Das Ehepaar aus dem Vogtland – er 77, sie 76 Jahre alt – war mit dem etwa zehnjährigen Enkel mit der Seilbahn auf den Untersberg gefahren, um über den Thomas-Eder-Steig abzusteigen. Bei der Eishöhle angekommen, litt die 76-Jährige bereits an erheblichen Kreislaufproblemen. Nur mithilfe des Eishöhlenführers konnte sie den Abstieg zur Toni-Lenz-Hütte noch mit letzter Kraft bewältigen. Dort wurde kurz nach 18 Uhr über die Rettungsleitstelle die Bergwacht Marktschellenberg alarmiert.
Weil aufgrund des schlechten Wetters mit dichtem Nebel ein Hubschrauberflug nicht möglich war, stiegen die Marktschellenberger Bergretter mit vier Einsatzkräften inklusive Bergwachtarzt zu der Patientin auf, die sie gegen 19.45 Uhr an der Hütte erreichten. Durch eine Infusion und Salzzufuhr besserte sich der Zustand der Frau so weit, dass ein langsamer, begleiteter Abstieg möglich erschien. Dennoch wurde gegen 20 Uhr sicherheitshalber die Bergwacht Berchtesgaden nachalarmiert, die den Absteigenden mit Bergegerät entgegenkam.
Der Ehemann der Patientin hatte zusammen mit dem Enkel und dem Eishöhlenführer bereits eine halbe Stunde zuvor den Abstieg begonnen. Er wollte schon einmal das an der Seilbahn-Talstation stehende Auto holen. Doch wenig später bekam auch der 77-Jährige so große Probleme, dass er den Abstieg nicht mehr bewältigen konnte. Schnell war das Trio von der Rettungsmannschaft mit der Patientin eingeholt.
Die mittlerweile eingetroffene Bergwacht Berchtesgaden packte den stark geschwächten Mann gegen 22 Uhr auf die Gebirgstrage und brachte ihn bei völliger Dunkelheit ins Tal. Dort kam man gegen 23 Uhr an. Beide Patienten wurden vom BRK zur stationären Behandlung in die Kreisklinik Berchtesgaden eingeliefert. Nur der Enkel hatte die aus dem Ruder gelaufene Bergtour unversehrt überstanden, wenngleich auch er müde und erschöpft war. Freilich durfte der tapfere Bergsteiger bei seinen Großeltern im Krankenhaus übernachten. Ulli Kastner