Luis Ontivero lebt seit über 20 Jahren in Deutschland. Bisher waren seine Turnierfavoriten sein Heimatland und Deutschland. Jetzt, wo Argentinien im Finale steht, hofft er, dass sich seine Landsleute für die Schmach der 0:4-Niederlage im Viertelfinale der letzten Weltmeisterschaft in Südafrika rächen. Und überhaupt sieht die Bilanz der Südamerikaner gegen Deutschland nicht gut aus. 1990 verlor Argentinien im Finale gegen Deutschland. Und dann kamen zwei Viertelfinalniederlagen bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2010.
Obwohl er mit einer Deutschen verheiratet ist und in Deutschland viele Freunde hat, plagt den Argentinier immer noch das Heimweh. Irgendwann möchte er wieder zurück nach Córdoba, wo er ein Haus besitzt und viele Verwandte und Freunde hat. Außerdem hatte er in Córdoba einen guten Job bei einer Bank.
Nach Berchtesgaden verschlagen hat es den Argentinier durch seine Frau Regina. Es war Liebe auf den ersten Blick, als die Berlinerin auf einer Studienreise von der Sporthochschule in Köln den Südamerikaner kennenlernte und sie sich beim »Salsa Latino« nähergekommen sind.
Luis wäre selbst gerne Fußballprofi geworden, doch eine schwere Knieverletzung beendete die hoffnungsvolle Karriere des Mittelfeldspielers. Bei der großartigen Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat er sich mehrere Spiele in verschiedenen deutschen Städten angesehen.
Ontivero glaubt bei dieser Weltmeisterschaft in Brasilien an sein Land, weil die Spieler bisher noch nicht alles zeigen mussten und dennoch im Finale stehen. »Jetzt ist alles möglich, auch der Weltmeistertitel«, weiß der Südamerikaner. Dann jedoch sei Revanche für die letzten drei Niederlagen bei Weltmeisterschaften angesagt. Das sehen die anderen Mitglieder der Familie Ontivero aber ein bisschen anders. Seine Frau hält zu Deutschland. Tochter Martina Lucretia ist Argentinien-Fan, Laura hält zu beiden Teams und muss sich für das Finale erst noch entschieden.
Als Garant Argentiniens sieht Ontivero den genialen Messi, dessen Dress er selbst trägt. Man könne diesen derzeit besten Fußballspieler der Welt nicht ganz ausschalten. Immer wieder gelängen dem Supertechniker Geniestreiche, die sein Team zum Sieg führten. Dem Vergleich zu seinem Vorgänger Maradona hält Messi jedoch nicht stand: »Maradona war eine größere Persönlichkeit als der ruhige Messi«, findet auch Ontivero.
Als neben Maradona und Messi größte Persönlichkeit im Fußball Argentiniens nennt Luis Ontivero den ehemaligen Trainer César Luis Menotti. Von dieser großartigen Persönlichkeit stammt die Philosophie, dass seine Mannschaft nicht allein darum spiele, um zu gewinnen, sondern um Freude zu empfinden, ein Fest zu erleben und als Menschen zu wachsen. Christian Wechslinger