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Ein Formel V nimmt elegant eine Kurve auf der Roßfeldstrecke. Fotos: Waßmuth (3), Wechslinger (2) und Nitzsche (1)
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Der Bugatti T 51 hat in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre die Rennstrecken dominiert.
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Kurvenkünstler Walter Röhrl driftete den »San Remo«-Porsche um die letzte Biegung vor dem Ziel. Ein Genuss für alle Zuschauer an der Strecke.
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Dieser Sauber C2 hat 215 PS, gelenkt wurde das 1972 gebaute Fahrzeug von Ernst Sigg.
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Bernd Köberle hatte mit seinem selbst hergerichteten Formel Austro V Pech, weil dem Fahrzeug ein Pleuel brach.
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Dieser sündhaft teure Chevron war einer der vielen Hingucker auf der Roßfeldstrecke.

Der Mythos Roßfeldrennen lebt weiter

Berchtesgaden – Der dritte Internationale Edelweiß Bergpreis am Roßfeld war wieder ein großes motorsportliches Spektakel und eine nostalgische Zeitreise in die Ära der Europameisterschafts-Bergläufe in Berchtesgaden. Organisator Achim Althammer ist es gelungen, spektakuläre Fahrzeuge mit ehemaligen Größen des Rennsports an den Start zu bringen. Auch Bundestagsabgeordneter Dr. Peter Ramsauer als Schirmherr stattete dem Rennen einen Besuch ab.


Nachdem Althammer bei jeder Auflage des Spektakels einen anderen Schwerpunkt legt, standen in diesem Jahr die legendären Abarth-Modelle und die Formel V im Mittelpunkt. Exakt vor 50 Jahren feierte die damals erfolgreichste Nachwuchsserie am Roßfeld ihre Europa-Premiere. Legenden wie Niki Lauda oder Dr. Helmut Marko fuhren einst mit diesen kleinen Boliden, die heute noch die Herzen von Motorsportanhängern höher schlagen lassen.

Und so waren 17 Formel-V-Fahrzeuge dabei, mit Bernd Köberle sogar ein Berchtesgadener mit einem Austro V. Köberle hat diesen Rennwagen in sehr schlechtem Zustand bei einem Automobilflohmarkt erstanden und ihn selbst hergerichtet. Doch Bernd Köberle hatte Probleme, das giftige Fahrverhalten des kleinen Renners in den Griff zu bekommen: »Den muss man dauernd über 4 000 Touren halten, das ist am Roßfeld nicht leicht.« Nachdem der Berchtesgadener den Wagen in den Griff bekommen hatte, riss ihm ein Pleuel und so endete das Abenteuer Roßfeld für den Hobby-Rennfahrer schon nach dem Probelauf im Fahrerlager und später in der Werkstätte.

Die zweite wichtige Palette waren 20 Abarth-Fahrzeuge aus verschiedenen Epochen und verschiedenen Marken. Bis Anfang der 1970er-Jahre fuhren Abarth-Modelle in ganz Europa Hunderte Klassensiege ein. Einer der großen Hingucker war der Abarth 1300 OT von 1965. Aber auch ein Abarth 1300 Coupé zog die Blicke auf sich.

Walter Röhrl flott unterwegs

Und wie schon die ersten beiden Male, so war auch diesmal wieder Ex-Rallye-Weltmeister Walter Röhrl als Botschafter und Fahrer dabei. Hatte Röhrl bei der Premiere noch den legendären Pikes Peak Audi Quattro S1 aufs Roßfeld gesteuert und im letzten Jahr einen giftigen Bergspyder, so driftete der Fahrkünstler dieses Mal einen Porsche 911 SC aus dem Porsche-Museum über die sechs Kilometer lange Bergstrecke. Röhrl hatte dieses Auto in den 80er-Jahren sechsmal gefahren, unter anderem bei der Rallye San Remo. Weil diese Zeit jedoch lange zurückliegt, wusste Röhrl zunächst nicht, wie der Porsche jetzt zu fahren war. Doch ein Fahrer wie Röhrl hat keine Probleme, sich sofort wieder auf dieses Geschoss einzustellen.

Dem mehrfachen Roßfeldsieger Eberhard Mahle erging es mit einem Porsche 911 ebenso. Mahle, der in seiner aktiven Zeit fünf verschiedene Marken erfolgreich gefahren war, erinnerte sich im Gespräch an eine interessante Episode. Er bekam von Mercedes das Angebot, den 300er SL aus dem Jahr 1960 vom Werk für 4 000 Mark zu kaufen, was Mahle dankend ablehnte. Heute ist dieses Juwel etwa 1 Million Euro wert. Röhrl hatte ein ähnliches Beispiel parat. Er hatte bekanntlich auch sehr erfolgreich einen Lancia Stratos gesteuert, den ihm die Firma Lancia 20 Jahre nach Mahle für 25 000 Mark angeboten hat. Auch Röhrl verzichtete auf das Angebot. Heute wird ein Lancia Stratos um die 800 000 Euro gehandelt.

Mehrere Berchtesgadener dabei

Ein absolutes Highlight war am Roßfeld auch der Ferrari 512 M aus dem Jahr 1971, der heute wohl unbezahlbar ist. Von seinem Röhren schwärmte »Anzeiger«-Fotograf Jürgen Waßmuth in den höchsten Tönen.

Aus Berchtesgaden waren ferner Christian Neunemann mit seinem Porsche 911 Carrera 3.0 RSR, Gerd Bartels auf einem Porsche 911 T und Günter Hansmann mit einem Lancia Fulvia Sport Zagato 1600 dabei: »Bei dieser Veranstaltung geht es nicht um Bestzeiten, sondern vielmehr darum, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, sich auszutauschen und an den schönen Fahrzeugen zu erfreuen«, erklärte Hansmann, der letztes Jahr Pech hatte, als bei seinem Lancia das Benzin auslief. Dieses Mal war sein Auto plötzlich in eine Rauchwolke gehüllt. Doch bei Oldtimerrennen gibt es genügend findige Mechaniker, die den Schaden sofort beheben konnten.

Die Zuschauer hatten nicht nur auf der Rennstrecke, wohin sie mehrere Oldtimer-Busse chauffierten, sondern vor allem im Fahrerlager ihre Freude. Dort konnten sie die herrlichen Fahrzeuge aus der Nähe begutachten und sich mit den Fahrern unterhalten.

Historische Rennwagen prämiert

Weil es ja nicht auf Zeiten angekommen ist, wurden die drei historischsten Rennwägen prämiert. Gewonnen hat der Liechtensteiner Manfred Schurti auf einem Formel V vor Eberhard Mahle mit einem Porsche 911, der in den 60er-Jahren auf verschiedenen Marken am Roßfeld gewonnen hatte. So steuerte Mahle auch einmal einen Hartmann Formel auf Platz eins. Er war aber auch auf Abarth, Fiat, Mercedes und Volvo erfolgreich. Platz drei ging an Harald Dietz auf einem Lancia Aprilia Zagato Spider aus dem Jahr 1938.

8 000 Zuschauer und rund 800 direkt am Rennen Beteiligte sind auch ein erheblicher Wirtschaftsfaktor, viele Starter und Besucher sind gleich mehrere Tage in Berchtesgaden geblieben und haben hier nicht nur gewohnt, gegessen und getrunken, es wurde auch anständig eingekauft. So waren schon zum Auftakt am Freitag mit der Vorstellung der Fahrzeuge und Fahrer Hunderte von Motorsportanhängern in die Fußgängerzone gekommen.

Der Willkommenabend mit der Fahrerbesprechung fand traditionell im Hotel »Edelweiß« statt. Am Samstagabend traf man sich zu einem gemütlichen bayerischen Abend im Gasthaus »Neuhaus« und die Siegerehrung mit allen Helfern fand schließlich im Kongresshaus statt. Veranstalter Achim Althammer will die beliebte Motorsportveranstaltung in Zukunft alle zwei Jahre durchführen. Christian Wechslinger