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Strahlende Gesichter nach drei Tagen Dreharbeiten (v.l.): Andreas Schweiger, Sebastian Steffens, Maria und Peter Steffens, Küchenchefin Sandra, Ole Plogstedt und Frank Oehler. Fotos: Anzeiger/Thoma-Bregar
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Als Tour-Koch von Rockbands wie den Toten Hosen ist Ole Plogstedt viel unterwegs und gewohnt, mit wenig Equipment für viele Menschen lecker zu kochen.

Forellenweißwurst und Watzmannkrapfen

Schönau am Königssee – Die Fernseh-Kochprofis von RTL II rücken an, wenn in deutschen Restaurants Not am Mann ist. Egal, ob fehlendes Teamwork oder Eintönigkeit auf der Speisekarte, sie sind das Rettungskommando für verzweifelte Gastronomen. Ihre Mission: Die Rettung des guten Geschmacks. Vergangene Woche war das Team im »Gasthaus Lichtenfels« in Schönau am Königssee im Einsatz.


In der kleinen Küche des Gasthofes »Lichtenfels« taucht Ole Plogstedt mit Meerrettichbutter beschmierte Brotscheiben in Schnittlauchröllchen. Kollege Andreas Schweiger bereitet Fleischragout für das große Essen am Abend vor. Ihm zur Seite steht der Sohn des Hauses, Sebastian, – auch ein angehender Koch – und rührt und rührt. Der Dritte im Kochprofi-Trio, Frank Oehler, springt irgendwo draußen im Restaurant umher. Ein Kamerateam steht zwischen Herd und Spüle und holt Statements ein.

Die Stimmung ist leicht nervös, nach drei Tagen Coaching- und Dreharbeiten steht am Abend das große Abschlussessen an. In der Gaststube decken Wirtin Maria Steffens und Kellner Alexander die Tische ein. Die Idee, die Kochprofis ins Lichtenfels zu holen, stammt von ihm.

Koch getürmt

Vor vier Jahren hat Maria Steffens das Gasthaus in der Alten Königsseer Straße von ihrem Mann geschenkt bekommen. »Ich habe immer davon geträumt, Wirtin zu sein«, sagt die gebürtige Schönauerin. »Und ich hatte massives Heimweh.« 30 Jahre haben die Steffens im fernen Nordrhein-Westfalen gelebt und dort einen Bauernhof mit kleinem Laden und Straußwirtschaft betrieben. Während die Zimmervermietung im »Gasthaus Lichtenfels« von Anfang an recht gut lief, bereitet die Auslastung des Lokals erhebliche Probleme. »Sämtliche Gelder, die wir über die Vermietung unserer 18 Betten und durch die Gesundheitspraxis meines Mannes verdient haben, haben wir wieder ins Restaurant gesteckt, in Löhne, in den Einkauf und Strom«, beschreibt die Wirtin die Misere. »Die Berchtesgadener haben einfach noch nicht gemerkt, dass wir da sind.« Ihr Mann Peter ergänzt: »Und wir haben den Fehler gemacht, dass wir zwar eine regionale Küche anbieten, allerdings mit Konzentration auf die Touristen. Wir müssen innovativer werden.«

Kochprofi Frank Oehler beschreibt die Ausgangssituation im »Lichtenfels« so: »Wir haben hier charmante Betreiber, ein schönes Haus in einer schönen Umgebung, aber eine schlechte Küche.« Die wurde nicht besser, als am zweiten Drehtag Hals über Kopf der Koch das Feld räumte. »Da hing die ganze Story am seidenen Faden, so eine Situation hatten wir noch nie«, gibt Oehler zu. Auch hier entpuppte sich Kellner Alexander als rettender Engel, er organisierte die junge Köchin Sandra, die kurzfristig einsprang und in Zukunft die Lichtenfels-Küche schmeißen soll.

Die Anstrengung der letzten drei Tage steht dem Ehepaar Steffens ins Gesicht geschrieben. Schließlich haben die Koch-Jungs ihr ganzes Unternehmen auf den Prüfstand gebracht. Aber mit Erfolg: Den Ton im ganzen Gasthaus gibt ab sofort Maria an, ihr Mann Peter wird sich um seine Praxis kümmern. »Es muss klar sein, dass ich hier das Sagen habe«, weiß die Wirtin nun. Die Speisekarten haben ihr die Kochprofis gestrafft, das Restaurant soll künftig ganzjährig geöffnet haben. »Bis jetzt hatten wir verschiedene Schnitzel, Schweinsbraten und Kasnocken auf der Karte. Aber damit bekommen wir die Einheimischen nicht hinter der Ofenbank hervor. Das haben uns die Kochprofis vor Augen geführt«, sagt Maria. Die Krönung ist ihre neue Königsseer Forellenweißwurst. Sie ist aus Fleisch und aus Fisch und wurde gemeinsam mit dem hiesigen Metzger erarbeitet. »Sie schmeckt fantastisch und es gibt sie nur bei uns«, freut sich die Chefin. Etwas Besonderes ist auch der neue Apfelkrapfen in Watzmannform oder das Fischtatar. Überhaupt wurde die Nähe zur Region und zum Königssee im neuen Gastronomiekonzept stark berücksichtigt.

Selbstbewusstsein aufgebaut

»Wir haben durch die Kochprofis einen großen Energiekick bekommen. Danke, mehr können wir gar nicht sagen«, freuen sich Maria und Peter. Auch Frank Oehler ist zufrieden. »Die Situation im ›Lichtenfels‹ konnte entschärft und ein Fundament gegossen werden. Wir haben den Steffens geholfen, sich zu positionieren und Selbstbewusstsein aufgebaut.«

Der Ausstrahlungstermin für die Kochprofi-Folge im »Lichtenfels« steht noch nicht fest, wird aber rechtzeitig bekannt gegeben. Kathrin Thoma-Bregar