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Will Bürgermeister in Bischofswiesen werden: Sepp Stangassinger (UBB). Foto: privat

Der »Filz« muss weg

Bischofswiesen – »Das Wir steht im Vordergrund« lautet das Motto des Bürgermeisterkandidaten der UBB, Sepp Stangassinger. Im aktuellen Gemeinderat hat die Gruppe nur einen Vertreter, doch am 16. März möchte er Bürgermeister aller Bischofswieser werden. Außerhalb der offiziellen Gremien habe die Partei in den letzten Jahren schon einiges bewegt, erzählt er – beim Bürgerentscheid Kressenfeld etwa sei sie der Motor gewesen und habe sich für die Rechte der Senioren eingesetzt.


Die UBB, deren Vorsitzender Stangassinger ist, hat sich 1995 gegründet, um »bürgernah, kreativ und ehrlich« für die Gemeinde zu arbeiten. Ziel sei es gewesen, so Stangassinger, gegen den bestehenden Filz zu arbeiten, und unterstreicht dies mit einem Erich-Kästner-Zitat: »An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern«.

Vor zwölf Jahren hat sich der 47-jährige Vater zweier Kinder der Gruppe angeschlossen, vor neun Jahren übernahm er den Vorsitz. Beruflich ist er als Maurer tätig und seit 20 Jahren Vorarbeiter einer hiesigen Firma. Engagiert ist er nicht nur in der Politik, sondern auch in zahlreichen Ortsvereinen, für die er ehrenamtlich tätig ist. Für Hobbys bleibe da gar nicht viel Zeit, meint Stangassinger, der sonntags gerne wandern geht.

Im vergangenen Herbst konnte sich die UBB als Unterstützer der NOlympia-Bewegung über den Ausgang des Bürgerentscheids zur Münchener Olympiabewerbung freuen. Dass der Bürgerwille Gehör findet, hat Stangassinger auf Gemeindeebene in den letzten Jahren gefehlt. Er weist darauf hin, dass es in Bischofswiesen seit 2011 keine Bürgerversammlung mehr gegeben habe, obgleich die Gemeindeordnung jährliche Bürgerversammlungen vorschreibe. Die UBB habe dies mehrmals angemahnt. Es könne, so Stangassinger, nicht sein, dass der Bürger aus Angst vor Konflikten nicht gehört werde. Sollte er Bürgermeister werden, möchte er die Bürgerversammlungen wiedereinführen und auch bei größeren Bauvorhaben im Vorfeld Informationsveranstaltungen anbieten.

Eines der Steckenpferde der UBB ist der Bischofswieser Bahnhof. Die Brücke von der Hauptstraße zum Bahnhof ist derzeit ein Provisorium – er selbst würde dort gar nicht mehr mit dem Auto drüberfahren, meint Stangassinger. Das Bahnhofsgebäude sei ebenfalls in einem schlechten und unansehnlichen Zustand. Für geradezu gefährlich hält er den Weg zu Fuß über die Hauptstraße zum Bahnhof – täglicher Schulweg für viele Bischofswieser Kinder. Die UBB habe mehrere Anträge im Gemeinderat gestellt, die Verkehrssicherheit mit einer Fußgängerampel oder einem Zebrastreifen zu erhöhen. Beide Anträge seien abgelehnt worden. Hier werde, so Stangassinger, auf Kosten der Sicherheit gespart. Man habe sich zwar bemüht, zumindest die Beleuchtungssituation zu verbessern, doch sei dies abgelehnt worden – Begründung: »Licht schafft Scheinsicherheit«. Stangassinger schwebt vor, aus dem Bahnhof ein »Mobilitätszentrum« zu machen, an dem es Taxistellplätze und eine Bushaltestelle gibt, zudem sollte die Brücke erneuert werden und eine Überquerungshilfe mit einer Peitschenleuchte erstellt werden.

Für umgehbar hält Stangassinger hingegen den Bischofswieser Almstreit, der aus seiner Sicht im Vorfeld vermeidbar gewesen wäre. Die Gemeinde habe sich da in eine ungünstige Position manövriert, und Bürgermeister Altkofer die Geschichte nun zur Chefsache erklärt. Zwei Bauern von Bischofswiesen seien abgewiesen, die beide Stall und Alm gepachtet hätten – den Konflikt hätte es dann gar nicht gegeben.

Es ärgert Stangassinger sichtlich, dass die Gemeinde hier, wie auch beim Thema Asyl, ein schlechtes Bild abgebe. Nach außen sehe es so aus, als sei Bischofswiesen ausländerfeindlich. Dass es nicht leicht werde, die Asylbewerber nicht nur unterzubringen, sondern auch zu integrieren, sei ihm klar, aber die Menschlichkeit habe in dieser Frage Vorrang. Bischofswiesen müsse Verantwortung übernehmen und sich dieser Aufgabe stellen, da sei sich die UBB mit SPD und Grünen einig. Den von Bürgermeister Toni Altkofer eingeschlagenen Klageweg hält Stangassinger für ein Scheingefecht: Ein Beherbergungsbetrieb sei schließlich auch ein Gewerbe, das spreche nicht gegen eine Asylbewerberunterkunft. Man müsse sich fragen, wie die Ablehnung der Asylbewerber mit christlichen Werten zu vereinbaren sei.

Die beiden Beispiele des Almrechtsstreits und der Asylbewerberunterbringung zeigen, was Stangassinger für eine der dringlichsten Aufgaben des künftigen Bürgermeisters hält: Er möchte im Dialog mit den Bürgern und mit einer besseren überparteilichen Zusammenarbeit im Gemeinderat bestehende Streitigkeiten auflösen und so auch die Außendarstellung der Gemeinde verbessern. Wichtig ist ihm zudem, dass die Straßenausbausatzung, die verschuldeten Gemeinden aufgezwungen wird, in Bischofswiesen nicht umgesetzt wird.

480 000 von insgesamt 600 000 Euro für die geplanten Maßnahmen am Stangenwald würden 2015 auf die Anlieger abgewälzt, käme die Straßenausbaubeitragssatzung zur Anwendung.

Ein Anliegen ist Stangassinger auch der Erhalt der klassischen Landwirtschaft in Bischofswiesen: Er will Splittersiedlungen verhindern und das Schlachthaus erhalten. Im Übrigen könne jeder Einzelne etwas für die Bauern tun, indem er regionale Produkte einkaufe. Die Landschaft zu erhalten, helfe nicht nur den Bauern, sondern auch dem Tourismus: Die Touristen kämen schließlich wegen der einmaligen Landschaft. Die Nähe zur Kurstadt Bad Reichenhall auf der einen und der Kulturstadt Salzburg auf der anderen Seite sei ideal. Mit diesem Geschenk dürfe man nicht so umgehen wie jüngst bei der teuren, gut gemeinten, aber fehlgeschlagenen Umbaumaßnahme der Saunalandschaft in der Watzmann Therme. Weniger Kosten und mehr Effizienz wünscht sich Stangassinger in Sachen Tourismus: Aus seiner Sicht gibt es in diesem Bereich zu viele Verbände, die zu wenig zusammenarbeiten – »wie viele Tourismusverbände brauchen wir, bis wir endgültig pleite sind?«

Im Grunde mache die UBB keinen Wahlkampf, erzählt Stangassinger, sondern einfach eine Bilanz der letzten sechs Jahre. Auf www.ubb-bischofswiesen.de sei alles dokumentiert. Wer sich die Zeit nehme, könne dort über 100 Einträge seit 2008 nachlesen. »Und dann soll der Wähler entscheiden.« Markus Schüssler