Berchtesgaden/Wien – War der Bär, der Mitte Mai in Maria Gern zwei Schafe gerissen hat, derselbe, der am 23. Mai auf der Tauernbahn im Salzburger Land von einem Zug tödlich verletzt wurde? Das soll nun das Forschungslabor für Molekulare Systematik in Wien klären. Dort geht man davon aus, dass mit den Ergebnissen in vier bis fünf Wochen zu rechnen ist. Das teilte Privatdozentin Dr. Luise Kruckenhauser auf Anfrage des »Berchtesgadener Anzeigers« mit.
Seit 2001 wird im Forschungslabor für Molekulare Systematik des Naturhistorischen Museums Wien das genetische Monitoring der Braunbären Österreichs durchgeführt. Luise Kruckenhauser erklärt die Vorgehensweise: »Wir verwenden dazu die Methode des genetischen Fingerabdrucks (Genotypisierung von zwölf Mikrosatelliten), wie es auch zur Vaterschaftsanalyse bei Menschen herangezogen wird. Mit dieser Methode können einzelne Individuen anhand spezifischer DNA-Marker identifiziert werden. Dazu können verschiedene Proben herangezogen werden: zum Beispiel Haarproben und Losungsproben, die im Feld gefunden werden, aber auch Tupferproben von Rissen (Schafe, Kühe), die neben dem Blut der Beute auch Speichel des Räubers aufnehmen können.«
Das Labor hat im Mai 2023 sowohl Proben von dem Bären, der vom Zug überfahren worden war, als auch von dem Bären aus Berchtesgaden bekommen. »Anhand der genetischen Untersuchung können wir eindeutig feststellen, ob es sich dabei um dasselbe Individuum handelt oder nicht, je nachdem, ob sie den gleichen genetischen Fingerabdruck haben oder eben nicht«, so die Wissenschaftlerin. Mit den Ergebnissen sei in etwa vier bis fünf Wochen zu rechnen.
tj/UK