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Volle Konzentration: Helmut Angerer (l.) und Franz Müller befüllen 250 Spezialrohre mit den Bombenladungen. Fotos: Anzeiger/Wechslinger

Blick hinter die Kulissen

Schönau am Königssee – Franz Müller aus Palling, ehemaliger Munitionstechniker, Sprengmeister und Feuerwerker der Bundeswehr, organisiert seit fünf Jahren gemeinsam mit Helmut Angerer aus Berchtesgaden große Feuerwerke am Königssee, beim Hotel »Edelweiß« und für Privatpersonen. Das Jubiläumsfeuerwerk am Königssee anlässlich des 50. Seefestes am Wochenende haben Müller und Angerer mit sechs Personen akribisch vorbereitet. Schließlich mussten nicht weniger als 2 500 Lichteffekte koordiniert werden. Der »Berchtesgadener Anzeiger« durfte bei den Vorbereitungen den beiden Feuerwerksexperten über die Schulter schauen.


Die Arbeit für das Riesenfeuerwerk begann für Franz Müller und Helmut Angerer bereits Monate vor dem Seefest. Bei einem Feuerwerk in dieser Größenordnung darf nichts dem Zufall überlassen werden, schließlich hantieren die Sprengmeister mit sehr viel hochexplosivem Schwarzpulver. Doch Müller und sein Team sind eingespielt, jeder Handgriff stimmt. Kurz und präzise kommen die Kommandos bei der Vorbereitung eines Feuerwerks. »Freilich fliegt mal eine Bombe nicht los. Doch das bekommen nur wir mit, auf das Gesamtbild hat das keinen Einfluss«, so Franz Müller, der das Riesenfeuerwerk am Königssee nicht wie in früheren Jahren von der Insel Christlieger zündet, sondern von der Seelände aus mit einem Kommandopult. Auf der Insel verweilen nach dem Aufbau des Feuerwerks nur zwei Personen, die streng darüber wachen, dass kein Unbefugter die Insel mehr betritt. Denn bereits ab 18 Uhr ist alles scharf gemacht auf der Insel. Nur die Funkverbindung zwischen den Zündanlagen und dem Zündpult wird bis zum Beginn des Feuerwerks stillgelegt, damit es nicht schon vorher aus Versehen losgehen kann.

Nachdem Müller und Angerer das Feuerwerk mit neuen überraschenden Effekten vorbereitet hatten, wurden die »Bomben« in China bestellt. »Gefährliche Raketen und Kracher aus gewissen Ländern sind passé, 90 Prozent aller Feuerwerkskörper werden in China hergestellt. Ich war selbst schon dort und habe mir ein Bild in einer Fabrik gemacht«, so Müller, der das Feuerwerk am Königssee zwischen 14 und 18 Uhr mit sechs weiteren Mitarbeitern vorbereitet hat. Auf sechs Paletten werden die einzelnen Ladungen mit jeweils einer eigenen autarken Zündanlage postiert und später mit einem Boot zur Insel Christlieger gebracht. Dort warten um die 250 Spezialrohre, um mit den Bombenladungen und ihren Zündverbindungen scharf gemacht zu werden.

Jede einzelne Ladung muss mit der Zündanlage verbunden werden, es darf keine Unterbrechung geben. Alleine das Fertigen des Lichterkranzes mit der Jubiläumszahl »50« dauerte Stunden. Müller erklärt seinen Mitarbeitern jeden Handgriff und um ganz sicher zu gehen lässt er jede der 450 Zündflächen noch mit einem Teppichmesser einritzen, damit es keine Unterbrechung oder einen Ausfall einer »Zündkerze« gibt. Alle Zündelemente und Ladungen werden mit einer »Lunte« verbunden, die in Sekundenschnelle für die Zündung sorgt. Auch das Laden der einzelnen Abschussrohre erfolgt in akribischer Art und Weise, schließlich sollen die Effekte in genau einer bestimmten Höhe zünden und nicht schon vorher oder zu spät.

Der gesamte Unrat fällt weitgehend auf der Insel Christlieger an, wo nach dem Feuerwerk aufgeräumt und ein Sauberkeitszustand wie vor dem Feuerwerk hergestellt wird. In den See fliegen nur ganz wenige Papierschnipsel.

So bereiten viele Menschen in vielen intensiven Arbeitsstunden ein Feuerspektakel vor, das nach einer Viertelstunde vorbei ist. Dennoch kommen jedes Jahr Tausende Menschen an den Königssee, um das berühmte Feuerwerk mitzuerleben. Musikalisch umrahmt wird das Spektakel seit mehreren Jahren von den »Berchtesgadener Buam«, die bereits in den Stunden zuvor für Stimmung beim Publikum sorgen. Zahlreiche Leute schauen sich den Feuerzauber aber auch von erhöhten Aussichtspunkten an. Es hat sogar schon Feuerwerke gegeben, bei denen aufgrund von tief hängenden Nebelwolken nur die darüber befindlichen Zuschauer eine tolle Lichterschau geboten bekommen haben. Franz Müller und seinen Helfern zünden ihr nächstes Feuerwerk an Silvester beim Hotel »Edelweiß«. Christian Wechslinger