Dort war Michael Vogel, wie er am Dienstagabend im Haus der Berge selbst erinnerte, 2016 als Zugvogel beschrieben worden, dessen Auswilderung geglückt sei. Jetzt verlässt er Berchtesgaden nach 16 Jahren als Nationalparkleiter und geht in den Ruhestand. Am Dienstag übergab er sein Amt offiziell an Dr. Roland Baier. Sigi Lenz und Berni Koch sorgten für die musikalische Umrahmung des Festabends.
»Das Haus der Berge ist voll mit Wegbegleitern«, erklärte die Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, Ulrike Scharf, während ihrer Festrede. Dr. Michael Vogel war ein begnadeter Netzwerker, das bestätigten nicht nur Scharf und die weiteren Redner, es zeigte sich auch an der illustren Schar an Gästen aus dem Ministerium, der Lokalpolitik, zahlreichen Nationalparks und anderen Bereichen, in denen Vogel seine stets gute Laune versprüht hat.
Die Natur habe enorme Auswirkungen auf den Menschen, so Scharf in ihrer Ansprache. Sie mildere Stress, fördere Kreativität und sei auch sonst einfach gesund. »Jeden Besuch im Nationalpark müsste es eigentlich auf Rezept geben.« Deshalb seien Nationalparkmitarbeiter auch Naturschützer und Menschenheiler. So wie Dr Michael Vogel, der den Nationalpark stets mit viel Herzblut geführt habe. Großes Lob erhielt Vogel für die Kernzonenerweiterung auf 75 Prozent der Fläche, denn dafür brauche es »viel Begeisterung und Stehvermögen«. Auch seinen Verdienst um die Entstehung des Nationalparkzentrums Haus der Berge hob sie hervor. »Michael Vogel war von Beginn an Geburtshelfer dieses Juwels«, so Scharf.
An seinen Nachfolger Dr. Roland Baier, den »neuen Hausherren«, gerichtet, sagte Scharf, er habe seit je her eine Affinität zum Naturschutz, kenne aber aus eigener beruflicher Erfahrung beide Seiten der Nationalpark-Diskussion, Natur sich selbst zu überlassen. Sie sei deshalb überzeugt, den richtigen Mann für die Stelle gefunden zu haben.
»Pappa ante Portas«
Als »Franke, der sich im Kerngebiet Bayerns akklimatisiert und dem Standort angepasst hat«, beschrieb Landrat Georg Grabner den nun ehemaligen Nationalparkleiter. Er habe unzähligen Menschen die Natur näher gebracht. Dabei sei ihm stets wichtig gewesen, Misstrauen abzubauen und mit allen zusammenzuarbeiten. »Er ist gelaufen wie beim Marathon, bei jeder Wetterlage und auch über Stolpersteine«, so Grabner und an Michael Vogel gewandt fügte er hinzu: »Künftig werden Sie etwas sehr Wichtiges zu verschenken haben: Zeit.« Dabei sei er sich aber sicher, dass es Vogel nicht so gehen werde wie Heinrich Lohse in Loriots »Pappa ante Portas«, der vergeblich versucht hat, die Leere im Ruhestand mit Hausarbeit zu füllen. Grabner zeigte sich zuversichtlich, dass Michael Vogel auch im Ruhestand genug zu tun finde.
Weitere Grußworte kamen von Dr. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium. Der stellvertretende Leiter des Nationalparks, Ulrich Brendel, der gekonnt durch den Abend führte, stellte Nickel als langjährige Wegbegleiterin Vogels vor, die mit ihm viele Schlachten geschlagen und die meisten gewonnen habe. Nickel hob Michael Vogels gutes Gespür für Menschen hervor: »Er hat den Nationalpark mit Kopf und Herz über die Landesgrenzen hinaus zum Erfolg geführt.« Das konnte auch Dr. Guido Plassman, Direktor von Alparc und langjähriger Vertrauter und Freund Vogels bestätigen. Er hatte einige Anekdoten über die humorvolle Art und das diplomatische Geschick Vogels im Gepäck. Als Ehrenpräsident kann Michael Vogel diese Qualitäten bei Alparc auch weiterhin unter Beweis stellen.
Die Luftmatratze ist bereit
Auch Dr. Vogels Mitarbeiter hatten dem langjährigen Nationalparkleiter natürlich etwas zu sagen und so schloss Johann Hölzl, Personalratsvorsitzender der Nationalparkverwaltung, die Riege der Redner ab. »Im fließenden Wasser kann man sich nicht sehen, wohl aber im ruhenden Wasser«, zitierte Hölzl ein Sprichwort. Dieser Ruhepol sei Dr. Vogel stets gewesen. Und auch in Zukunft sei Vogel ihnen immer willkommen. Nach Betriebsausflügen stehe jederzeit eine Kammer mit einer Luftmatratze bereit, erklärte er schmunzelnd. An Dr. Baier gewandt, sprach Hölzl davon, dass an diesem Abend eine neue Zeit im Nationalpark beginne. Aber er habe ja bereits mehrere Jahre im Nationalpark gearbeitet: »Du kennst deine Pappenheimer.«
Ein Bayerischer Löwe
Ehe das Wort an Vogel und Baier selbst übergeben wurde, überreichte Ulrike Scharf ihnen ihre Abschieds- beziehungsweise Ernennungsurkunde. Vogel erhielt außerdem den Bayerischen Löwen, »weil er als Nationalparkleiter immer mit dem Mut eines Löwen gekämpft hat.«
»Ein Bayerischer Löwe ist kein Schmusekätzchen«, sagte Vogel passend zu der Verleihung in seiner Abschiedsrede und bezeichnete sich selbst als ziel- und ergebnisorientiert. Für seine in den Grußworten bereits zitierte gute Laune, hatte Vogel eine Erklärung parat: »Wer den Mississippi zu Fuß durchschreitet, bleibt ein glücklicher Mensch«, heiße es in einem Sprichwort. Und in seiner Zeit bei der Universität von Minneapolis musste er jeden Tag dort durch. »Deshalb habe ich gute Laune und die werde ich mir auch nicht verderben lassen.«
Zu seiner Frau Ingrid sagte Vogel vom Rednerpult herab: »Jetzt hast du mich an der Backe.« Und zitierte, um ihnen den Einstieg in einen geregelten Tagesablauf zu erleichtern, schmunzelnd aus dem detaillierten Arbeits- und Mahlzeitenplan der Holzknechte in den Salinenforsten.
Abschließend las Vogel noch jene E-Mail vor, die ihm der ehemalige Leiter des Yosemite Nationalparks, Don Neubacher, zu seiner Pensionierung geschrieben hatte: »Michael, correct your benefits and go.« Oder wie Vogel sagte, frei nach den Worten eines italienischen Fußballtrainers ins Deutsche übersetzt: »Vielen herzlichen Dank, ich habe fertig.«
Zum Schluss ergriff natürlich auch der neue Nationalparkleiter, Dr. Roland Baier, das Wort. Er bat darum, ihm erst ein wenig Zeit zu geben, sich in Ruhe alles anzusehen und etwas Geduld mit ihm zu haben. Er nannte aber auch einige Eckpfeiler seiner künftigen Arbeit. Er wolle die erfolgreiche Arbeit seiner Vorgänger fortsetzen. Außerdem sei er ein Verfechter einer klaren Linie, etwa nachvollziehbare Regeln zum Borkenkäfer und dem Wildbestand. Aber er sei auch für Kompromisse und Spielräume, und eine gute Kommunikation mit der Bevölkerung sei ihm wichtig. Direkt miteinander zu sprechen sei ihm stets lieber als das Gerede hinten herum. Deshalb hatte Baier auch eine Ankündigung für künftige Leserbriefschreiber im Gepäck: Sie müssten damit rechnen, dass er sie hinterher anrufe oder ihnen ein Kärtchen schicke, um sie zu einem persönlichen Gespräch einzuladen. »Denn das bringt immer mehr.« Alexandra Rothenbuchner
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