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56 Kräfte der Bereitschaftspolizei Königsbrunn durchsuchten gestern das Gebiet zwischen Bad Reichenhall und Bayerisch Gmain nach Hinweisen zum Gewaltverbrechen am 14. Juli. Fotos: Voss
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Polizeisprecher Franz Sommerauer hofft, dass es heute Ergebnisse aus der Rechtsmedizin gibt.

Ermittler erwarten heute Ergebnisse aus der Rechtsmedizin

Bad Reichenhall (va) – 56 Kräfte der Bereitschaftspolizei Königsbrunn durchkämmten gestern das Waldstück zwischen Bad Reichenhall und Bayerisch Gmain von beiden Seiten. Am Montag waren dort am Waldrand am Gmainer Feldweg bei einer Suchaktion Gegenstände gefunden worden, die mit der brutalen Gewalttat am 14. Juli aller Voraussicht nach in Verbindung stehen. »Darum hat die Sonderkommission den Anstoß zu dieser Suchaktion gegeben«, sagte Polizeisprecher Franz Sommerauer im Gespräch mit der Heimatzeitung. Heute Donnerstag erwarten die Beteiligten das Ergebnis aus der Rechtsmedizin. Sollten die gefundenen Gegenstände tatsächlich die vermissten Geldbörsen der beiden Opfer sein, wäre das ein Meilenstein auf dem Weg zur Täterüberführung.


Mittwoch, 11 Uhr: Fieberhaft suchen Polizisten, die Spurensucher und die Sonderkommission »SoKo 14. Juli« ohne Unterlass nach Hinweisen, die den Täter des Gewaltverbrechens vom 14. Juli überführen.

Mit gesenkten Köpfen und hoch konzentriert arbeiten sich die Polizisten Meter um Meter auf der Wiese am Gmainer Feldweg vor. Dabei stochern sie stets mit einem langen dünnen Taststock im Boden, um auf Hinweise zu stoßen. Auch Polizeihund Nico ist dabei, der schon einen Tag vorher zum Einsatz gekommen war.

Das Medienaufgebot bei der Suchaktion ist groß: Zehn Medienvertreter von Zeitungen, Fernseh- und Radiosendern stehen bei Polizeisprecher Franz Sommerauer Schlange und fordern aktuelle Informationen.

»Wir gehen mittlerweile davon aus, dass ein Zusammenhang zwischen den gefundenen Gegenständen und der Tat aller Wahrscheinlichkeit nach besteht«, erklärt er. Sommerauer betont aber, dass die Gegenstände nicht auf konkreten Hinweis entdeckt, sondern bei der ersten, groß angelegten Suchaktion gefunden wurden. »Die Sonderkommission entschied deshalb, das Suchgebiet weiter auszubreiten.«

Jedoch erschweren die Witterungseinflüsse die Arbeit der Spurensicherung. »Man muss bedenken, dass die gefundenen Sachen bereits zweieinhalb Wochen herumlagen und es immer wieder stark geregnet hat«, sagt Sommerauer.

Für den Polizisten und seine Kollegen ist es ein noch nie da gewesener Fall. Der Polizeisprecher betont im Gespräch mit der Heimatzeitung, dass alle Beamten und Beteiligten unter einem enormen Druck stehen, auch in psychischer Hinsicht. »Man hat immer den verdrängten Gedanken im Hinterkopf: Was ist, wenn noch etwas passiert?«

Was die Aufklärung des Verbrechens, bei dem ein Täter Alfons St. brutal ermordet und ein 17-jähriges Mädchen schwerst verletzt hat, noch erschwert, sind die offenen Fragen zum Motiv. »Wenn ein Mann seine Exfreundin aus Eifersucht umbringt und dann flüchtig ist, ist es wieder eine andere Situation, als die, die wir hier haben. Mittlerweile gehen wir nicht mehr von einem reinen Raubmord aus«, sagt der Polizeisprecher. Der Grund: Die Schwere des brutalen Gewaltverbrechens in Relation zu einer vergleichsweise kleinen Beute.

Die Suche nach dem Motiv für die Tat gestalte sich somit weiter schwierig. »90 Prozent der Gewaltdelikte spielen sich im persönlichen Umfeld einer Person ab«, erklärt er weiter. Auch das sei bei diesem Verbrechen noch ungeklärt.

Die Angst in der Bevölkerung bleibt. Zur erhöhten Polizeipräsenz sagt Sommerauer: »Bis auf Weiteres bleibt die Polizeipräsenz in der Stadt gleich hoch. Aber das kann auch nicht bis in alle Ewigkeit so weitergehen.« Das Dilemma der Polizei: Weniger Polizisten in der Stadt und die Bevölkerung würde sich vorschnell in Sicherheit wiegen. Mehr Polizisten und die Angst in der Bevölkerung würde weiter wachsen.

Eine Hoffnung der Polizisten und der Einsatzkräfte des Sonderkommandos stützt sich auf den heutigen Tag. Sie erhoffen sich eine Rückmeldung aus der Rechtsmedizin und somit neue Kenntnisse zu der Tat vom 14. Juli.

Die Gegenüberstellung hat bis heute noch nicht stattgefunden. Sie sei ein wichtiger Ermittlungsschritt. Es wird laut Sommerauer voraussichtlich keine Auge-in-Auge-Gegenüberstellung geben. Es gebe auch andere, rechtlich gesicherte Methoden, wie die Wahllichtbildmappe. Diese werde dem Opfer vorgelegt. Darin sind Bilder von Auswahlpersonen, darunter der Tatverdächtige.

Aus der Bevölkerung gingen bis gestern immer noch tagtäglich Hinweise ein. Am gestrigen Mittwochmorgen waren es bereits 527 Hinweise. Die Zahl der eingehenden Hinweise habe aber in den vergangenen Tagen deutlich abgenommen, so Franz Sommerauer.