Eine mahnende und würdevolle Rede hielt Bürgermeister Franz Rasp. Der Volkstrauertag sei nicht nur ein Gedenken, »sondern das Lernen aus dem, was war, um für die Zukunft entsprechend zu handeln«. Die Kultur des Erinnerns stehe aber vor der Bewährungsprobe, sagte der Rathauschef und erinnerte an eine neue Form der politischen Auseinandersetzung. »Da sitzt plötzlich eine völkische Rechte im Bundestag und es wird gefordert, dass man sich nur an das erinnert, was für das Volk gut ist.« Man sei momentan in der Situation, dass Angst und das Gefühl, Opfer zu sein, politisch instrumentalisiert werden. Innerhalb kürzester Zeit habe man eine völlig veränderte innenpolitische Situation. »Wir haben eine neue Sprache und eine Verhetzung, ähnlich wie in der Weimarer Republik«. Es würden immer Schuldige gesucht, »früher waren es Juden, Sinti und Roma, heute sind es die Flüchtlinge und wir stehen daneben und sagen 'ja mei'«.
Demokratie sei nichts Selbstverständliches, man müsse dafür eintreten. Und man müsse darüber nachdenken, was es heißt, seit über 70 Jahren in Frieden zu leben, und dafür dankbar sein. 70 Jahre Frieden seien Auftrag und Verpflichtung, den Anfängen entschlossen entgegen zu treten. Mit den Worten »Mögen die Toten in Frieden Ruhen« beendete der Bürgermeister seine Rede zum Volkstrauertag und legte einen Kranz nieder.
Nach der Kranzniederlegung des Bürgermeisters gab es weitere zehn Kranzniederlegungen der einzelnen Vereine und der Bundeswehr. Die Marktkapelle Berchtesgaden spielte das »Lied vom guten Kameraden«, die Bayern- und die Deutschlandhymne. Die Fahnen wurden gesenkt und Böllerschüsse abgefeuert.
Bernhard Stanggassinger