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Neuer Arbeitsplatz: Am Hanauerstein sollen ab dem Frühsommer Bündner Strahlenziegen angesiedelt werden. (Foto: Kastner)

Die Magerrasenmäher

Schönau am Königssee – Ein tierisches Projekt plant die Biosphärenregion Berchtesgadener Land gemeinsam mit der Gemeinde Schönau am Königssee. Auf dem Hanauerstein sollen Bündner Strahlenziegen angesiedelt werden. Um dort Landschaftspflege zu betreiben. Genau so, wie es früher einmal war.


Die Idee stammt von Dr. Peter Loreth von der Biosphärenregion Berchtesgadener Land. Die Gemeinde Schönau am Königssee war sofort davon begeistert. Etwa zehn bis 15 sogenannte Bündner Strahlenziegen sollen ab kommenden Sommer den Bereich zwischen Klettersteig und Kindergarten sowie das kleine Plateau, auf dem der Schützenkaser steht, bevölkern.

Dort haben die Tiere einen klaren Auftrag: Landschaftspflege. Was für die Ziegen kein Problem ist. Denn dazu müssen sie nicht viel tun. Nur fressen und klettern. Und beides können die Kraxler ziemlich gut. Diese Ziegen gelten als gelassen und absolut wetterfest. Sind also perfekt geeignet für den Extremstandort Felsrücken, der zu einem Kulturbiotop werden soll.

Aber warum das alles? »Wir möchten den Hanauerstein herzeigen«, erklärt Hans Brüggler. Und das geht besser, wenn er nicht zugewuchert ist. Auch die Herstellung des früheren Zustandes findet die Gemeinde erstrebenswert. Denn der Hanauerstein war in alter Zeit nachweislich eine Kulturlandschaft. »Am Hanauerstein gab es früher Weiden«, sagt Brüggler. Was Dr. Loreth wissenschaftlich beweisen kann: »Dort oben gibt es Wacholder und Magerrasen. Ein sicheres Zeichen für eine ehemalige Weidehaltung.« Auch auf alten Fotos ist die Beweidung erkennbar.

Dr. Peter Loreth führt noch einen weiteren Aspekt an. »Bei einer Beweidung besteht eine geringere Steinschlaggefahr.« Denn die Wurzeln von Bäumen und Stauden bohren sich in den Felsen. Die von Gräsern nicht. Würde man die jetzigen Gewächse freischneiden, würden sie schnell wieder nachwachsen. »Denn dann würden sie mehr Licht abbekommen, was das Wachstum beschleunigen würde«, weiß der Gemeindebaumeister. Nicht aber, wenn die Ziegen aktiv werden. »Dann gehen die Pflanzen früher oder später ein«, erklärt Dr. Loreth.

Noch in diesem Winter wird der entsprechende Bereich am Hanauerstein freigelegt, also die Stauden maschinell zugeschnitten. Alles andere erledigen dann die Ziegen. Die sollen im Frühsommer angesiedelt werden. Dazu wird eine Koppel mit Gattern angelegt, damit Wanderer Zugang zu dem Bereich haben. Außerdem will die Gemeinde zwischen dem Hanauerstein und dem Kleingradierwerk eine Streuobstwiese anlegen und Laubbäume pflanzen.

Gefördert wird das Projekt zu etwa 70 Prozent vom Freistaat Bayern. Christian Fischer