In einer Ecke dient ein kleiner Arbeitstisch mit Laptop als Aufnahmegerät und Fleck zum Songwriting. Wenig Platz, aber viele Ideen. Der 23-Jährige hat sich dem Heavy Metal verschrieben und findet in seinem kleinen Refugium das persönliche Glück und den Schlüssel zur Persönlichkeitsentfaltung.
Um alleine als Band zu fungieren, bedarf es nicht nur einer großen Herausforderung an Ideenreichtum, sondern auch an Instrumenten, Effektgeräten und Computerprogrammen, um den richtigen krachenden Mix hinzubekommen. Er möchte wie seine Idole Metallica oder Metal Church klingen. Um den perfekten Sound aus seinen Instrumenten zu kitzeln, dienen die sogenannten »Tretminen«, Effektgeräte für die speziellen Gitarrenklänge. Die sind aber auf dem Boden kaum noch zu sehen. Ein Gewusel aus schwarzen Kabeln lässt den Bereich aussehen wie eine fiese Schlangengrube.
»Ja, ich weiß«, sagt der junge Multiinstrumentalist. »Hab' kaum Platz hier, aber ich bin trotzdem froh. Proberäume gibt es nirgends, und wenn, dann teuer und schimmelig. Eigentlich ist es eine Schande, dass für junge Musiker nie Platz geschaffen wird. Auch Metal-Musiker sind hier schwer zu finden und Auftrittsmöglichkeiten sind ebenfalls rar«, bedauert Springl.
Max Springl ist gelernter Bürokaufmann und arbeitet im elterlichen Betrieb. Die unterstützen natürlich ihren enthusiastischen Sohn bei seinem Projekt. Vermutlich hat Springl sein »schweres Metal-Blut« vom Vater geerbt. Der ist seit Beginn des Heavy Metal Booms ebenfalls Fan dieser Musikrichtung. Besonders Metallica hatte es ihm vor 35 Jahren angetan und vielleicht hat er seinem Sohn ja eine LP mit in die Wiege gelegt.
Max jedenfalls steht jetzt selbst hinter einer weißen »Explorer« à la Frontmann James Hetfield. Nach ein paar typischen »Begrüßungsriffs« setzt sich Springl auf den Drumhocker und erklärt. »Ich wollte selbst einmal experimentieren, wie viel allein musikalisch so geht. Ich besorgte mir ein einfaches Aufnahmegerät, ein kleines E-Drumset und installierte ein günstiges Audioprogramm auf meinem PC, um mit Aufnahmen der geschriebenen Songs beginnen zu können«, sagt der Metal-Fachmann.
Springl spielt seit zwölf Jahren Schlagzeug, seit vier Jahren E-Gitarre und seit zwei Jahren Bass. »Iron Goat« wurde im März 2015 als Ein-Mann-Projekt von ihm ins Leben gerufen.
Schnell musste ein authentischer Bandname her. Aus einer Laune beim Goaßnmaß-Trinken entstand »Iron Goat«. »Goat« wie Goaß – und natürlich der Griff in die Klischeekiste des Metal. Dazu passte »Iron« und fertig. Auch ein Bandemblem sollte es geben. Springl bat seine künstlerisch kreative Schwester Eva, »Iron Goat« ein Gesicht zu verleihen und es entstand ein gezeichnetes Motiv, das dieses Projekt bis heute begleitet.
So ganz allein arbeitet Springl manchmal doch nicht. Sein Partner ist derzeit der 28-jährige Linzer »Xarius«. Er ist für Texte und Gesang zuständig. Geprobt wird alle 14 Tage. Die Ideen tauschen sich die beiden zwischendurch per E-Mail oder Facebook aus.
Geprobt wird vorzugsweise über Kopfhörer. Das klingt besser und Fehler werden gnadenlos deutlich und es schont zusätzlich die Nerven der Hausbewohner. Auch muss er sich nicht ewig rechtfertigen, wenn er stundenlang immer wieder die gleichen Töne spielt. Das wiederum macht das Arbeiten entspannter.
Im August 2015 erschien bereits die erste kleine Demo-CD mit sechs Tracks. Dazu Springl: »Ich habe mit diversen Metal-Richtungen experimentiert. Es war Thrash-, Black-, Industrial-, und auch Doom-Metal dabei. Allerdings war der allgemeine Sound aufgrund der fehlenden technischen Möglichkeiten noch sehr roh. Daher stand das letzte Jahr ganz im Zeichen der Planung eines kompletten Albums. Ich wertete mein gesamtes Equipment auf. Zu dieser Zeit war auch noch mein Kollege Sebastian am Projekt beteiligt«, erklärt der Scheffauer.
Seit Mitte Februar wurde mit den Aufnahmen zur neuen CD begonnen. Sie trägt den Titel »Ignite« (Feuer fangen) und das Release ist für den Sommer geplant. Acht Songs soll das Werk beinhalten. Im Song »Killing List« dominieren klassische Metalriffs der 80er-Jahre. Stark E-Dur-lastig und das Distortionpedal voll durchgetreten. Bei »You can't have it all« schaut Motörhead etwas um die Ecke.
Die Lyrics erzählen unter anderem Geschichten über Menschen, die ihr Leben lassen, um anderen zu dienen. Aber auch Anregungen zum positiven Denken werden abgehandelt. Springl ergänzt: »Man soll das tun, was Spaß und glücklich macht. Ich bin nicht der beste Musiker, aber die Musik fördert meine Kreativität und meine Persönlichkeit«, und haut abschließend noch einmal ordentlich in die Saiten. Über den aktuellen Stand der Dinge können Interessenten und Fans sich auf der bandeigenen Facebookseite informieren. Jörg Tessnow