Die Truppen überquerten die Fulda oder die Werra. Die Orte hießen Bad Salzungen, Hammelburg oder Bad Hersfeld. Und wenn es Verwundete gab, dann zum Glück nur am Bildschirm. Mit der computergestützten Stabsübung »Schneller Degen 2022« trainierten rund 1300 Soldaten der 10. Panzerdivision drei Wochen lang die Planung und Führung von Operationen zur Landes- und Bündnisverteidigung. Im Gefechtssimulationszentrum Heer in Wildflecken wurden die Bilder, die sich derzeit in der Ukraine abspielen, für sie wieder ein Stück realer.
Was auf den Karten die heimische Rhön darstellte, trug in der Übung den Namen »Pandora«. Auf dieser Insel mitten im Atlantik bedrohte der fiktive Staat Wislanien das ebenso fiktive benachbarte NATO-Mitglied Altraverdo. Nachdem diplomatische Verhandlungen gescheitert waren, rief die Allianz den Bündnisfall nach Artikel 5 des NATO-Vertrags aus. Um den völker-rechtswidrigen Angriff abzuwehren und die Souveränität des Verbündeten wiederherzustellen, wurde die 10. Panzerdivision mit fünf ihr unterstellten Brigaden nach Altraverdo verlegt. »Solche Szenarien üben wir in der NATO schon seit Jahren«, sagte Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision. Der Stab der 10. Panzerdivision trainierte mit dem »Schnellen Degen« die ihr unterstellte Panzerbrigade 12 »Oberpfalz« aus Cham, die Gebirgsjägerbrigade 23 »Bayern« aus Bad Reichenhall und die Deutsch-Französische Brigade aus Müllheim.
Nach Wildflecken gekommen sind außerdem rund 300 Soldatinnen und Soldaten der litauischen mechanisierten Iron Wolf Brigade aus Rukla (bei Kaunas). Mit dieser Brigade übt die Bundeswehr bei der anerkannten Mission enhanced Forward Presence bereits seit 2016 in Litauen an der Ostflanke der NATO regelmäßig. Die litauische Brigade wurde in Wildflecken für die NATO zertifiziert. Für General von Butler stand der Erfolg schon früh fest: »Bei dieser Übung zeigt sich erneut, wie gut wir mit den Litauern zusammenarbeiten und wie eng das Verhältnis ist.«
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