraussetzungen, um bewusst und sinnvoll Nachhaltigkeit zu leben und unseren Gästen erfahrbar zu machen.« Tanja Weichold