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Endlich Tageslicht: Das Rettungsteam hat den verletzten Johann Westhauser aus der Höhle gebracht. Nach einem tagelangen, kräftezehrenden Akt der Anstrengung. Auch der Berchtesgadener Stephan Bauhofer (r.) war an der Aktion beteiligt. Foto: Bergwacht Bayern

Chronologie des Höhleneinsatzes

Berchtesgaden – Höhlenforscher Johann Westhauser hat nach knapp zwei Wochen die »Riesending«-Schachthöhle im Untersberg verlassen. In einer beispiellosen Rettungsaktion mit über 60 Beteiligten unter Tage, barg ein 15-köpfiges Team den 52-Jährigen, der durch einen Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte. Der »Berchtesgadener Anzeiger« hat die Ereignisse der vergangenen Tage chronologisiert.


7. Juni: Johann Westhauser ist gemeinsam mit zwei Kollegen zu Forschungsarbeiten in das »Riesending« abgestiegen. Seit zwölf Jahren erforscht er das Höhlensystem im Untersberg. Die Experten befinden sich auf rund 1 050 Metern Tiefe.

8. Juni: Während das Dreier-Team tiefer in den Berg eindringt, kommt es zu einem Steinschlag, der Johann Westhauser am Kopf und der Schulter schwer verletzt. Der Forscher erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. Ein Begleiter macht sich auf, um Hilfe zu holen, der andere bleibt beim Verletzten und versorgt diesen notdürftig. Drei Schlafsäcke sollen Westhauser fürs Erste wärmen.

9. Juni: Hilfe ist angefordert, vier Bergretter steigen in die Schachthöhle ab, darunter auch der 29-jährige Berchtesgadener Stephan Bauhofer, Höhlenexperte bei der Berchtesgadener Bergwacht. Ein Arzt, der sich ebenfalls in die Höhle begeben hat, muss abbrechen. Johann Westhauser ist zu dieser Zeit ansprechbar, totzdem befindet er sich in einer kritischen Situation, da nach erlittenem Schädel-Hirn-Trauma das Hirn anzuschwellen droht.

10. Juni: Ein Team aus Schweizer Höhlenrettern dringt zu Johann Westhauser vor. Drei weitere Bergretter und ein höhlenerfahrener österreichischer Arzt steigen in den Untersberg ab. Dem Verletzten geht es etwas besser.

11. Juni: Der österreichische Arzt erreicht Johann Westhauser. Ein dritter Mediziner wagt den Einstieg in die Schachthöhle. Der Zustand des Höhlenexperten ist weiterhin stabil. Höhlenarbeiten, an denen auch Berchtesgadener beteiligt sind, sind in vollem Gang. Diese sollen garantieren, dass der Verletzte in einer Trage wieder an die Oberfläche transportiert werden kann.

12. Juni: Johann Westhauser wird von zwei Medizinern untersucht. Die Meldung, der Verletzte sei transportfähig, erreicht die Einsatzleitung im Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Berchtesgaden.

13. Juni: Johann Westhausers Gesundheitszustand bleibt stabil. Weitere Höhlenretter haben sich bei Johann Westhauser eingefunden. Der Rücktransport beginnt.

14. Juni: Das Rettungsteam kommt gegen 4 Uhr im Biwak 5 an.

15. Juni: Mittlerweile hat das Team rund 200 Höhenmeter bewältigt. Auf einer langen Gerade geht es waagrecht durch den Berg. Das Ziel: Biwak 4. Von dort aus wird es schwierig: Der Weg führt teils senkrecht in die Höhe. Johann Westhauser muss mit komplizierten Seilsystemen nach oben gezogen werden.

16. Juni: Johann Westhauser kommt erfolgreich in Biwak 3 an. Sein Gesundheitszustand ist unverändert stabil. Die Arbeiten in der Höhle laufen auf Hochtouren weiter. Der Verletzte befindet sich rund 700 Meter tief im Fels.

17. Juni: Biwak 2 in 500 Metern Tiefe ist das nächste Ziel, das erreicht wird. Die Retter sind schneller als zunächst erwartet. Auch der Berchtesgadener Höhlenexperte Stephan Bauhofer ist wieder in die Höhle eingestiegen. 15 Mann stark ist das Team, das sich um den 52-jährigen Westhauser kümmert.

18. Juni: Die Retter arbeiten sich bis ins Biwak 1 hoch. Erste Meldungen erreichen die Öffentlichkeit, dass die Rettung kurz bevor steht. Am späten Abend wird Westhauser an der Oberfläche erwartet.

19. Juni: Die Bergung verzögert sich. Um 11.44 Uhr erreicht den »Berchtesgadener Anzeiger« eine SMS der Einsatzleitung: »Der Verunglückte ist an die Oberfläche gebracht worden und wird notfallmedizinisch versorgt.« Kilian Pfeiffer