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Suchttherapeutin Kati Mühler beantwortete in ihrem Vortrag auch viele Fragen zur MPU. (Foto: privat)

Der »Idiotentest«, der keiner ist

Vortrag zur MPU – Die Caritas Fachambulanz berät bei Führerscheinverlust


Kugeln übereinanderstellen, geschlossene Türen schließen oder eine hundertprozentige Durchfallquote beim ersten Test. Das sind Mythen der Medizinisch Psychologischen Untersuchung (MPU). Worauf es bei der MPU wirklich ankommt und welche Chancen der Führerscheinverlust hat darüber klärte die Caritas Fachambulanz interessierte Bürgerinnen und Bürger in einer Informationsveranstaltung mit dem Thema »Führerschein weg, was tun?« auf. Auch Fragen zur Vorbereitung auf den sogenannten »Idiotentest« wurden beantwortet.

Neue Kriterien zur Begutachtung

Kati Mühler, Suchttherapeutin bei der Caritas Fachambulanz und seit 20 Jahren Expertin für die Vorbereitung zur MPU, erklärte anhand von vielen Beispielen aus der Praxis den äußeren Rahmen einer MPU und gab hilfreiche Informationen für die Vorbereitung. So arbeiten alle MPU-Stellen mit neuauferlegten Begutachtungskriterien, die durch eine Aufsichtsbehörde kontrolliert werden, damit es eben nicht zu Aussagen kommt wie: Jeder fällt beim ersten Mal durch oder andere MPU-Stellen drücken schneller Mal ein Auge zu.

Zu einer MPU muss je nach Aktenlage, wer mit Alkohol und/oder Drogen am Steuer aufgefallen ist. Auch bei Menschen mit wiederholten Verkehrsverstößen oder Aggressionsdelikten kann eine MPU angeordnet werden. Ein Teil der MPU sei die medizinische Untersuchung, unter anderem ein Bluttest und ein, auf das Lebensalter angepasster, Reaktionstest. Die weit größere Herausforderung ist das etwa einstündige psychologische Gespräch. Hier wird unter anderem geprüft, ob damit zu rechnen ist, dass der oder die Fahrzeuglenker/in erneut mit Alkohol und/oder Drogen am Steuer auffallen wird.

Mühler erklärte, dass viele denken, es komme bei der MPU auf eine gute Geschichte an, auf richtige Antworten, aber das sei kontraproduktiv. »Es geht vielmehr um die Frage: Was hat der Führerscheinverlust, und dass er ausgerechnet mir passiert ist, mit der eigenen Lebensgeschichte zu tun?« Sich derartigen Fragen zu stellen, braucht Mut, ist allerdings unablässig für das Bestehen der MPU, so Mühler. Das Beantworten dieser Fragen findet im MPU-Vorbereitungskurs der Caritas statt. Je früher sich jemand mit den Themen auseinandersetzt, desto besser, sagt Mühler. Ohne Vorbereitung ist die Wahrscheinlichkeit groß, durch die MPU zu fallen.

Schnelle Abstinenz ist ratsam

Mühler rät Betroffenen, nach einem Führerscheinverlust schnell abstinent zu werden, um die geforderten Abstinenznachweise, meist durch Haaranalysen und Urintests, durchführen zu können. Die Sperrfrist, die viele Betroffene bekommen, eine Fahrerlaubnis wieder zu erwerben, ist auch eine Chance, sein Leben und den Konsum von Suchtmitteln zu überdenken. Die Caritas Fachambulanz berät zum Vorgehen bei Führerscheinverlust und führt MPU-Vorbereitungskurse durch. In etwa 17 Stunden wird in Einzel- und Gruppengesprächen über die Attraktivität des Suchtmittels gesprochen und andere Fragen für das MPU-Gespräch erörtert. Die MPU ist eben doch kein Idiotentest.

Unterstützung finden Betroffene sowie Angehörige bei der Fachambulanz für Suchterkrankungen. Den Preis für den MPU-Vorbereitungskurs kann in der Fachambulanz telefonisch erfragt werden. Die Mitarbeiter der Fachambulanz unterliegen der Schweigepflicht. Alles Gesagte wird streng vertraulich behandelt.

Die Fachambulanz ist eine von den Kostenträgern anerkannte Beratungs- und Behandlungsstelle. Die Beratung wird über den Bezirk Oberbayern finanziert und ist für alle Aufsuchenden generell kostenfrei. In Bad Reichenhall sowie in den Außenstellen in Freilassing und Berchtesgaden kann eine ambulante Therapie durchgeführt- oder in eine stationäre Entwöhnungstherapie vermittelt werden.

Weitere Vorträge zu unterschiedlichen Themen finden jeden letzten Mittwoch im Monat statt. Alle Informationen dazu gibt es auf der Homepage der Fachambulanz. Der nächste Vortrag zum Thema »Das Körperbild in den sozialen Medien« findet am 27. September um 18.30 Uhr im »Café der Begegnung«, Bahnhofstraße 21 in Bad Reichenhall statt. Die Veranstaltung ist kostenfrei und findet in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. fb